Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 93
immer - ich verstehe das schon! (GR Harry Kopietz:
Vor Ihnen versteckt sich niemand!) Es ist unangenehm, bei der Unwahrheit
ertappt zu werden, und Sie sind ertappt!
Sie haben die Frage gestellt, wer einen Antrag auf
Änderung der Tagesordnung gestellt hat, und ich sage es Ihnen: Der Kollege
Serles! Der Kollege Serles in der vorvorletzten Sitzung, als es darum gegangen
wäre, den Leiter der Internen Revision des Krankenanstaltenverbundes, der im
Raum anwesend war, zu einer wichtigen Fragestellung zu befragen. Und wer hat
verhindert, dass er befragt wird? - Die Sozialdemokratie mit ihrer gnadenlosen
Mehrheit! (Zwischenruf der GRin Mag Sonja Ramskogler.) Kollege Deutsch,
es ist unangenehm bei der Unwahrheit ertappt zu werden, und noch dazu
öffentlich! (Beifall bei der FPÖ.)
Kollege Deutsch! So ist ja das gesamte Verhalten
gewesen, das die SPÖ die ganze Zeit an den Tag gelegt hat. Immer dann, wenn es
eng geworden ist, etwa bei der Frage der politischen oder rechtlichen
Verantwortung, wurde zugedeckt, verschleiert, gemauert, dass dem Kollegen
Driemer von der Bau- und Holz-Gewerkschaft ganz warm ums Herz geworden wäre (Heiterkeit
bei der FPÖ.). So viel Mörtel, so viel Holz, so viele Ziegel sind da
verbraucht worden, um Wände aufzustellen, damit die Wahrheit nicht ans
Tageslicht kommen kann!
Das war das Verhalten der Sozialdemokratie, und ich
werde Ihnen noch einige Beispiele nennen, Kollege Deutsch. (Beifall bei der FPÖ.) Sie brauchen sich nicht dort hinten zu
verstecken. Mich hört jeder, und Sie werden sich nicht verstecken können.
Wir hätten noch gerne den Präsidenten des
Rechnungshofes gehört zu der Frage, wie er denn dazu kommt, in seinem
Rechnungshofbericht des Jahres 2001 zu schreiben, dass es eine politische
Weisung gegeben hat, die Pflegeheime der Stadt Wien nicht zu kontrollieren. Und
was haben die entsprechenden Zeugen, der ehemalige Leiter der MA 47, der
Bürgermeister, der damals zuständige StR Rieder gesagt, alle drei: Sie wissen
nichts von einer politischen Weisung. Aber der Rechnungshof schreibt es in
seinen Bericht, und wir hätten den Herrn Rechnungshofpräsidenten - egal, ob den
alten oder den neuen - gerne zu der Frage gehört, wie der Rechnungshof zu
diesem Ergebnis kommt. Wer hat es verhindert, weil er keine weiteren
Zeugenladungen zugelassen hat? Die Sozialdemokratie mit ihrer gnadenlosen
Mehrheit des Zudeckens, Verschleierns und Zumauerns!
Kollege Deutsch! Die Kommission mag aus sein, aber
diese Fragestellungen sind noch nicht zu Ende. Wir werden uns mit der Frage
beim Rechnungshofpräsidenten beschäftigen, wie es zu dieser Aussage gekommen
ist. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, ob nach dem
Disziplinarverfahren gegen den Leiter der MA 47 auch die
Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht wird, um die
Frage zu klären, ob es denn nicht auch das Tatbild des § 302 StGB, Amtsmissbrauch,
erfüllt. Denn es sind Menschen zu Schaden gekommen, wie wir an dem einen
Todesfall gesehen haben, und da wollten Sie wieder - ich habe es gesagt -
zudecken, verschleiern, mauern. Aber das werden wir nicht zulassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Sie in Ihrem Bericht sagen, es sind nur
Einzelfälle, da ist kein System dahinter, dann frage ich mich, warum der
Volksanwalt etwas ganz anderes schreibt, warum er natürlich - wir haben es
gestern schon diskutiert - von schweren Pflegemängeln spricht, von Systemfehlern
spricht, und warum Ihr Bericht anders ausschaut. Sie werden sich dieser Frage
stellen müssen.
Sie werden sich auch der Frage stellen müssen, warum
Sie verhindert haben, dass der Stadtsenatsakt vorgelegt wird, ein einfacher
Stadtsenatsakt, der als Beweismittel vorgelegt werden sollte zu der Frage, ob
anlässlich der Beschlussfassung des Stadtsenates ab dem Jahr 2000 die
MA 47 endlich ihrer gesetzlichen Aufsichtspflicht nachkommt, welche
Anordnungen daraufhin getroffen wurden, welcher Stadtrat eine Anordnung
getroffen hat, ob der Bürgermeister eine Anordnung getroffen hat, ob der Leiter
der Magistratsdirektion eine Anordnung getroffen hat, die unmittelbar an die
MA 47 ergangen ist, endlich das Gesetz zu vollziehen, damit der damals
zuständige Leiter nicht sagen kann: Ich habe ja nichts davon gewusst, ich hatte
nur einen Rechtsirrtum, niemand hat mir gesagt, dass was zu tun ist.
Sie haben sogar verhindert, dass ein einfacher Stadtsenatsakt
als Beweismittel vorgelegt wird. Dann kommen Sie nicht heraus und sagen Sie
nicht: Wir haben versucht, alles aufzuklären, es ist alles aufgeklärt. - Das
Gegenteil ist der Fall: Zudecken, verschleiern, mauern, dass den Bauarbeitern
nur so warm ums Herz wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Lindenmayr. Ich erteile es ihm.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte wegen der Wichtigkeit noch einmal die
Chronologie, die wichtigsten Eckdaten festhalten. Es wurde Mitte Mai
einvernehmlich mit allen Fraktionen und mit dem Vorsitzenden festgehalten, dass
am 24. Juni ein Schlussbericht erstellt werden soll. (StRin Karin
Landauer: Hat es den Toten am Dachboden gegeben oder nicht?) Am
14. Mai wurde zu diesem Schlussbericht ein-geladen, und - auch das wurde
hier schon gesagt - es wurde von den anderen Fraktionen keine Änderung der
Tagesordnung verlangt. Das Schöne an der ganzen Sache ist ja, dass diese
Untersuchungskommission öffentlich ist. Alle Protokolle können im Internet
nachgelesen werden, alles kann nachgelesen werden, jeder kann sehen und lesen,
wer hier jetzt tatsächlich die Wahrheit und wer die Unwahrheit spricht, auch
wenn es hier von anderen anders dargestellt wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Anfang Juni wurde vereinbart, dass
bis 16. Juni jede Fraktion einen Entwurf einer Gliederung erstellt. Daran
hat sich nur die SPÖ-Fraktion gehalten, die anderen Fraktionen trotz Urgenz
nicht. In 10°Monaten 18 Sitzungen und über 70 Stunden Tätigkeit -
hier wurde wahrlich
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