Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 106
man sich unterhält und gar nicht zuhört, was gefragt wird. (GR
Harry Kopietz: Im Gegensatz zu euch können wir lesen!) Ich habe gerade mit
einem Kollegen von Ihnen gesprochen, der es nicht gelesen hat. (GR Godwin
Schuster: Nein!) Sehen Sie, und genauso gehen Sie damit um, und das zeigt,
welche Stellung Sie wichtigen Fragen in dieser Stadt beimessen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die Situation am Arbeitsmarkt
ist dramatisch. (GR Godwin Schuster: Ja, ja, ja! - GR Harry Kopietz: Durch
die blau-schwarze Chaosregierung!) Ursache, Herr Kollege Driemer, ist, weil
die Stadt Wien Versäumnisse getätigt hat, weil sie Investitionsvolumen
reduziert hat - ich werde es Ihnen beweisen -, weil sie Investitionen nicht
vorgezogen hat und weil sie keine legistischen Verbesserungen durchgeführt hat.
Das sind die Dinge, die drei Säulen, warum es in unserer Stadt die
Arbeitslosigkeit vermehrt gibt, als in Österreich gesamt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Lassen Sie mich vergleichen den Jahresdurchschnitt
der Beschäftigten der Vorjahre, 2001 zum Beispiel mit den zehn Jahren davor.
Lassen Sie mich das nur vergleichen, so ergibt sich gesamtösterreichweit ein Zuwachs
von 82 000 Arbeitsplätzen, in Wien - Herr Kollege Driemer, Sie müssten es
genau wissen - ein Minus von 10 100. - Das war 2001. Meine Damen und
Herren! Vergleicht man diesen Zehnjahresschnitt der Beschäftigten mit 2002, so
ergibt sich gesamtösterreichweit auf Grund der guten Politik unserer
Bundesregierung (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) ein Plus von
164 000 - rechnen Sie das bitte nach, dann werden Sie diese Zahlen bestätigen
-, aber in Wien - und jetzt, Herr Kollege Driemer, wird es ganz dramatisch -
ein Minus von 11 997, also innerhalb eines Jahres eine gigantische
Steigerung. Hätte Wien nur diese Position gehalten, hätte ganz Österreich
177 000 Beschäftigte mehr. Aber Wien hat die Position nicht gehalten und
ich werde Ihnen auch beweisen, warum die Position nicht gehalten worden ist. (GR
Heinz Hufnagl: Weil Bundesdienststellen abgesiedelt wurden!)
Ende September, Herr Kollege, hatte Wien
8,4 Prozent mehr Arbeitslose, bundesweit waren es 5,9. Wenn Sie es nicht
glauben wollen, dann lesen Sie bitte die Statistik vom AMS. Trotz dieser
Rekordbeschäftigung in Österreich ist es der Stadt Wien gelungen, das Wiener
Bau- und das Baunebengewerbe zu einem Rückgang von 6,5 Prozent zu bewegen.
Meine Damen und Herren! 6,5 Prozent Arbeitslose: Wissen Sie, was das für
Schicksale sind? - Ich behaupte - und jetzt hören Sie genau zu -, dass Sie,
meine Damen und Herren von der SPÖ-Alleinregierung in dieser Stadt, aus
parteitaktischen Gründen die Wohnbauförderungsmittel zurückgehalten haben. Das
ist ein Skandal! (Beifall bei der ÖVP.)
Und wenn Sie glauben, das ist nur eine Aussage von
mir, dann hören Sie sich bei Ihren Mitarbeitern, bei den Kolleginnen und
Kollegen des AMS in den verschiedenen Bezirken um. Die lächeln Sie an, wenn Sie
fragen, warum weniger Aufträge fließen von der Stadt an das Baugewerbe: Weil
Sie Druck erzeugen wollen. Und das ist der große Skandal! (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie erhalten vom Bund
472 Millionen EUR - Euro, nicht Schillinge - an Bundesmitteln aus dem
Finanzausgleich. Und wie war Ihre Gräuelpropaganda damals? - Ich erinnere Sie
nur, bei Antritt der Bundesregierung sind Sie hier gestanden und haben Sie
gesagt: Es wird keine Förderungsmittel geben! Katastrophal, diese schwarz-blaue
Regierung. - Die Bundesregierung hat dafür gesorgt, dass diese Förderungsmittel
an das Land Wien fließen. Wir wissen, dass die Menschen sie brauchen. - Sie
haben schwarzgemalt, wir haben richtig gearbeitet.
Zusätzlich zu diesen 472 Millionen EUR haben Sie
weitere Einnahmen von 145 Millionen EUR aus Darlehensrückflüssen oder
Zurückkäufen gehabt. Herr Finanzstadtrat, Sie wissen das. Und zusätzlich haben
Sie weitere 436 Millionen EUR an Rücklagen gehabt oder 6 Milliarden S
für den, der das genau wissen möchte. Sehen Sie, und ausgegeben haben Sie im
Vorjahr laut Ihrem Budget - und die Zahlen werden ja stimmen -
453 Millionen EUR!
Würden Sie, meine Damen und Herren, hier stehen und
würden wir da drinnen sitzen an Ihrer Stelle, würden Sie sagen: Das ist der
Skandal!
Sie haben 2001Geld zurückbehalten, obwohl Sie gewusst
haben, dass es eine Weltwirtschaftsflaute gibt, obwohl Sie gewusst haben, dass
Sie gegensteuern müssen. Dennoch haben Sie weniger investiert. Sie haben wider
besserem Wissen gehandelt. Statt in konjunkturschwachen Zeiten zu investieren,
haben Sie weniger ausgegeben. Und ich werde es Ihnen beweisen.
Für den Wohnungsneubau haben Sie im Jahr 2000
478 Millionen EUR ausgegeben, 2001 nur mehr 249 Millionen EUR. Und
für 2002 gilt das Gleiche. Bis zum heutigen Tage haben Sie erst etwas mehr als
50 beziehungsweise 60 Prozent an Förderungen zugesichert. Bei der
Wohnhaussanierung ist es dasselbe, da geht es genauso weiter.
Wissen Sie denn nicht, dass Sie mit diesen
264 Millionen EUR, die Sie zu wenig ausgegeben haben, viele, viele
Arbeitsplätze hätten retten können, mit diesen Investitionen? Denn mit
70 Millionen EUR können Sie 2 000 Arbeitsplätze sichern. Und das ist
ja etwas. Da hätten Sie vieles wettmachen können. Damit haben Sie von der SPÖ
die politische und die soziale Verantwortung endgültig abgelegt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich stelle fest: Die Sozialdemokraten haben trotz vorhandener
Geldmittel keine zusätzlichen Maßnahmen im Neubau, in der Sanierung und in der
Infrastruktur am Bau unternommen. Die Auswirkungen, die Sie jetzt haben, sehen
Sie: 29 Prozent mehr Arbeitssuche in der Bauwirtschaft als im Jahr 2000,
wenn man nur diese zwei Jahre vergleicht.
Wenn Sie, Herr Kollege Driemer, in Ihren Aussendungen,
die Sie vor ein paar Tagen gemacht haben, behaupten, die Arbeitslosenrate in
Wien ist gleich geblieben, so können Sie entweder nicht Statistik lesen oder
der Schreiber der Aussendung kann einfach nicht rechnen.
Im Juni dieses Jahres wurde der Planungsstadtrat
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