Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 106
Hufnagl: Ein gutes Jahr zu spät!) Ich kann Ihnen,
wenn Sie wirklich Interesse haben, die einzelnen Punkte und wie viel das in
Millionen EUR ausmacht, vorlesen. Sie werden es aber sicher kennen. (GR
Godwin Schuster: Das ist kein Paket!) Also, wenn Sie es kennen, dann
verstehe ich nicht, wieso Sie dagegen ... (GR Christian Oxonitsch: Was ist
da Investition? - Aufregung bei der SPÖ.) Ja, und? Wenn Sie es kennen ... (GR
Godwin Schuster: Kein einziger Arbeitsplatz mehr!) Immerhin, wir haben es
gemacht. Sie haben noch viele Tage einer Alleinregierung vor sich, aber Sie
werden kein so ein Paket zusammenbringen. Das ist mir ganz klar! (GR Godwin
Schuster: Kein einziger Arbeitsplatz mehr! Kein einziger! - Aufregung bei der
SPÖ. - Beifall bei der ÖVP.)
Im gleichen Zeitraum hat der Wiener Wirtschaftsstadtrat
mit einem Rahmen von 45 Millionen EUR mit Hilfe des WWFF ein sozialistisch
dominiertes Firmenimperium aufgezogen. Im Rahmen des ZIT, des so genannten
Zentrums für Innovation und Technologie, werden laufend Töchter gegründet,
Enkelfirmen aufgemacht, alles mit Steuermillionen errichtet, also beamtete Wirtschaftsfunktionäre
in dynamischen Wirtschaftszweigen der modernen Technologie!
Schauen Sie sich einmal das Firmengeflecht an! Ich
kann es Ihnen hier zeigen. (Der Redner zeigt eine Aufstellung.) Sie
wissen es eh auch gut, aber es ist immer schön, wenn man einen optischen
Eindruck davon gewinnt. Das alleine hat das ZIT im Jahr 2001 erreicht. So viele
Töchterfirmen wurden gegründet und überall sitzen die gleichen Prokuristen
drinnen, unter anderem natürlich typische Funktionäre sozialistischer
Provenienz, zum Beispiel eine Dame, die im Vorzimmer der Frau Ederer gesessen
ist als sie Zentralsekretärin war, und so weiter. Ich könnte Ihnen ja dazu die
Namen nennen. Sie wissen es ja selber eh ganz genau.
Jetzt mache ich da niemandem einen Vorwurf. Jemand,
der auf diese Art und Weise in Betrieben Geschäftsführer wird, der hat einfach
die Verantwortung über die Verwendung der Mittel - das ist ein typisches
Beamtendenken -, während hingegen ein Manager eines Privatbetriebs die
Verantwortung zum Erreichen eines Gewinns hat. Und genau das ist der
Unterschied! Genau das macht die Dynamik aus! Da investieren Sie
45 Millionen EUR in eine Beamtenstruktur, die unsere moderne Technologie
in ein dynamisches Zeitalter hineinbringen soll. Die Moderatorenrolle müsste
durchaus ausreichend sein, Sie müssen sie nicht überall noch mit
Kapitalmehrheit ausstatten. Wenn Kapital hineingepumpt wird, dann zumindest nur
jenes, das die Sperrminorität sichert, aber nicht dass da 70 Prozent und
90 Prozent und so weiter an diesen Tochterfirmen Kapital des Steuerzahlers
Anteil sein muss. Mobilisieren Sie Privatkapital, aber das wollen Sie ja nicht!
Sie wollen ja überall die Hand drauf haben, überall den Daumen hineindrücken.
Das ist es, warum die Wirtschaft in Wien solche Probleme hat! (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier ist die
Stadt und hier ist der Finanz- oder Wirtschaftsstadtrat säumig. Da hat er dann
Ausreden aller möglicher Art.
Darüber muss noch gesprochen werden, hin und zurück
und so weiter. Nein, da muss man beginnen: Was hat zum Beispiel die Volkspartei
getan? - Ich nenne Ihnen dazu nur ein Beispiel. Wir hatten die Idee für den
Bio-Cluster in Heiligenstadt. Herr VBgm Görg hat das Geld für eine Feasibility
Study hergegeben, damit einmal geprüft wird, ob das Ganze auch möglich ist. Das
alles ist geschehen, als wir noch an der Stadtregierung beteiligt waren. Aber
dann - jetzt steht die Partie! Eindreiviertel Jahre lang hat sich nichts getan.
Wieso?, frage ich Sie. - Hier könnten Sie tätig werden!
Jetzt sage ich Ihnen etwas: Wir werden erreichen,
dass dieser Bio-Cluster Heiligenstadt 4 000 zusätzliche Arbeitsplätze
schafft. Ich sage Ihnen das und ich garantiere Ihnen das, wie ich heute hier
stehe, obwohl ich nicht die Möglichkeiten und nicht die finanziellen Mittel
habe, die Sie zur Verfügung haben, um daraus etwas zu machen. Das ist eine
Idee, die sich selbst durchsetzt, die braucht niemanden. Ich kann nur sagen,
wir waren es immerhin, die sie aufgebracht haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Darum werden 4 000 neue Arbeitsplätze in Heiligenstadt
und in Döbling geschaffen werden. Jetzt ist es wieder an der Zeit, darüber zu
reden, denn soeben wird die Flächenwidmung durchgeführt. Es dauert ohnedies
unendlich lange, muss man sagen, eineinhalb Jahre für dieses Gebiet. Aber gut,
es ist ein Architektenwettbewerb gewesen, das ist wichtig, das gehört dazu. Die
Widmung soll angeblich bis Jahresende fertig sein, ich hoffe, dass das
tatsächlich geschieht.
Die Planung zur Realisierung muss jetzt gestartet
werden - und was geschieht? - Der Herr Stadtrat sitzt da und sagt, es ist noch
mit den ÖBB zu verhandeln und dann muss man noch mit dem Bildungsministerium verhandeln.
- Das ist alles Wurscht! Es gibt eine ganze Reihe privater Interessenten, die
nur darauf warten, dass sie investieren können. Baxter-Immuno hat dem Herrn
Bürgermeister und Herrn Präsidenten Nettig eine Zusage gemacht: 500
Arbeitsplätze, haben sie gesagt, werden sie in Heiligenstadt aufbauen. Allein
das müsste uns doch schon "roglert" machen: 500 von den 75 000 Arbeitsplätzen,
die wir brauchen würden, wären schon wieder auf der Welt!
Aber warum geschieht nichts? - Immer wieder und immer
öfter werde ich hier darauf pochen, dass endlich eine solche Errichtungs- und
Betreiberfirma eingerichtet wird, doch nicht wieder von beamteten
Wirtschaftsfunktionären, sondern mit Privatkapital. Die Initialzündung
allerdings muss natürlich von dem kommen, der einerseits das Interesse daran
hat und der andererseits auch die Möglichkeiten und die Hoheit darüber hat, dass
etwas geschieht.
Ich sage Ihnen, wenn Sie weiter so wirtschaften wie
bisher, werden wir noch oft über Arbeitsplätze diskutieren müssen. Da brauchen
Sie nicht an die Bundesregierung zu denken, sondern werden sich ausschließlich
an die eigene Brust klopfen dürfen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zur
Beantwortung der dringlichen Anfrage liegt keine Wortmeldung
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