Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 93
kein einziges Mal entschuldigt hat, im Gegensatz zum
Herrn Bürgermeister, und Sie politisch die Opposition mundtot machen und
einfach darüber fahren. Diktatorisch deswegen, weil Sie die alten Leute, die
alten Menschen in Lainz in zwangsjackenähnliche Gewänder stecken und der
Opposition hier im Haus einfach den Mund verbieten, ja einfach den Mund
verbieten. Und unsensibel deswegen, weil so wie Sie den alten Menschen in Lainz
um 15 Uhr Nachtruhe verordnet haben, hier fünf Minuten vor Schluss der
Verhandlungen einfach der Rollbalken runtergeht. Schluss mit lustig, aus mit
Diskussionen, der Rollbalken geht herunter, Sie schließen die Sitzung. (GR Godwin Schuster: Das war vereinbart mit
euch!) Sie schließen die Sitzung, weil Sie feiern wollen. Weil Sie in
Wahrheit feiern wollen, auf der Donauinsel und hier in diesem Gemeinderat bei
der Angelobung Ihrer neuen Stadträte.
Herr Kollege Schuster, diese Feiern werden wir Ihnen
gründlich verderben, darauf können Sie sich verlassen. (Beifall bei der FPÖ und
der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Deutsch. Ich erteile es ihm.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Es war die Aufgabe der Untersuchungskommission, den
Sachverhalt zu ermitteln und dem Gemeinderat darüber Bericht zu erstatten. Und
diese Aufgabe ist erfüllt, ein Bericht liegt heute vor.
Pflegemängel sind nicht zu beschönigen, es geht aber
auch aus dem Bericht eindeutig hervor, dass von einem Pflegeskandal nicht
gesprochen werden kann. Was Sie hier betreiben, Frau Kollegin Pilz, ist Angst
machen, ist Panik machen. Wir konnten feststellen, dass eine sichere Pflege
immer gewährleistet ist. Auf Grund der beschränkten Redezeit ist es mir leider
nicht möglich, auf Ihre Polemiken einzugehen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall
bei der SPÖ.)
In insgesamt 18 Sitzungen wurden in rund
70 Stunden dutzende Zeugen befragt, hunderte Seiten Protokolle verfasst
und Experten gehört. Die Untersuchungskommission sollte effizient, fair und
transparent arbeiten, und dies wurde trotz aller Emotionalität, die in den
Befragungen zum Ausdruck gekommen ist, auch erfüllt.
In den Sitzungen wurde eine umfangreiche Prüfung
durchgeführt, alle Sachverhalte wurden gründlich bearbeitet und behandelt und
die Untersuchungskommission hat auch eine intensive Arbeit geleistet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die heutige
Aufregung ist deshalb ein Theaterdonner, man könnte auch sagen, teilweise eine
Politshow, weil Sie jetzt ein behördliches Verfahren in der Tat mit einer Show
verwechseln. (GR Dr Matthias Tschirf:
Glauben Sie das selbst?) Sie wissen nämlich ganz genau, dass das Procedere
in der Untersuchungskommission gemeinsam und einvernehmlich mit dem
Vorsitzenden festgelegt wurde, sowohl die Terminauswahl als auch die
Reihenfolge der Zeugen betreffend. (GR Heinz-Christian Strache: Ist alles
eine Erfindung der Zeitungen!) Dies ist auch im Beschlussprotokoll am
29. April zum Ausdruck gekommen, worin Sie nachlesen können, dass im
Einvernehmen mit dem Vorsitzenden fixiert wurde, dass die abschließende Sitzung
am 24. Juni stattfindet. (GRin Dr Sigrid Pilz: Es ist nur leider wer
gestorben inzwischen! - Ruf bei der FPÖ: Es ist wer gestorben! - Weitere
Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Ihre Aufregung jetzt, dass Sie von einem
Bericht überrascht worden wären, ist mehr als unglaubwürdig, weil auch die
Einladung zur Sitzung bereits am 14. Mai erfolgte, mit der Tagesordnung,
einen Bericht zu beschließen beziehungsweise einen Minderheitenbericht
vorzulegen. Das kann Ihnen doch nicht entgangen sein.
Einvernehmlich wurde auch mit Mitte Mai die
Zeugenbefragung, das Beweisaufnahmeverfahren abgeschlossen, und mit Ausnahme (GRin Dr Sigrid Pilz: Nur für die SPÖ!)
- ich komme jetzt schon dazu -, mit Ausnahme einer Sondersitzung aufgrund eines
sehr tragischen Vorfalls am Dachboden des GZW - wobei es sich um ein laufendes
Verfahren handelt, in dem es polizeiliche Ermittlungen gibt und möglicherweise
auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird -, mit Ausnahme dieser
Sondersitzung haben sechs Wochen keine weiteren Sitzungen stattgefunden. (GR Dr Matthias Tschirf: Alles abgedreht!)
Wenn es Ihnen so ernst gewesen wäre, weitere Beweisanträge einzubringen, so
hätten Sie das in diesen sechs Wochen auch tun können. (Beifall bei der SPÖ.
- GRin Dr Sigrid Pilz: Da war der Tote noch nicht gefunden! - GR Günther
Barnet: ... Sie abgelehnt haben!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch der
Vorsitzende hat mehrfach angeboten, weitere Sitzungstermine anzuberaumen, Sie
haben aber festgehalten, dass kein weiterer Bedarf besteht. (GRin Dr Sigrid
Pilz: Da war der Tote noch am Dachboden! - Weitere Zwischenrufe.) Ich frage
Sie jetzt: Wer von Ihnen hat in der Untersuchungskommission den Antrag
gestellt, die Tagesordnung abzuändern? - Niemand, kein Einziger von Ihnen hat
den Antrag gestellt, diese Tagesordnung abzuändern! Niemand hat den Antrag
eingebracht. (Beifall bei der SPÖ.)
Umso ungeheuerlicher ist daher heute der Vorwurf, die
Untersuchungskommission wäre vorzeitig beendet worden. (GR Dr Matthias
Tschirf: Das stimmt ja!) Wenn Sie jetzt der Meinung sind, dass es noch
Fragen gegeben hätte (GR Günther Barnet: ... Revision haben wollen! Haben
Sie abgelehnt! ... Unwahrheit!), die zu behandeln gewesen wären, so
erinnere ich daran, dass es genau der Wunsch der Opposition war, kein
Verfahrensprogramm zu beschließen, sondern sich auf Schwerpunkte, die sich aus
dem Verlauf der Verhandlungen heraus ergeben, zu konzentrieren. Dies ist auch
geschehen.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die jetzt auf den Vorsitzenden der Untersuchungskommission Dr Körber
gestarteten Angriffe sind natürlich auf das Entschiedenste zurückzuweisen. Nur
weil Sie mit dem Ergebnis einer Untersuchungskommission nicht einverstanden
sind (GR Gerhard Pfeiffer: Ablauf!), versuchen
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