Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 93
Sie nun, einen unabhängigen Vorsitzenden einer
Kommission unter Druck zu setzen. Das ist wahrlich skandalös! (Beifall bei
der SPÖ.)
Der Vorsitzende hat dem Verlangen auf Einberufung
einer weiteren Sitzung entsprechend dem Minderheitsrecht selbstverständlich
entsprochen. Durch die Einberufung der Sitzung am darauf folgenden Tag war es
überhaupt erst möglich, dass Sie nachträglich, nämlich nach der Tagesordnung am
24. Juni, noch einen Minderheitenbericht einbringen konnten. Bei einer
Anberaumung der Sitzung beispielsweise 10°Tage später wäre dies gar nicht mehr
möglich gewesen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte
festhalten, dass wir uns um einen gemeinsamen Bericht bemüht haben. (GR
Günther Barnet: Nein!) Ich habe dies in der Tat auch vor einigen Wochen
noch für möglich gehalten. Es haben Redaktionssitzungen stattgefunden (GR
Günther Barnet: Der Fasching ist vorbei, Herr Kollege!), vereinbarungsgemäß
haben wir auch die entsprechenden Unterlagen übermittelt. Dem sind Sie nicht
nachgekommen, sodass wir dann für den bereits festgesetzten Termin auch den
Bericht übermittelt haben.
Ich komme daher zum Schluss und halte fest: Alle Zeugen
wurden befragt, alle Experten wurden gehört, nichts blieb offen. (GRin Heike
Trammer: ... vor der Sitzung ...!) Jetzt geht es darum, aufgrund der
Ergebnisse der Untersuchungskommission, aufgrund der Empfehlungen des
Kontrollamtes, aber auch aufgrund des Berichtes der Geriatriekommission
konkrete Maßnahmen umzusetzen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächster Redner ist Herr GR Kenesei gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Es ist wirklich ein Lehrbeispiel der
Sozialdemokratie, wie man ein demokratisches Recht aller hier im Gemeinderat
vertretenen Fraktionen so hinbiegt, dass die Sozialdemokratie immer noch mit
einem zumindest leichten blauen Auge aus der Geschichte herauskommt.
Der Argumentation des Kollegen Deutsch folgend, wäre
es ja überhaupt interessant, bereits ab der zweiten oder dritten Sitzung einer
solchen Untersuchungskommission sich darauf zu verständigen, einen Endbericht
vorzulegen. (GR Dr Matthias Tschirf: Gleich am Anfang!) Denn jeder kann
sich natürlich darauf einstellen, dass nach Befragen des ersten oder zweiten
Zeugen keine weiteren Erkenntnisse zu erwarten sind. Das heißt, wir machen
einfach Schluss, schreiben einen Bericht und schreiben in den Bericht hinein:
Wir nehmen zur Kenntnis, dass alles besser werden sollte, und werden uns
bemühen, das auch zu tun. Das ist nämlich die verkürzte Form des Berichtes, wie
er heute vorliegt, wenn man ihn liest.
Denn in die Conclusio hineinzuschreiben, Kollege
Deutsch: "Wie auch die Prüfergebnisse zeigten, bestanden zwar einzelne
Pflegemängel. Dass ein Pflegeskandal vorgelegen habe, muss ich jedoch
ausdrücklich als unzutreffend bezeichnen" - ich frage mich nur, von wem es
als unzutreffend bezeichnet wurde. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist da der
Skandal!) Ausschließlich von den Mandatarinnen und Mandataren der
sozialdemokratischen Fraktion! (GR Kurt Wagner: Die Zeugen!)
Bezeichnend ist - wir haben jetzt die zweite
Untersuchungskommission -, dass es offensichtlich zu einer SPÖ-Taktik geworden
ist, lange genug zu leugnen, bis man es dann selber glaubt, dass es diesen
Skandal nicht gibt. (GR Günther Barnet: Ja!) Ich erinnere an den
Flächenwidmungsskandal: Nein, den hat es nicht gegeben. (GR Kurt Wagner:
Weil Ihre Zeugen ...!) Es hat dann nur jemand natürlich "in Pension
gehen" müssen - unter Anführungszeichen -, es hat eine totale
Umorganisation im Bereich der MA 21 ergeben, aber einen Skandal, bitte,
meine Damen und Herren, hat es nie gegeben! (GR Kurt Wagner: Ihr Zeuge XY
war nicht bereit, einen Namen zu nennen!)
Der hat nicht XY, sondern NN geheißen - wenn Sie ein
bisschen aufgepasst hätten und dort nicht immer nur, ich weiß nicht, Tetris oder
sonst was auf Ihrem Computer gespielt hätten, sondern wenn Sie mitgearbeitet
hätten. Denn die Mitarbeit der sozialdemokratischen Fraktion beim
Flächenwidmungsskandal, aber auch beim Lainz-Skandal war - wie sagt es der Herr
Bürgermeister immer so schön: - "enden wollend". Denn es war
Hauptaufgabe der Oppositionsparteien, und da allen voran der GRin Pilz, an die
Zeugen immer wieder die Fragen zu stellen, die wirklich eine Substanz gebracht
haben.
Es ist bezeichnend für die SPÖ, gerade die Personen -
im Flächenwidmungsskandal war ich es, im Lainz-Skandal war es die GRin Pilz -
in Misskredit zu bringen, die es geschafft haben, diesen Skandal aufzudecken.
Da hat man zuerst den Finger hingelegt und gesagt: Na ja, stimmt das überhaupt,
was die sagen? Gibt es das überhaupt? - Denn beim Flächenwidmungsskandal war es
die Frage, ob und wie es diese Absprachen gegeben hat. Beim Lainz-Skandal wurde
gefragt, ob und wie es tatsächlich diese "Unannehmlichkeiten" gab,
wie es einmal von einem SPÖ-Mandatar formuliert wurde.
"Unannehmlichkeiten" waren es, was die
Patienten dort über sich haben ergehen lassen müssen - das ist ja schon die
Chuzpe zum Quadrat, meine Damen und Herren, diesen Pflegeskandal als
"Unannehmlichkeiten" für die Pfleglinge darzustellen. No na, gefreut werden
sie sich haben, wenn um 3 Uhr das Licht ausgegangen ist! Was soll also
diese Formulierung? Haben Sie das überhaupt durchgelesen? (GRin Anica
Matzka-Dojder: Keine Ahnung ...!) Ich habe das Vergnügen gehabt, Ihre
Debattenbeiträge zu hören, Frau Kollegin, und mache mir mein eigenes Bild
darüber.
Erst nachdem der öffentliche Druck wirklich so groß
geworden ist, hat der Herr Bürgermeister reagiert und in einer wirklich
ausgezeichneten Art und Weise vor dieser Untersuchungskommission Sache geredet,
auch Tacheles genannt. Er hat es dort unverblümt, klar und deutlich zur Sprache
gebracht: Jawohl, das hat nicht so funktioniert, wie es funktionieren sollte,
und da muss es Veränderungen geben.
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