Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 93
beschlossen. Die MA 7 fungiert dabei lediglich als ein
Exekutivorgan des Bezirks und hat eine Liste der zu fördernden Kulturvereine,
darunter befand sich auch der Kulturkreis 23, übermittelt erhalten.
Mangels Kenntnis des zugrunde liegenden Programminhalts konnte daher seitens
der Zentralstellen noch keine Aktivität entfaltet werden. Sollte sich hier in
der Tat ein Rechtsradikaler darunter befunden haben, dann ist dies zunächst
juristisch, aber selbstverständlich auch politisch festzustellen.
Frau Gemeinderätin, erlauben Sie mir eine sehr persönliche
Schlussbemerkung:
Ich verstehe durchaus Ihre Emotionen, auch Ihre politischen
Emotionen, die Sie hier Ihrer dringlichen Anfrage zugrunde legen. Ich darf Sie
nicht zuletzt auch ein bisschen auf meine eigene persönliche politische Biografie
aufmerksam machen. Ich halte daher Ihre Unterstellungen, die Sie nicht zuletzt
in dieser dringlichen Anfrage, aber vor allem auch in Ihrer Begründung hier
dargelegt haben, dass etwa auch mein Verhältnis zu Rechtsradikalismus oder
Nationalsozialismus ein nicht 100-prozentig geklärtes sein soll, für eine
unbeschreibliche Unterstellung! (GR Mag Christoph Chorherr: Das hat sie
nicht gesagt!) Dann würde ich bitten ... (GR Mag Christoph Chorherr: Das
hat sie nicht gesagt!) Dann würde ich bitten, die Frage 7 anzuschauen,
die hier drinnen steht: Ob wir auch in Zukunft vorhaben, rechtsradikale
Veranstaltungen zu subventionieren. (Aufregung bei den GRÜNEN.)
Da sage ich jetzt: Nein, da kenne ich, mit Verlaub gesagt,
keinen Spaß! Ich lasse mir von euch mit großer Sicherheit, absoluter
Sicherheit, nicht unterstellen, dass ich in diese Richtung ein ungeklärtes
Verhältnis habe! Sollte das der Fall sein (GR Günter Kenesei: Wer hat es
denn beschlossen? Wer?), dann werden wir das in Zukunft sicherlich auch so
gestalten, wie jemand, dem man so etwas unterstellt. Wenn ihr nicht in der Lage
seid zu unterscheiden, was ein korrektes Verhältnis dazu betrifft, was ein
korrektes und vielleicht auch historisch anders betrachtetes betrifft, und dann
hier den Sozialdemokraten oder auch mir persönlich unterstellt, dass es hier
ein ungeklärtes Verhältnis dazu gäbe, der wird es sicherlich auch mit allen
Konsequenzen zu tun haben!
Ich habe es nicht notwendig, nicht zuletzt auch vor
meinem persönlichen politischen Hintergrund, mir, sehr geschätzte Frau
Gemeinderätin, das sagen zu lassen! Ich weise das auch mit jener
Entschiedenheit, auch mit jener emotionalen Entschiedenheit zurück, die dem angebracht
ist, was Sie an Emotionalität hier eingebracht haben! Hören Sie auf damit, zu
sagen, da sind weiche Antifaschisten und da sind die wahren Antifaschisten. Sie
haben kein Recht dazu! (Beifall bei der SPÖ und des GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik:
Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion
maximal 180 Minuten beträgt. Jeder Redner hat 20 Minuten Zeit.
Als Erste ist Frau GRin Ringler zur Debatte gemeldet.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Gemeinderat! Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Ich habe in meiner Rede niemals behauptet, dass das
Leid all jener, die vertrieben werden, in irgendeiner Form in Frage zu stellen
ist.
Ich habe auch Ihnen, Herr Bürgermeister, auch wenn
Sie mir jetzt ungerne zuhören wollen, nicht unterstellt, dass Sie persönlich
kein korrektes Verhältnis zum Nationalsozialismus haben. Aber es ist ein
Faktum, das nicht zu verleugnen ist, dass der Akt zur Subventionierung des
"Haus der Heimat" bis in den Kulturausschuss gelangt ist. Es ist ein
Faktum.
Ich gehe nicht davon aus, sehr geehrter Herr Bürgermeister,
auch nach Ihrer Rede nicht, dass das von Ihrer Seite gebilligt wird. Und das
freut mich, denn kurz hatte ich tatsächlich leise Zweifel, ob die Sozialdemokratie
weiß, was sie hier tut.
Aber, und das ist schon auch ein wichtiger Punkt ... (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wissen die GRÜNEN, was sie tun?) Die GRÜNEN
wissen ganz genau, was sie tun, Herr Kulturstadtrat (GR Dr Kurt Stürzenbecher:
Sie haben doch überhaupt keine Ahnung!), offensichtlich länger als Sie. (GR
Dr Kurt Stürzenbecher: Keine Ahnung haben Sie!)
Ich weise darauf hin, dass die GRÜNEN, im Gegensatz
zu der SPÖ, in der Zweiten Lesung im Parlament diesem Paket selbstverständlich
nicht zugestimmt haben (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Und in der
Dritten Lesung?) und in der Dritten Lesung (GR Dr Matthias Tschirf: Und
das ist die Entscheidende!) den Hochwasseropfern sehr wohl ein Geld
zukommen lassen wollten, denn das war das Paket. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Haben die GRÜNEN zugestimmt oder nicht? Haben sie zugestimmt
oder nicht? - Aufregung bei den GRÜNEN.)
Ich halte nochmals fest: Die Fakten sind nicht wegzuleugnen,
sehr geehrte Damen und Herren! Herr Schönhuber, Herr Nordbruch, Herr Lüftl
haben seit 1997 im "Haus der Heimat" referiert. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Frage: Haben die GRÜNEN zugestimmt oder nicht? Haben
die GRÜNEN zugestimmt? Haben die GRÜNEN zugestimmt?) Und das ist nicht zu
leugnen, von niemandem und nichts!
Die Tatsache, dass der Akt von der Tagesordnung
abgesetzt wurde, zeigt mir, dass die Sozialdemokratie offensichtlich ernsthaft
bereit ist, darüber nachzudenken, ob diese Subvention tatsächlich erteilt wird
oder nicht. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Zum Unterschied von den
GRÜNEN!)
Es ist auch ganz einfach für die Sozialdemokratie,
das heute hier auch in aller Deutlichkeit zu dokumentieren, denn wir bringen
einen Antrag ein, der folgendermaßen lautet:
"Der Gemeinderat ersucht den Bürgermeister der
Stadt Wien und die Mitglieder der Wiener Stadtregierung sicherzustellen, dass
dem "Haus der Heimat" keine wie immer geartete Unterstützung oder
finanzielle Mittel weder in direkter noch indirekter Form seitens der Stadt
Wien zukommt."
Und in formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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