Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 106
gefragt, ob er Instrumente zur präzisen Abschätzung der
Beschäftigung im Bau hat - Herr Planungsstadtrat, Sie werden sich ja erinnern
-, dass man abschätzen kann, wie viele Arbeitsplätze mit Investitionen im Bau
geschaffen werden können. Sie haben damals in der Fragestunde gesagt: Das
wissen wir eh alles, wir brauchen das nicht, kein Bedarf. Bitte nachlesen.
Statt sofort einen Forschungsauftrag zu geben, über die Wirkung der baurelevanten
Maßnahmen, meine Damen und Herren, hat der Finanzstadtrat - und da spreche ich
Sie an - bis heute dazu nichts unternommen. Denn so eine Studie gibt es noch
nicht. Obwohl es Gesellschaften gibt, die solche ausarbeiten, obwohl es
Bundesländer gibt, die das tun.
Und weil ich schon bei Ihnen bin, Herr Finanzstadtrat.
Haben Sie gewusst, meine Damen und Herren, dass der Herr Finanzstadtrat seit
1999 ein EU- Programm in der Tasche hatte gegen die Ausgrenzung am
Arbeitsmarkt? Dieses Programm hat er erst vor vier Wochen vorgestellt. Seit
1999 ist er im Besitz dieses Programms, seit 2000 hätte er es schon längst
umsetzen können. Die Bundesregierung hat mit diesem EU-Programm
77 Projekte umgesetzt. Der Finanzstadtrat fängt erst im Jahre 2002 an,
darüber nachzudenken, weil er es erst dann dem AMS vorstellt. Das ist doch
fahrlässig, bitte, Herr Finanzstadtrat! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael
Häupl: Vorsichtig sein!)
Sehen Sie, das sind die Vorwürfe. Sie tun nichts. Das
Programm hat immerhin Gültigkeit bis 2005. Sie können sich noch anstrengen.
101 Millionen EUR stehen für Sie zur Verfügung, um abzurufen, wenn Sie
Projekte bieten. Jetzt haben Sie endlich Gott sei Dank begonnen.
Es geht weiter: Zehntausende Vormerkungen für
Reihenhäuser gibt es bei den Wohnbaugenossenschaften, bei den gemeinnützigen
Bauträgern. Alle die wollen diese Reihenhäuser, Siedlungshäuser. Keine Umwidmungen
gibt es, Herr Planungsstadtrat. Da hält man ja etwas zurück. Geld ist aber
vorhanden. Ja, warum tun Sie das nicht, was die Menschen wollen, warum investieren
Sie dort nicht, wo eine Nachfrage ist? Wollen Sie dort wieder investieren, wie
am Leberberg, wo keine Nachfrage ist, an schlechten Orten, wo die Wohnungen
dann leer stehen? Jetzt hätten Sie es richtig tun können. Herr
Planungsstadtrat, Sie sind in Verzug. Obwohl wir die Grundstücke haben bei den
Bauträgern, fast 2 Millionen Quadratmeter.
Und von den Forschungsaufträgen habe ich schon
gesprochen. Ich glaube einfach, dass im Sanierungsbereich viel mehr unternommen
hätte werden sollen, viel mehr, denn jeder Euro Förderung in die Sanierung ist
mit 2,5 bauwirksam.
Wissen Sie, dass 41 Prozent aller eröffneten
Insolvenzen das Baugewerbe in Wien betreffen? Das muss Ihnen doch zu denken
geben. Warum haben Sie denn bitte nicht die Warnungen des Herrn Präsidenten
Nettig vor einem Jahr wahrgenommen, wie er in den Zeitungen darüber geschrieben
hat? Warum haben Sie das nicht getan, für das Kleingewerbe, für die vielen
Leute, die sich mühevoll in ihren Unternehmen abrackern? Das wurde in keiner
Weise getätigt.
Die Wahrheit bei diesen Förderungen der Sanierung ist
folgende, und da nehme ich jetzt nur die thermische Sanierung her. Schauen Sie
sich die thermische Sanierung an. Frau StRin Kossina ist leider nicht da, Wohnbaustadtrat
Faymann ist auch nicht da. (Bgm Dr Michael Häupl: Der kennt Ihre Rede
vermutlich!) Komischerweise ist es ihm gar nicht wichtig, als
Wohnbaustadtrat, wenn es um Wohnbau geht, da zu sein. Wahrscheinlich sind ihm
die Menschen dieser Stadt egal. Ich stelle fest, dass das nicht in Ordnung ist.
(Bgm Dr Michael Häupl: Schaut auf eure eigene Fraktion!)
Ich darf hier darauf hinweisen, dass Sie, Herr Kollege
Driemer, zum Beispiel gesagt haben, Sie wollen bei der thermischen Sanierung
5 000 Wohnungen einbeziehen. Wissen Sie, wie die Wahrheit ausschaut bei
der thermischen Sanierung? 2001 58 Projekte, 7 846 Wohnungen.
Statistik 2001. 21 Millionen S Förderungsmittel. 2002, bis vor
ungefähr einer Woche, gibt es 43 Projekte. Sie sind sogar heruntergefallen,
obwohl das nichts ist, was Sie 2001 an thermischer Sanierung gemacht haben. Sie
sind von 58 auf 43 heruntergefallen, von 7 846 Wohnungen auf 2 000
Wohnungen.
Was hilft es denn den Menschen, den Unternehmen, wenn
Sie im Dezember in die Landesregierung einen Schwung Förderungen hineingeben?
Dann werden die doch nicht wirksam in diesem Jahr. Die brauchen bitte kontinuierliche
Auftragsvergaben, und das sind jene Dinge, die wir Ihnen vorwerfen.
Sehen Sie, da rede ich gar nicht den Klimaschutz an
bei der thermischen Sanierung und die Aussage der StRin Kossina, dass Öllicht
wichtiger ist, als die Pellets-Heizung. Das ist überhaupt ein starkes Stück.
Meine Damen und Herren! Sie haben die Herausforderungen
der Zukunft nicht erkannt, weder im Energieeinsparen bei den
Nullenergiehäusern, Niedrigenergiehäusern, noch bei der Erdwärme. Hier gibt es
keine Förderung, auch wenn Fördermittel da wären. Hier würde es sich entwickeln
von einer Nische zu einer riesigen Sparte, würden die Unternehmen entsprechende
Umsätze machen, wenn Sie dafür sorgen würden, dass auch Fördermittel gegeben
werden, so wie in den anderen Bundesländern.
Meine Damen und Herren! Bisher gibt es die Aussage -
und die ist, glaube ich, ja noch gültig, Herr Bürgermeister - des
Spitzenkandidaten Gusenbauer: Sparen, wo es sinnvoll ist. - Das Sparen im Baubereich,
bei den Förderungsmitteln, bei den Menschen, bei den arbeitenden, da ist es
nicht sinnvoll.
Wenn Herr Gusenbauer schreibt, "Wir haben in den
letzten Jahren viel lernen müssen, aber jetzt haben wir es", dann würde
ich sagen: Seine Freunde in der Stadt Wien müssen noch viel lernen, was
aggressives Investieren bedeutet. Und Gusenbauer hätte Ihnen sicherlich den
Ratschlag geben können, hätte er schon etwas gelernt, dass Sie mehr investieren
sollen.
In dem Sinne, glaube ich, ist die dringliche Anfrage
für die Menschen, die keine Arbeit haben in dieser Stadt, gerechtfertigt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur Beantwortung
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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