Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 82
GRÜNEN unterstützt, hat somit nicht die erforderliche
Mehrheit und ist abgelehnt.
Als Nächstes gelangt die Postnummer 53 zur
Verhandlung. Sie betrifft Subventionen aus dem Wiener Altstadterhaltungsfonds.
Es geht um die Erhöhung des Rahmenbetrages.
Frau GRin Winklbauer ist Berichterstatterin.
Berichterstatterin GRin Renate Winklbauer:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Die Debatte ist eröffnet. Frau GRin FRANK, bitte.
GRin Henriette FRANK (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Altstadterhaltungsbeirat. Sehr wenige von uns sind im
Ausschuss und haben vielleicht nicht so den Überblick, wie wir das von der
direkten Stelle aus haben, und darum darf ich hier ein paar Bemerkungen
anfügen.
Es gibt einen äußerst dicken Kontrollamtsbericht, der
darauf verweist, dass doch vielleicht nicht alles so zum Besten steht, wie wir
es uns alle wünschen.
Eine große Freude ist, dass die Grundlage ein Akt ist
über eine Erhöhung um 2 034 000 EUR.
Erstaunlich dabei ist, dass gerade im Jahr 2000 der
Betrag sehr niedrig war. Im Jahr 2001, das war zufällig ein Wahljahr, wurde er
gleich um 50 Prozent aufgestockt. Dazwischen sind die Zahlen eher stark
nach unten gegangen, und plötzlich kommt jetzt wieder eine Erhöhung, eine
ziemlich kräftige.
Es war auch schon sehr notwendig, denn alle vom
Altstadterhaltungsbeirat wissen, dass die Förderungswerber sehr, sehr lange
Wartzeiten haben, auch wenn schon ein Beschluss gefasst worden ist, weil
einfach die Mittel nicht zur Verfügung stehen, dass man dann auch das zugesagte
Geld auszahlt. Das hat den Nachteil, dass Objekte, die ohnehin schon sehr
schadhaft sind und dringend einer Reparatur bedürften, noch einmal viel länger
warten müssen, bis es dann endlich soweit ist.
Es ist daher auch um so verwunderlicher, dass das
Kontrollamt anmerken muss, dass die GIS, wenn sie die Gebühren einhebt, hier
Rundungen vornimmt, die zu Lasten der Stadt Wien gehen. Jetzt kann man sagen,
das sind ja nur 100 000 EUR. Ist richtig. Im Verhältnis zum Gesamten
ist es nicht so übertrieben viel, aber wenn man andererseits weiß, dass es hier
Förderungswerber gibt, die nur um einige wenige tausend Euro ansuchen, kann man
sich locker vorstellen, wie viel Objekte mehr dadurch befriedigt werden
könnten, was so nicht der Fall ist.
Ich möchte hier aber in erster Linie einmal die
Gelegenheit nutzen, auf verschiedene Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Es gibt
keine konkreten Förderungsrichtlinien. Wir haben bisher jedes Mal im
Altstadterhaltungsbeirat darauf verwiesen, dass es doch zum Teil auch immer
wieder ein bissel vom Goodwill des Einzelnen abhängt, inwieweit nun tatsächlich
Förderungsmittel zugesprochen werden oder nicht.
Es wurde jetzt schon eine Einigung erzielt, dass zum
Beispiel Objekte, die über sehr, sehr hohe Gewinne verfügen, und da geht es bis
zu 480 000 EUR Gewinn im Jahr, nur einen Anerkennungsbeitrag
bekommen.
Aber ich frage Sie, meine Damen und Herren, ob hier
überhaupt auch ein Anerkennungsbeitrag gerechtfertigt ist. Denn dabei handelt
es sich immer um Banken oder Immobiliengesellschaften, um Spekulationsobjekte,
die ja daran verdienen, dass sie ein ordentliches Haus, ein schön saniertes
Haus haben und daher entsprechend hohe Mieteinnahmen kassieren. Und dann sollte
man hier nicht noch zusätzlich vom Altstadterhaltungsfonds, der schon sehr
wenig Mittel hat, solche zur Verfügung stellen.
Es ist auch nicht so eindeutig geklärt, wie das mit
den gemeindeeigenen Bauten ist. Es heißt, gemeindeeigene Bauten fallen nicht in
die Unterstützung des Altstadterhaltungsfonds, dann heißt es, sie fallen schon,
aber nur mit der Kultur am Bau. Es gibt einfach keine klare Richtlinie.
So ist es auch mit dem Verkauf. Und das ist mir ein
besonderes Anliegen, denn ich glaube, wenn hier öffentliche Mittel beansprucht
werden, dann darf ein solches Objekt nicht innerhalb von 5°Jahren verkauft
werden. Damit öffnen wir wirklich den Spekulationen Tür und Tor, und ich glaube,
wir sollten hier zumindest eine Frist von 10°Jahren einsetzen. Denn wenn der
das jetzt unter 5°Jahren verkauft, kriegt er zwar einen Zinsenzuschlag und es
wird ihm einiges weggenommen von den rückzahlenden Beträgen, trotzdem sind
5°Jahre für so eine maßgebliche Sanierung auf dem denkmalpflegerischen Sektor
einfach zu kurz und das müsste erhöht werden. Wir haben uns damit eigentlich
nie auseinander gesetzt.
So ein Faktor ist auch noch beim
Altstadterhaltungsbeirat die Handhabung der Wirtschaftlichkeit. Es gibt
Objekte, die dermaßen desolat sind, dass es zu überlegen ist, ob man sie noch
saniert. Diese Objekte stehen aber auch vielfach in einem Ensemble, und es wäre
daher besonders schade, würde man jetzt darauf verzichten.
Derjenige, dem das Objekt gehört, ist aber jetzt oft
nicht bereit, obwohl ihm der Altstadterhaltungsfonds die Mittel soweit zur
Verfügung stellen würde, dass der Faktor der Wirtschaftlichkeit, also der
Unwirtschaftlichkeit, richtiger gesagt, wegfallen würde, das Objekt zu
sanieren, und es müssen dann vielleicht an exponierten Stellen Bauaufträge
erteilt werden, weil einfach die Objekte dann in zu schlechtem Zustand sind.
Ich glaube, dass sollten wir nicht zulassen. Der Altstadterhaltungsbeirat ist
aber der Meinung, wir haben keine Handhabe.
Ich gebe zu, dass es vielleicht diese Voraussetzungen
noch nicht gibt. Aber es ist für mich kein Grund, dass man sich nicht trotzdem
damit auseinander setzt.
Überhaupt sollte auch – das ist
jetzt meine Meinung – nicht immer nur das Einzelobjekt gefördert und im Auge
behalten werden, sondern vor allem das Ensemble. Wien ist eine Touristenstadt.
Die Leute kommen her, weil sie sich freuen, dass wir noch sehr viel alte
Bausubstanz haben, und dann sollten wir auch wirklich darangehen, dass wir
zumindest ensemblemäßig Schwerpunkte setzen und einmal überlegen, wo man
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