«  1  »

 

Gemeinderat, 47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 73 von 82

 

Fou gleich mit vier Filmen vertreten war.

 

Die Marke österreichischer Film, die der Film Fonds Wien gemeinsam mit der Austrian Film Commission durch aktives Networking international etabliert hat, kann man heute um die Begriffe Wiener Schule, Filmwunder Wien und young wild viennice women erweitern. Namen wie Barbara Albert oder Ruth Mader, Jessica Hausner, Ulrike Schweiger, Martina Kudlacek, Käthe Kratz oder Ruth Beckermann sind inzwischen nicht nur Cineasten ein Begriff. Dass selbst Experimentalfilme wie "Fast Film" von Virgil Widrich auf breite Aufmerksamkeit stoßen, ist eigentlich eine Sensation. Nach unzähligen Festivalauszeichnungen hat diese 14-minütige Tour de Force durch die Kinogeschichte soeben vor wenigen Tagen den europäischen Trickfilmpreis Cartoon d'Or gewonnen, in Santiago de Compostela, für die, die es ganz genau wissen wollen.

 

Ein Silberner Leopard in Locarno für Franz Novotnys "Feuer – Gori Vatra" und Ulrich Seidls "Jesus, Du weißt" als bester Dokumentarfilm beim angesehenen Festival von Karlovy Vary rechtfertigen die Förderung durch den Film Fonds mit 53 Prozent der Teilnahmekosten vollauf.

 

Aber auch die 2003 in den heimischen Kinos gestarteten Filme, die mit über 5 Millionen EUR vom Film Fonds Wien gefördert wurden, waren trotz des gesamteuropäischen Einbruchs der Besucherzahlen äußerst erfolgreich. Fast 30 000 Kinogänger und Kinogängerinnen besuchten zum Beispiel die österreichisch-chinesische Gemeinschaftsproduktion "Am anderen Ende der Brücke", die Sie, meine Damen und Herren, die Sie diesen Film nicht gesehen haben, am Nationalfeiertag um 20.15 Uhr in FS 2 beurteilen können.

 

In China wurden übrigens für diesen Film, bei dem Nina Proll, Susi Nicoletti, Julia Stemberger, Karl Merkatz und Erwin Steinhauer mitspielen, lediglich 10 Kopien gezeigt, es wurden aber über 2 Millionen Kinotickets verkauft. Ich sag' immer, Wien sollte vielleicht manchmal mit Peking verglichen werden. Aber seit dem Jahr 2000 wird ja auch die wirtschaftliche Effizienz des Films am so genannten Wiener Filmbrancheneffekt gemessen. Das ist die branchenspezifische Wertschöpfung, die sowohl die technische Infrastruktur sichert wie auch spezifische beschäftigungspolitische Ziele verfolgt. Obwohl der Film Fonds in der Vienna Region nur 100 Prozent Filmbrancheneffekt verlangt, wenn er ein Vorhaben fördern will, wurde 2003 mehr als das Doppelte der Fördergelder, nämlich 234 Prozent, in der Wiener Filmbranche ausgegeben.

 

Und gehen wir noch weiter. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen, der so genannte Territorialeffekt, ist noch beeindruckender. Mit einem Fördervolumen von 10,18 Millionen EUR wurde eine Wertschöpfung von 38,33 Millionen EUR produziert. Rechnen Sie es aus: Das ist ein Multiplikationseffekt von 376 Prozent. Also es scheint mit der Förderung nicht ganz so schlimm zu sein.

 

Neben den 21 geförderten Spielfilmen war übrigens die im Inland erfolgreichste Produktion die Komödie "MA 2412", der Kinofilm. (Unruhe bei ÖVP und FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Weil Sie sich darüber beschweren, dass die Frau GRin Vitouch ihre Berichterstattung etwas breiter macht: Wenn sie sich zu Wort meldet, die Redezeit bleibt die gleiche. Als Berichterstatterin wird sie sich etwas kürzen. (Heiterkeit.)

 

Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth Vitouch (fortsetzend): Gut. Es ist nicht mehr so lange. Obwohl die Geschichte des österreichischen Films ein langer Erfolg in den letzten Jahren ist, fasse ich es ohnedies kurz. Ich nehme nur ein paar Kostproberln heraus. (Heiterkeit.)

 

Neben den 21 geförderten Spielfilmen – wie gesagt, "MA 2412" war im Inland der erfolgreichste Kinofilm – trugen auch 8°Dokumentarfilme und ein Experimentalfilm, eben der "Fast Film", zur internationalen Werbewirksamkeit des heimischen Films bei.

 

Und dass wir auf dem eben zu Ende gegangenen Filmfest Hamburg mit Haneke, Glawogger, Neuburger, Jani und Sicheritz gleich fünffach vertreten waren, kommentiert ein Hamburger Festival-Chef so: „Eigentlich wollten wir weniger Filme als im vergangenen Jahr zeigen, aber es gibt Sachen, die sind unwiderstehlich." Und zu diesen Sachen gehört der heimische Film.

 

Zur Konsolidierung der Wiener Kinoszene trägt auch die derzeit stattfindende Viennale im Gartenbaukino, in der Urania, im Metro und im Stadtkino bei mit knapp 300 Filmen aus 44 Ländern. Neben 100 Spiel- und Dokumentarfilmen gibt es beim Kinomarathon natürlich wieder eine Reihe von Tributes, darunter auch eines an Lauren Bacall, die wir übermorgen, Sonntag, persönlich in Wien erwarten. Ich finde, das ist ein prominenter Beweis für die internationale Wahrnehmung der Viennale, des Österreichischen Filmfestivals.

 

Ich mache es jetzt ganz kurz und sage nur mehr (Demonstrativer Beifall bei ÖVP und FPÖ.): Film ist ein Grundnahrungsmittel, und ich denke, man muss eine Lanze dafür brechen, wenn sich schon von Ihnen trotz Gegenstimmen niemand meldet.

 

40 Prozent des Hauptprogramms der Viennale machen Dokumentarfilme aus. Ich habe vor zwei Tagen von Fernando Solana "Memoria del Saqueo" gesehen. Das ist die wahre und schockierende Geschichte der Plünderung Argentiniens durch Staat, Banken und Neoliberalismus – auf Kosten der Bevölkerung.

 

Und in diesem Sinne meine ich, Österreich darf nicht Argentinien werden, und bitte um Zustimmung zu diesem Akt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Meine Damen und Herren!

 

Nach unserer gemeinsamen gruppendynamischen Übung über die Geschäftsordnung kommen wir zur Abstimmung.

 

Wer für die Postnummer 50 in der vorliegenden Fassung ist, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mehrstimmig, ohne die Freiheitlichen, so angenommen.

 

Es liegt vor ein von Herrn Dr Salcher und von der Frau Mag Feldmann eingebrachter Beschlussantrag. Wer diesen unterstützen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Er ist nur von der ÖVP und den

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular