Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 106
kann ich nicht erwarten, dass die Konsumkraft
wirtschaftsstimulierend ist! (GR Dr Matthias Tschirf: Die Gebührenerhöhungen
in Wien!) Das ist doch ganz logisch! Ich meine, so viel Volkswirtschaft
verstehen Sie wahrscheinlich auch (GR Dr Matthias Tschirf: Die
Stromsteuer!), dass das nicht gut gehen kann!
Wieso tut diese Bundesregierung zum Beispiel nichts,
wenn sie so für die Beschäftigung ist? (GR Dr Matthias Tschirf: Die
Stromsteuer! - GR Georg Fuchs: Das ist ja das Tragische!) Warum tut diese
Bundesregierung nichts gegen das Schwarzunternehmertum? Warum tut sie nichts
gegen Sozial- und Steuerbetrug? Warum setzt sie die EU-Richtlinien im Baubereich
nicht um? - Das sind alles Fragen, die für die Beschäftigung der Bauwirtschaft
von höchster Priorität sind! Das müsst ihr einmal auch euren Kollegen in der
Bundesregierung sagen! (GR Dr Matthias Tschirf: Aber schauen Sie einmal, was
hier geschieht!) Das ist der eigentliche Kern! Das ist der Kern!
Meine Damen und Herren! Sie müssen zur Kenntnis
nehmen, alle Ihre Ablenkungsmanöver hier in Wien, die Sie in der Wahlzeit
natürlich versuchen - ich glaube, Sie haben immer Wahlzeit, habe ich so das
Gefühl, Sie kommen nicht zum konkreten Arbeiten, weil Sie sich immer im
Wahlkampf befinden (GR Dr Matthias Tschirf: Nein, wir sind bereit, uns mit
den Themen zu allen Zeiten auseinander zu setzen!) -, gehen eindeutig ins
Leere. Fakten liegen am Tisch, dass hier die sozialdemokratische Stadtregierung
in Wien mit allen Maßnahmen, die möglich sind, versucht, die Arbeitslosigkeit
zurückzudrängen, für Beschäftigung zu sorgen und für Jugendbeschäftigung und
für die Ausbildung Geld auszugeben.
All das haben Sie (Aufregung bei den GRe Georg
Fuchs und Dr Matthias Tschirf.) vom Herrn Bürgermeister ausführlichst
beantwortet bekommen. Ich weiß nicht, warum Sie das nicht zur Kenntnis nehmen
wollen, aber ich verstehe, dass Sie heute hier wahltaktisch punkten wollen. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist ja das Geld vom Bund!)
Es wurde gesagt, wenn jetzt erstmals im vergangenen
Jahr die Stadt Wien wesentlich mehr Geld für Investitionen ausgibt als es der
Bund tut (GR Dr Matthias Tschirf: Sie verteilen das Geld vom Bund!),
dann können Sie uns nicht einreden, Herr Kollege Schock, dass der Bund jetzt
viel, viel mehr Geld ausgibt! (GR Dr Matthias Tschirf: Was ist mit den
600 Millionen vom Bund?) Das gibt es ja nicht, meine Damen und Herren!
Also, ich glaube ... (GR Dr Matthias Tschirf: Sie verteilen ja nur das Geld
vom Bund! Was ist mit den 600 Millionen vom Bund? - Aufregung bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren, hören Sie einmal zu! Selbst
der Bürgermeister war aus freundschaftlicher Beziehung zum Präsidenten Nettig
so fair, Dinge da nicht zu sagen! Reden Sie einmal mit Ihrem Präsidenten! (GR
Georg Fuchs: Der Präsident hat ja gewarnt!) Der ist doch sozusagen ... (GR
Georg Fuchs: Er hat gesagt: Tun Sie was in Wien!) Präsident Nettig sagt ja
ganz deutlich: Wien ist ein Magnet internationaler Investitionen.
57 Prozent aller Direktinvestitionen in Österreich fallen auf die
Bundeshauptstadt. Der Präsident zeigt sich auch überzeugt davon, dass sich die
Standortqualität Wiens in den letzten Jahren wesentlich verbessert hat! (GR
Dr Matthias Tschirf: Aus der Sicht der Wirtschaft ist das völlig richtig!) Das
sind doch Fakten, die Sie nicht vom Tisch wischen können oder, Herr Klubobmann,
wer hat jetzt Recht? Ihr Wirtschaftskammerpräsident oder haben Sie Recht? (GR
Dr Matthias Tschirf: Aus der Sicht der Wirtschaft ist das völlig richtig!)
Ich glaube, dass der Wirtschaftskammerpräsident das realistischer sieht.
Es liegt auf der Hand, meine Damen und Herren, diese
Bundesregierung hat eine falsche Budget- und Wirtschaftspolitik und damit
Arbeitsmarktpolitik gemacht. Sie hat eine Situation herbeigeführt, deren
Auswirkungen jetzt die gesamte Bevölkerung in Österreich zu tragen hat. (Aufregung
bei der ÖVP.) Lassen Sie endlich einmal die ständigen Vorwürfe gegen die
Stadt Wien, die alles tut, um Arbeitslosigkeit zu verhindern, Beschäftigung zu
fördern und die Wirtschaft zu fördern, weil heute gesagt wurde, wir haben die
Wirtschaftsförderung zurückgenommen.
Meine Damen und Herren! Wenn man über den
Arbeitsmarkt redet, dann schauen Sie sich doch einmal das Nachbarbundesland
Niederösterreich an! Schauen Sie sich das einmal an: 33 000 Arbeitslose
per Ende September, das sind um 15 Prozent mehr Arbeitslose in
Niederösterreich im Vergleich zum September im Vorjahr. Jetzt können Sie aber
nicht sagen, dort haben die Sozialdemokraten die Verantwortung zu tragen! Warum
schauen Sie nicht ein bisserl auch dorthin?
Ich halte fest, meine Damen und Herren, und genau in
die Richtung der Opposition: Diese dramatische Arbeitsmarktlage, die wir in Österreich
und auch in Wien haben - ich verkenne sie nicht - ist größtenteils
bundeshaushaltsgemacht. Bundeshaushaltsgemacht! Ich sage das noch einmal,
genauso wie auch die Bauwirtschaft, wenn sie ein politisches Instrument dieser
Bundesregierung wird, nämlich hire and fire, und die Bauwirtschaft Stopp und Go
zu fahren. (GR Dr Matthias Tschirf: Lenken Sie nicht ab!) Die
Bauwirtschaft ist wieder ein politisches Instrument der Bundesregierung
geworden! Darum geht's der Bauwirtschaft so schlecht! (GR Georg Fuchs:
Kollege Driemer, das ist ja nicht wahr! - GR Dr Matthias Tschirf: Schauen Sie
sich die Arbeitslosenzahlen in Wien an!)
Aber Kollegen schauen Sie sich doch einmal die
Auftragsstatistik Mitte des Jahres 2002 an. Da müssen Sie erkennen, dass die
Bauproblematik nicht ein Wiener Problem ist, sondern der Auftragsstand im
Bundesgebiet um 4,8 Prozent zurückgegangen ist, in Wien aber nur um
3,8 Prozent! (GR Dr Matthias Tschirf: Über 8 Prozent Arbeitslose!)
Nur um 3,8 Prozent! Da sehen Sie, dass ... (GR Dr Matthias Tschirf:
Schauen Sie sich doch die Arbeitslosenzahlen in Wien an! Das ist die Aufgabe
des Gewerkschafters!) Noch einmal: In Kärnten um 29 und etliche Zehntel
Prozent, in der Steiermark um 13 Prozent, in Vorarlberg um
11 Prozent. (GR Dr Matthias Tschirf: Über 8 Prozent Arbeitslose!) Ich
muss Ihnen das sagen! Ich muss Ihnen eine kleine Lehrstunde
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