Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 93
Abstimmung dieses Antrags. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Warum habt's ihr dem Gemeinderat zugestimmt? - Beifall bei den
GRÜNEN. - GR Günter Kenesei: Damit solche Missverständnisse nicht mehr
passieren!)
Sehr geehrte Damen und Herren! Jetzt hat die Sozialdemokratie
die Chance (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ihr habt zugestimmt!),
eindeutig zu dokumentieren, dass das "Haus der Heimat" keine Gelder
von Seiten der Stadt bekommt und auch nicht mehr bekommen wird. Und dass diese
Empörung von Seiten der GRÜNEN, dass wir damit nicht alleine stehen, das wissen
Sie auch.
Zahlreiche Kulturschaffende in dieser Stadt haben
klare Positionen ergriffen. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Darum
sage ich Ihnen einmal die Wahrheit!) So sagt etwa Gerhard Ruis (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Darum sage ich Ihnen einmal die Wahrheit!)
in einem offenen Brief: "Als Angehöriger einer vertriebenen Familie
spreche ich einem solchen 'Haus der Heimat' jedes Recht ab, als Sprachrohr der
Interessen der Vertriebenen zu dienen. Ein solches 'Haus der Heimat' ist kein
Haus der Heimat. Es stellt vielmehr eine Beleidigung und sich als Haus der
Heimatvertreibung dar. Als Angehöriger der Republik Österreich, als aktiver und
passiver Teilnehmer am literarischen, künstlerischen und kulturellen Leben in
Österreich, speziell in meiner Heimatstadt Wien, empfinde ich es als
Ungeheuerlichkeit, ein solches Haus überhaupt und dann noch aus
Kulturförderungsmittel zu subventionieren."
Und im Übrigen, sehr geehrte Damen und Herren, auch die
Bundes-SPÖ ist nicht einer Meinung mit der Wiener SPÖ, die bis vor kurzem dem
"Haus der Heimat" Geld geben wollte, denn Albrecht Konecny - Mitglied
beziehungsweise Vorsitzender der SPÖ-Bundesratsfraktion - etwa sagt, dass das
"Haus der Heimat" kein Ort sein kann, der Geld bekommt, denn die
Nutzung des von der FPÖ/ÖVP hoch subventionierten "Haus der Heimat"
als Plattform für den berüchtigten deutschen Rechtsradikalen Schönhuber und
7,2 Millionen EUR Subvention, damit Rechtsradikale einen hübschen Veranstaltungsort
haben, das kennzeichnet die Politik der Regierung Schüssel und stellt auch
klar, was von deren Einsparungen zu halten ist. Das sagte Albrecht Konecny am
20. November 2002.
Und auch Ihr Justizsprecher Hannes Jarolim tritt klar
gegen das "Haus der Heimat" und seine Subventionierung auf und sagt -
und mit diesem Schluss möchte ich auch gerne schließen - etwas sehr Wichtiges,
sehr geehrte Damen und Herren. Er sagt: "Charakterstärke kann man nicht
herbeireden, Charakterstärke muss man eben vorleben." - (GR Günter
Kenesei: Ja, Charakterstärke!) Danke! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Ulm zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Selbstverständlich ist es ein grober Fehler, eine Einladung
an jemanden auszusprechen, der die Existenz von Gaskammern leugnet.
Selbstverständlich kann es überhaupt keinen Grund geben, Rechtsextremismus in
irgendeiner Weise zu subventionieren und selbstverständlich haben wir die
Verpflichtung und tun das als ÖVP auch immer ganz entschieden, gegen Verharmlosung
von Rechtsextremismus und Nationalsozialismus aufzutreten.
Nichtsdestoweniger kann der Schluss, den die GRÜNEN
in dieser dringlichen Anfrage gezogen haben, nämlich dass das "Haus der
Heimat" ein Veranstaltungszentrum der rechtsextremen Szene ist, sicherlich
nicht gezogen werden. Träger des Hauses ist der Verband der Volksdeutschen
Landsmannschaften Österreichs, ein Verband mit Funktionären, die drei Parteien
nahe stehen, der SPÖ, der FPÖ und der ÖVP. Dieses Haus wurde 1996 eröffnet.
Möglich gemacht wurde es durch die Dotierung des Bundes in beträchtlichem
Ausmaß unter Bundeskanzler Vranitzky, eröffnet wurde es durch den Präsidenten
des Nationalrats, Heinz Fischer. Gemeinderäte der SPÖ finden sich hin und
wieder dort ein, um bei Ausstellungseröffnungen zu sein und es finden dort
Ausstellungen statt, wie beispielsweise "Sudetenland, Wiege der
Sozialdemokratie".
Wir haben in einem Rechtsstaat die Verpflichtung, bei
seriöser Betrachtung einer Angelegenheit so seriös zu unterscheiden und so
seriös zu untersuchen, dass wir zwischen dem Trägerverein des Hauses Verband
der Volksdeutschen Landsmannschaften und dem "Neuen Klub" klar unterscheiden.
Es gibt in diesem "Haus der Heimat" einen
Veranstaltungssaal, der verschiedensten Organisationen immer wieder zur
Verfügung gestellt wird. Unter anderem wurde dieser Veranstaltungssaal auch
einem "Neuen Klub" zur Verfügung gestellt und es ist in der Tat
passiert, dass dort mehrfach Personen aufgetreten sind, die im "Handbuch
des Rechtsextremismus" aufscheinen. Ich halte das für einen Fehler. Ich
glaube, dass man als Träger solch eines Hauses die Verpflichtung hat, sich sehr
genau anzusehen, wer der Vertragspartner ist und wer zu solchen
Diskussionsveranstaltungen eingeladen ist.
Aber, sehr geehrte Damen und Herren von den GRÜNEN,
Sie machen Ihr Anliegen nicht glaubwürdiger mit einer Dokumentation, die mir
zur Verfügung steht und auf die meine Vorrednerin auch hingewiesen hat, nämlich
auf die Dokumentation jener Personen, die in diesem Haus gesprochen haben und
auf Grund derer die Ableitung getroffen wird, dass es sich um ein Veranstaltungszentrum
der rechtsextremen Szene handelt! Da ist nämlich auch ein gewisser Herr Dr
Lothar Höbelt genannt. So kann es ja wohl nicht sein, dass man jetzt jemanden
wie Dr Lothar Höbelt nicht mehr einladen darf, weil man dann sofort als
Rechtsextremist bezeichnet wird! Ich glaube, da hätte auch der ORF einiges
dagegen.
Ich glaube, dass alles, was das Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes macht, für uns eine sehr wertvolle Hilfe in der
Beurteilung von Sachverhalten ist. Es kann aber auch nicht so sein, dass man
von Haus aus davon ausgeht, dass das die absolute
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