Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 82
dritte heute schon steht.
Diese WKU ist eine Hülse. Ich bezeichne es deswegen als
eine leere Hülse, weil dieser so genannten privaten Gesellschaft - Frau StRin
Kossina hat immer gesagt, dass dies eine private Gesellschaft ist - jegliche
Voraussetzung fehlt. Sie ist daher nur gebaut, um eine effektive Kontrolle
seitens des Wiener Gemeinderates zu verhindern.
Die WKU wurde als Umweltschutzprojektgesellschaft am
25. April 2002 gegründet. Uns Freiheitlichen hält man heute vor, dass wir
da zugestimmt hätten. Warum hätten wir denn einer Umweltschutzgesellschaft
nicht zustimmen sollen? Es steht auf Seite 2 der Grundlagen drin - und
darum haben wir ja zugestimmt: „Mit Beschluss des Gemeinderatsausschusses für
Umwelt wurde die WKU mit dem Unternehmensgegenstand der Planung, Projektierung
und Errichtung von Anlagen zum Zweck des Umweltschutzes in Form der Behandlung
und Verwertung von Abfällen jeder Art gegründet." So weit, so umständlich
formuliert - aber bitte, wo steht da drin, dass hier eine
Müllverbrennungsanlage, und die wieder haargenau in Simmering, gemacht werden
soll? Wir haben wirklich dem Umweltschutzprojekt zugestimmt, keinesfalls aber
dieser Müllverbrennungsanlage, die zu teuer, am falschen Ort und unnötig ist!
Uns das heute vorzuhalten, ist also pure Polemik.
Auf alle Fragen bezüglich einer
Umweltverträglichkeitsprüfung, die die WKU eingereicht hatte - mein Gott, eine
private Gesellschaft, wie Frau StRin Kossina sagt! -, haben wir aber
nachgefragt: Bitte, was ist denn mit der WKU? Es gibt ja in Floridsdorf auch
ein Projekt, und die WKU reicht ein Projekt ein. Da hat uns Frau StRin Kossina
gesagt, dass niemand einer privaten Gesellschaft verbieten kann, ein
UVP-Projekt einzureichen.
Aber bitte, so privat ist diese WKU auch wieder
nicht! Der Eigentümer ist die MA 48, Wien°Kanal und EBS, und ich hätte mir
von Frau StRin Kossina erwartet, dass sie als Eigentümervertreterin uns
zumindest im Umweltausschuss fachliche Informationen gibt. Aber sie hat ja auch
in Bezug auf den Wirbelschichtofen 4, als wir eine schriftliche Anfrage
nur über die Tonnage gestellt haben - was kann man dort verbrennen? -, uns
zurückgeschrieben: Das geht uns im Umweltausschuss nichts an, da sollen wir
doch den Finanzstadtrat fragen. Sie war da also schon ein bisschen spröde, und
das als Eigentümervertreterin. Das empfinden wir als sehr undemokratisch.
Kossina - und das liest man jetzt aus dem Antrag -
hat dem Ausschuss auch verschwiegen, dass sie der WKU den Auftrag erteilt hat,
diese Umweltverträglichkeitsprüfung zu initiieren, und dass sie die WKU, also
eine private Gesellschaft, damit beauftragt hat, eine dritte - wie sie sagt,
ich sage: eine vierte - Müllverbrennungsanlage zu planen. Es gibt bis heute,
und das ist schon sehr verwunderlich, keine Diskussion im Gemeinderat darüber,
ob wir in Wien überhaupt so ein Ding brauchen. Es gibt keine bindende Erklärung
durch den Gemeinderat, dass wir eine Müllverbrennungsanlage oder auch eine
Müllbehandlungsanlage brauchen. Wir haben so etwas im Gemeinderat auch nicht
beschlossen, sondern die Sozialdemokratie hat sich einer privaten Gesellschaft
bedient, dort ist alles gemauschelt und gemacht worden. Wir haben, wenn wir
nachgefragt haben, nichts gehört, und so wurde diese vierte
Müllverbrennungsanlage durch einen privaten Betreiber ins Leben gerufen.
Es wird das Märchenbuch SUP als Begründung nicht
herhalten können. Denn in diesem Märchenbuch SUP steht drin: Der Flötzersteig
wird geschlossen, wir werden eine Abfallvermeidung machen. Das ist natürlich
alles nicht wahr. Der Flötzersteig wird nicht geschlossen, und wenn wir in Wien
wirklich Abfallvermeidung machen, dann gibt es keinen Brennstoff für die vierte
Müllverbrennungsanlage.
Ich behaupte, die Abfallvermeidung in Wien ist
gestorben und alle Beteuerungen von Seiten der alten und der neuen
Umweltstadträtin sind einfach unwahr. Derzeit hat Wien folgende Müllverbrennungskapazitäten:
200 000 Jahrestonnen Flötzersteig, 240 000 bis
270 000 Jahrestonnen Spittelau und 70 000 Jahrestonnen im
WSO 4. Das heißt, wir haben drei Müllverbrennungsanlagen in Wien, und wir
haben eine Kapazität von 510 000 bis 540 000 Jahrestonnen, die wir
verbrennen können. Wenn dann noch eine Müllvermeidung in Wien stattfindet, dann
steht für den Müllofen in Simmering nichts mehr an Brennstoff zur Verfügung.
Immer wieder behauptet die alte Stadträtin - und die
neue plaudert es gerne nach; vielleicht macht sie es auch absichtlich, das wäre
aber sehr bedenklich -, dass das Gesamtmüllaufkommen angeblich steigt. Ich habe
hier das Statistische Handbuch der Stadt Wien, und nur das ist für mich die
Wahrheit, die Presseaussendungen zählen da wirklich nichts: Das
Gesamtmüllaufkommen 2001 war 568 000 Tonnen, 2002 561 000 Tonnen, 2003 554 000 Tonnen.
Liebe Frau
Stadträtin! Kommen Sie heraus, lesen wir dann vielleicht gemeinsam Ihr Werk von
der MA 66, die Statistik Wien in Zahlen, und erklären Sie mir, wer von uns
beiden nicht lesen kann oder warum Sie bewusst in der Öffentlichkeit weiterhin
die Unwahrheit verbreiten. Sie können auch in dieses statistische Werk
hineinschauen: 1993 waren es 569 000 Tonnen, heute sind es
554 000 Tonnen. Die Müllmengen in Wien sinken, wir brauchen keinen
weiteren Müllofen, und schon gar nicht in Simmering. Wenn Sie irgendwelche
Erklärungen haben, wenn Sie Zahlen neben diesem Statistischen Handbuch der
Stadt Wien haben, dann zeigen Sie mir Ihre Wahrheiten! Ich glaube nur das, was
die MA 66 hier schwarz auf weiß druckt. Bitte hören Sie endlich auf,
Nebelgranaten zu schießen, um diesen Müllofen in Simmering zu argumentieren.
Die WKU ist, wie gesagt, eine
Scheingesellschaft. Die Kapazitäten, die hineinkommen, bestimmt die MA 48,
die Kapazitäten, die herauskommen - Flugasche, Schlacke, die Energien -, alles
bestimmt die MA 48. Wofür brauchen wir diese WKU? Nicht einmal den Betrieb
schafft sie, der wird ja der Fernwärme Wien übergeben. Ich könnte Ihnen das
jetzt im Detail vorlesen, aber das ist nicht notwendig. Den Akt werden Sie
genauest studiert haben und werden trotzdem die
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