Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 106
Bühne, ich muss schon sagen, das ist ein starkes Stück,
nämlich ein Wahlaufruf: Gehen Sie bitte am 24. November zur Wahl und
achten Sie darauf, dass diese Schmierenkomödie keine Fortsetzung findet!
Ich meine, das ist schon zu diskutieren, weil es
sicherlich der ganzen Sache geschadet hat. Man mag auch hier der Meinung sein,
dass alles erlaubt ist. Aber die Stimmung und die Bedenken, die anschließend
entstanden sind, haben einer guten Sache ganz sicher geschadet. Wir dürfen
nicht vergessen, dass auch private Investoren dabei sind. Es könnte durchaus
sein, dass sich der eine oder andere private Investor in Zukunft überlegt, ob
er Gelder hergibt, wenn man so eine Sache für parteipolitische Aufrufe
missbraucht. Es ist aber auch so, dass sich viele Künstler distanziert haben.
Einige Künstler, die mit dem vorhergehenden Preis ausgezeichnet wurden - das
waren die Kainz-Medaille und der Nestroy-Ring - und die jetzt mitentscheiden
können, haben sich zurückgezogen und protestiert. Ich glaube, es hätte nicht
geschadet, Herr StR Mailath-Pokorny, wenn Sie sich da zumindest zu Wort
gemeldet hätten.
Wir werden diese Sache in Zukunft weiter beobachten.
Wir haben ja damals, als der Theaterpreis unter Ihrer Ägide eingeführt wurde,
Herr StR Marboe, nicht mitgestimmt - wenn Sie sich erinnern können (StR Dr
Peter Marboe: Sie haben meine Aussendungen dazu gelesen?) -, weil wir
gesagt haben: Wozu hat man eigentlich eine so gute Tradition wie die
Kainz-Medaille und den Nestroy-Ring abgeschafft? Wir waren sehr misstrauisch,
und ich muss sagen, dieses Misstrauen war berechtigt. Ich hoffe, dass so etwas
in Zukunft nicht mehr vorkommen wird. Sonst kann ich mir vorstellen, dass sich
viele Leute von dieser Art von Gala, von dieser Art von Preisverleihung
wirklich abwenden werden, weil es der Stadt Wien und der Kulturlandschaft Wiens
wirklich nicht gut tut.
Ich komme
jetzt zu einem weiteren Antrag. Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es ja um
eine Umwandlung der gesamten Theaterlandschaft, und im Zusammenhang damit sind
noch einige Probleme zu lösen. Unter anderem geht es um die Situation des
Theaters beim Auersperg. Dieser Antrag lautet, dass der Herr Kulturstadtrat
hier eine konstruktive Lösung suchen möge - das habe ich hier ziemlich
detailliert ausgeführt -, und zwar in Form eines Zwangsausgleichs, weil das -
ich habe mich da beraten lassen - wirklich sehr viele Vorteile hätte. Ich werde
das jetzt nicht mehr detailliert vortragen - diejenigen, die hier
mitentscheiden, haben das sicherlich ganz genau studiert - und möchte diesen
Antrag gemeinsam mit Gerald Ebinger und Dr Andreas Salcher einbringen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir stimmen dem
Antrag der Berichterstatterin zu. Wir finden, es ist eine gute Sache. Ich bin
neugierig, was Sie vor allem betreffend die privatwirtschaftliche Einbindung
oder die privatwirtschaftlichen Gedanken, was die Musicals anbelangt, zu
unternehmen gedenken, Herr StR Mailath-Pokorny. Ich weiß, das ist eine
Herausforderung, aber wenn Ihnen das gelingen würde, dann wäre das, muss ich
sagen, eine gute Sache. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau GRin Klicka zum Wort gemeldet. - Bitte.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ja, es sind sehr viele Anträge zu diesem Vorhaben
eingebracht worden. Es freut mich ganz besonders, dass es uns Sozialdemokraten
gelungen ist, nach vielen Vorüberlegungen und Vorarbeiten das Theater an der
Wien in Zukunft in ein Opern- und Festivalhaus überzuführen. Für diese
Vorarbeiten werden auch diese Subventionen beantragt. Ich denke, dass es
wirklich eine Weichenstellung ist, die mit dem Mozartjahr 2006 ihren Beginn
nehmen wird.
Wir werden dem Antrag der freiheitlichen Gemeinderäte
in Bezug auf ein Gesamtkonzept für das Theater an der Wien im Sinne von
Mozart-Festwochen insofern zustimmen, als wir das gerne im
Gemeinderatsausschuss behandeln werden. Auch dem Antrag, ein Rohkonzept, das
derzeit erarbeitet wird, und einen Spielplanentwurf zu diskutieren, werden wir
sehr gerne zustimmen, Frau Kollegin Unterreiner. Wir werden das zum gegebenen
Zeitpunkt dem Kulturausschuss auch vorstellen und es dort besprechen können.
Zu dem Antrag auf Privatisierung der Musicalbühnen:
Frau Kollegin Unterreiner war gerade so interessiert daran, wie wir uns dazu
verhalten werden. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner bespricht sich mit GR Mag
Helmut Kowarik.) Es tut mir Leid, dass Sie mir nicht zuhören wollen. (GRin
Mag Heidemarie Unterreiner: Tut mir Leid, ich wurde abgelenkt!) - Zu dem
Antrag auf Privatisierung der Musicalbühnen: Wir haben ein Beispiel in
Deutschland erlebt, das uns gezeigt hat, dass diese Privatisierung nicht von
Erfolg gekrönt war. Die Stella GesmbH hat mit ihrem Haus Schiffbruch erlitten
und ebenso ergeht es dem Musicalhaus in Hamburg, das unter sehr geringen
Besucherzahlen leidet. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Was heißt: nur
diskutieren, andenken?)
Für uns Sozialdemokraten ist es ganz einfach wichtig,
dass Kultur und auch Unterhaltungskultur als gesellschaftspolitische Aufgabe
gesehen wird. Wir wollen die Vielfalt der Angebote möglich machen, was wir aber
im Bereich einer Privatisierung, bei der wir weder die Möglichkeit haben,
mitzusprechen, noch die Möglichkeit besteht, den Kulturgenuss allen zugänglich
zu machen, nicht tun können. Im Bereich der Privatisierung stehen die
wirtschaftlichen Überlegungen genauso wie eine Gewinnmaximierung im
Vordergrund. Uns aber ist es wichtig, den Wienerinnen und Wienern über die
Musicalbühnen auch kulturelle Experimente, Neuerungen und hohe Qualität
anbieten zu können.
Weiters möchte ich auf den Antrag bezüglich der Erhaltung
des Theaters beim Auersperg eingehen. Es ist uns aus rechtlichen Gründen nicht
möglich, unseren Stadtrat aufzufordern, einen Zwangsausgleich durchführen zu
lassen oder herbeizuführen, weil dies nicht in die Zuständigkeit des Stadtrats
fällt. Es ist der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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