Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 93
Diese Veränderungen waren aber gleichzeitig der
Startschuss und der Auslöser, diese Untersuchungskommission abzudrehen. Denn
man hat der Frau StRin Pittermann den Sessel vor die Türe gestellt, gestern
sogar auch bildlich, man hat es miterleben können: Zwar war sie noch in Amt und
Würden, aber ihr Büro ist schon ausgeräumt worden. (GR Kurt Wagner: Das
stimmt ja gar nicht!) Das stimmt ja gar nicht? - Nein, stimmt nicht, nein,
sie haben nur die Kisten herausgetragen, die Sessel und die Tische, aber im
Übrigen ist in dem Büro nichts passiert! (Zwischenruf des GR Kurt Wagner.)
Vielleicht hat sie ohnehin noch irgendwo ein Tischerl gehabt - nein, es ist
kein Problem!
Man hat ihr den Sessel vor die Tür gestellt, nicht
nur bildlich, sondern de facto. Denn ab heute gibt es eine neue
Gesundheitsstadträtin, und mit diesem Startschuss "Gesundheitsstadträtin
Neu" wollte man natürlich rasch ein Ende dieser Untersuchungskommission
finden - womöglich kommt noch jemand auf die Idee, weitere unangenehme Fragen
zu stellen.
Man hätte natürlich die Möglichkeit gehabt, genügend
Zeit noch in Anspruch zu nehmen, um Zeugen zu hören und um weitere Sitzungen zu
terminisieren. Aber das Fest muss weitergehen, heute ist die Angelobung einer
neuen Stadträtin, und die darf mit so einem Pflegeskandal natürlich nicht
beschädigt werden, sondern sie wird heute die Gelegenheit haben, alles das zu
erklären, was jetzt neu werden wird, ohne auch nur einen Zentimeter der alten
Verfehlungen aufgearbeitet zu haben.
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer (unterbrechend): Herr Gemeinderat, ich
bitte Sie, zum Schluss zu kommen.
GR Günter Kenesei
(fortsetzend): Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Das werfe ich Ihnen vor: Sie haben mit Ihrer Mehrheit hier
herinnen den Wienerinnen und Wienern keinen guten Dienst erwiesen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Wir haben nur ein kleines technisches Problem.
Aber wir haben eine zweite, eine klassische Uhr, sodass es funktionieren kann.
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec.
GRin Ingrid Korosec
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das Verhalten der SPÖ-Mehrheitsfraktion ist wirklich
ein demokratiepolitischer Skandal! Herr Kollege Deutsch, ich habe Ihre zwei
Seiten durchgelesen. Ich bin mir so vorgekommen, als wäre ich auf einer anderen
Veranstaltung gewesen, weil das, was dort gestanden ist, etwas ganz anderes war
als das, was wir erlebt haben. Man kann das, auch wenn Sie es jetzt versuchen,
nicht schönreden. Die Untersuchungskommission wird von Ihnen einfach abgedreht
- Schluss, wir haben die Mehrheit, und wir bestimmen, was zu geschehen hat!
Meine Damen und Herren! Das war ja nicht irgendeine
Untersuchungskommission. (GR Günther Barnet: Kann man das Mikro auch
einschalten?) Ich schreie schon sehr, ja. (GR Heinz-Christian Strache:
Man hört nichts!) - Es war ja nicht irgendeine Untersuchungskommission, es
war der SPÖ-Pflegeskandal! Meine Damen und Herren, da sind nicht nur jene
Menschen betroffen, die heute pflegebedürftig sind, sondern die ganze Wiener
Bevölkerung ist von diesem Pflegeskandal betroffen. (Beifall bei der ÖVP.) Trotzdem drehen Sie einfach ab!
Herr Kollege Deutsch! Kommen Sie mir nicht mit der
gemeinsamen Vereinbarung, das stimmt so nicht. Wir haben vereinbart, dass wenn
das Beweisverfahren abgeschlossen ist, die Kommission auch vorzeitig beendet
werden kann. Wenn das bis zum Sommer möglich ist, warum nicht - das haben wir
besprochen! Aber wir sind nicht fertig. Es ist mir eigentlich unbegreiflich,
offenbar kann niemand bei Ihnen lesen. Denn wenn Sie den Einsetzungsantrag
anschauen, dann muss ja bei Ihnen allen klar werden, dass hier nur ein Teil
erledigt ist. Wir haben vieles von dem nicht erledigt, wir haben etwa überhaupt
keinen Zeugen von einem anderen Pflegeheim gehabt. Das alles ist deutlich im
Einsetzungsantrag angeführt. Offenbar wollen Sie das alles negieren. Außerdem,
meine Damen und Herren, hat es inzwischen auch einen Toten gegeben. Ich hoffe,
das haben Sie nicht vergessen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren von der SPÖ-Alleinregierung!
Ich frage Sie: Ist Ihnen das Halten eines ins Auge gefassten Termins wichtiger
als die Aufklärung der gravierenden Missstände bei der Pflege von alten
Menschen im Bereich der Stadt Wien? - Ich verstehe, muss ich Ihnen ganz offen
sagen, die sozialdemokratische Welt nicht mehr (Heiterkeit bei den GRÜNEN.),
und ich frage Sie: Wird eine Kommission abgedreht, weil Bgm Häupl einen
Schlussstrich ziehen will unter Altlasten, weil er vielleicht auch in Ruhe den
Sommer verbringen will und weil er im Herbst 10°Jahre Häupl feiern will? - Da
passt so ein Skandal natürlich nicht hinein.
Aber, meine Damen und Herren, das Abdrehen - gehen
wir weg von der Kommission - hat ja bei Ihnen Tradition. Ich brauche nur daran
zu erinnern, dass Sie heute auch den Geriatriebericht hier vorlegen werden. Da
zeigt sich dieselbe Vorgangsweise: Gute Diskussion in fünf Sitzungen, aber als
es ans Eingemachte gegangen ist, als Sie sich hätten deklarieren müssen -
Zeitplan, Finanzierungsplan -, da haben Sie abgedreht, und jetzt bringen Sie
allein einen Antrag ein.
Meine Damen und Herren! Ihr Verhalten ist
unglaublich. Sie missbrauchen Ihre Mehrheit und nehmen in Kauf, dass dies zu
Lasten der pflegebedürftigen Menschen in dieser Stadt geht. (Beifall bei der ÖVP.) Meine sehr
geehrten Damen und Herren von der sozialdemokratischen Fraktion, in Wahrheit
sind Sie der sozialdemokratische Pflegefall in Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zum Wort gemeldet: Herr GR Barnet.
Abg Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Kollege Deutsch, auch wenn Sie
sich irgendwo dort hinten verstecken und mit ich weiß nicht wem parlieren, mit
Kollegen Vettermann, Schieder oder wem auch
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