Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 82
ich sagen, wir haben doch einige Unterschriften in Simmering zusammengebracht und haben sie nicht verloren wie die FPÖ, sondern wir haben sie behalten und deswegen auch eingebracht.
Das Zweite ist, wir haben auch angefochten. Wenn man
sich anschaut, was da bis jetzt passiert ist, so sind einige der
Projektunterlagen vom Bundesministerium als unvollständig bezeichnet worden und
mussten nachgebessert werden. Die Einsprüche der Bürgerinitiative sind noch
nicht abgearbeitet, und man wird sehen, was da herauskommt. (GR Heinz
Hufnagl: Das berücksichtigt auch der Antrag! Wird im Antrag berücksichtigt!)
Das war ohnehin klar, denke ich mir. Es wäre ja irgendwie eigenartig gewesen,
wenn man das von vornherein nicht entsprechend der Rechtslage formuliert hätte.
Was uns ein bisschen stutzig macht, sind einmal die
Kosten dieser Anlage. Ich habe das vorhin schon gesagt. Da haben wir
dankenswerterweise beim Antrag auf Seite 6 Kostenschätzungen betreffend
die Biogasanlage und dann noch die geplanten Investitionskosten für die MVA. Da
steht jetzt: Investitionskosten, da gibt es alle möglichen Zahlen für Bau,
Feuerung und Kessel, Rauchgasreinigung, Wasserdampfsystem - Sie bekommen das
nachher ohnehin von mir, daher brauchen Sie nicht alles aufzuschreiben -, in
Summe 185 Millionen EUR. Dazu kommen dann Planungsaufsicht,
Projektmanagement, UVP-Verfahren und einige andere Kosten, in Summe
222,1 Millionen EUR.
Dann kommt auch eine bedeutungsschwangere Zeile. Wie
gesagt: "zuzüglich 15 Prozent Unvorhergesehenes", in Klammer -
geschätzt -, steht da. 15 Prozent Unvorhergesehenes, das sind insgesamt
33 Millionen EUR - das ist nicht so wenig! -, und es macht in Summe
255,1 Millionen und etwas aus. Es sind also 255 Millionen EUR,
und Herr Kramhöller, ein sehr geschätzter Mitarbeiter im Rathaus, spricht von
möglichen 235 Millionen EUR.
Ich finde das deswegen interessant, weil andere MVA
offensichtlich doch um ein Eckhaus billiger sind. Ich habe das vorhin schon
kurz gesagt, die Anlage in Dürnrohr kommt bei einer größeren Tonnage mit
138 Millionen aus - ich weiß nicht, wie die Niederösterreicher das machen
-, die MVA Pfaffenau ist um ein Eckhaus teurer. Ich sage einmal, die
Sozialdemokratie wird uns wahrscheinlich sagen: Die ist besser. Warum, wissen
wir nicht, aber sie scheint besser zu sein; zumindest kostet sie mehr. - Das
ist einmal das eine.
Das Zweite ist, ich habe im Jahre 2003 in einer
Presseaussendung gesagt, die Pfaffenau wird 300 Millionen EUR kosten.
Daraufhin hat mich Herr Kollege Hufnagl folgendermaßen gescholten - ich lese
das jetzt im Original vor: „Wie er auf die Zahl kommt, ist einfach nicht
nachvollziehbar." Das ist okay, ich kann aber gerne sagen, warum. „Die
Projektkosten" - und dann kommt es – „liegen bei
175 Millionen EUR." Jetzt gibt es also zwei Möglichkeiten.
Entweder haben Sie die Summe gemeint, die heute 185 Millionen EUR
ausmacht. Dann haben Sie sich um 10 Millionen EUR geirrt, plus
15 Prozent Unvorhergesehenes. Oder Sie meinen gar die Gesamtkosten, aber
dann haben Sie sich nicht um 10 Millionen EUR plus 15 Prozent
geirrt, sondern dann haben Sie sich, je nachdem, zwischen 60 und 80 Millionen EUR
geirrt. Das heißt, Sie haben sich schlicht und einfach um
1 Milliarde ATS geirrt!
Dann zu sagen: „Das ist uns langfristig die
Entsorgungssicherheit für die Wiener Bevölkerung wert.", ist ein
bedeutungsschwangerer Satz. Ich glaube auch, dass uns das wichtig ist. Aber man
muss schon überlegen, ob das jetzt 1 Milliarde mehr kostet oder nicht!
Oder zumindest 15 Millionen EUR oder 10 Millionen EUR mehr
- das ist ja auch keine Summe, die man einfach so im Hosensack eingesteckt hat.
Ich glaube schon, Kollege Hufnagl, dass das ein Ding ist, das man sich
anschauen muss.
Zu guter Letzt: Wir haben hier einen Antrag gestellt,
da ist es um das UVP-Verfahren gegangen, um die Kosten für die UVP-Erklärung
und für das UVP-Verfahren. Da war eine breite Palette von
Universitätsprofessoren dabei, es hat, glaube ich, kaum jemanden in Wien
gegeben, der da nicht mit dabei war. 5 Millionen EUR waren sozusagen
in der Kriegskasse - um es militärisch zu formulieren - der WKU. Dagegen waren
bei der Bürgerinitiative, von der Sie als Mistkäfer beziehungsweise
Marienkäferl gesprochen haben, 5 000 EUR in der so genannten
Kriegskasse, und das ist immerhin schon sehr viel Ehre, wenn man sich überlegt,
dass die Wiener Sozialdemokratie 5 Millionen EUR gebraucht hat, um
eine kleine Bürgerinitiative, die ja ein Marienkäferl ist, mit
5 Millionen EUR gegen 5 000 EUR auszupowern. (GR Heinz
Hufnagl: Da war der ganze grüne Klub dahinter, hinter dem Marienkäferl! Die
gesamte grüne Power!)
Lieber Herr Kollege! Sie haben damals gegen unseren
Antrag gestimmt, Gerechtigkeit gegenüber den Bürgern herzustellen und einen
Teil eines Fonds für etwaige Bürgerinitiativen zu verwenden. Da haben Sie
hurtig dagegen gestimmt, weil Sie meinen: Wir sind wir, wir brauchen das nicht!
- 5 Millionen EUR gegen 5 000 EUR, und der Sieger steht
noch nicht fest. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist somit geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat auf ihr Schlusswort
verzichtet.
Wir kommen zur Abstimmung.
Wer für die Postnummer 30 in der vorliegenden
Fassung ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit den Stimmen
der SPÖ mehrheitlich so angenommen.
Es gelangt nun die Postnummer 40 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Verkauf von Bauplätzen der
Liegenschaft EZ 691, KatG Speising, an die Appartementbau Rosenhügel GesmbH
sowie den Ankauf eines Grundstücks in Speising von der gleichen Firma.
Ich ersuche Herrn GR Mag Schieder als
Berichterstatter, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Mag Andreas Schieder: Ich bitte
um Zustimmung.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön.
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