Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 106
Pilotversuch dazu gemacht wird, um zu sehen, ob diese
modernen Technologien in allen Bereichen der Praxis dann auch standhalten.
Es ist aber auch noch vieles zu klären. Wie schaut es
aus mit der minutengenauen Abrechnung? Oder gibt es auch weiterhin die
angebrochene Viertelstunde als Bonus sozusagen? Wie wird die Kennzeichnung der
elektronischen Verrechnung im Kraftfahrzeug selbst vorgenommen werden, sodass
das Kontrollorgan erkennen kann, dass hier eine elektronische Verrechnung
stattfindet? Viele dieser Regelungen müssen noch getroffen werden, durch eine
Verordnung der Wiener Stadtregierung, und ohne dass man diese genau kennt, ist
es auch etwas schwer, alles positiv zu finden und zu sehen.
Insbesondere: Wie wird in diesem System das Dauerparken
via Handycall unterbunden werden? - Denn diese Möglichkeit bleibt jetzt
natürlich offen. Der Ortswechsel, der ja eine implementierte Idee dieses
Systems des Kurzparkens ist, damit nicht einer ständig am gleichen Platz stehen
bleibt, der wird in Zukunft nicht mehr kontrolliert werden können, weil man ja
sozusagen vom Büro aus oder von der Wohnung aus immer, wenn 10 Minuten vor
Ablauf der Parkzeit das servicefreundliche Erinnerungsläuten des Handys ist,
dann erneut wieder eingeben kann und auf diese Art und Weise natürlich viel günstiger
parkt, als hätte man in der daneben befindlichen Parkgarage dieses Fahrzeug
abgestellt.
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, aber
dennoch stimmen wir grundsätzlich zu. Das ist eben sinnvoll und zweckmäßig.
Aber - und jetzt kommt mein Aber dazu - wiederum
wurde auf die 10-Minuten-Kurzparker vergessen. Und natürlich, nachdem ich mich
nun schon einmal zum Anwalt dieser Menschen gemacht habe, muss ich darauf
hinweisen: Es war in der Pressekonferenz nichts davon zu hören und es wurde
auch sonst in keinerlei Weise verlautet, dass dieses gebührenfreie, kostenlose,
kurze, dieses 10-Minuten-Abstellen von zweispurigen Kraftfahrzeugen in
Kurzparkzonen auch mit diesem neuen System abgehandelt werden kann. Die Fahrer
müssen sich weiterhin die Scheine besorgen, müssen sie weiterhin ausfüllen,
müssen diese Scheine, auch wenn sie nur halbwegs ordentliche Bürger sind,
wieder entsorgen. Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, rund
800 000 Mal im Jahr. Das ist doch wirklich nicht notwendig. Bisher hat
dieses System, das ja der Stadt keine Einnahmen bringt, rund 1 Million EUR
gekostet. Das ist eigentlich verrückt.
Seit
1995 kämpfen wir dafür, dass anstelle dieser Parkscheine eine Parkscheibe
eingeführt wird. Wir haben dazu in Summe bisher sechs Anträge eingebracht und
vier Anfragen, und ich habe mich dann doch im Jänner dieses Jahres durch den
Herrn Stadtrat überzeugen lassen: Jetzt kommt ein neues, ein elektronisches
System. Und was ist? - Nun ist erst wieder dieser unsäglich sinnlose Parkschein
die einzige Alternative für dieses 10-Minuten-kostenfreie-Parken. Die Bürger
müssen sich weiterhin die Mühe machen, die Stadt wird weiterhin Kosten haben.
Warum
lassen Sie die Menschen nicht entscheiden, ob sie die 12 Cent, die dieser
Anruf kostet, entrichten wollen oder ob sie einen Parkschein ausfüllen wollen?
Ich bin sicher, nachdem 5 000 Unterschriften ohne große Mühe
zusammengekommen sind, dass die Abstimmung - via Handy in diesem Fall - ganz
klar und entscheidend zugunsten dieser Lösung ausgehen würde. Warum lassen wir
nicht diese technisch einfachere Lösung - Sie braucht ja keine Verrechnungen im
Hintergrund zu haben - gleich mitlaufen? - 15,54 Millionen EUR wird diese
neue Applikation kosten. Sie wird zehn Jahre lang laufen, und wenn ich mir
vorstelle, dass ich jetzt zehn Jahre weiterhin für eine Parkscheibe rennen
muss, nur weil es nicht möglich sein wird, ohne zusätzliche Kosten das gleich
mit einzuführen beim Beginn dieser Applikation, dann steigen mir die
Grausbirnen auf.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren, das macht keinen Sinn. Gleich mit einführen.
Und daher stellen wir auch diesen Antrag:
"Nach
Maßgabe der technischen Möglichkeiten soll die Überwachung für das
gebührenfreie Abstellen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen in Kurzparkzonen ebenfalls
durch die per 1. Jänner 2003 geplante Computerapplikation und mittels
Handyeingaben ermöglicht werden."
In
formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrags an den GRA für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Josef Wagner.
Ich erteile es ihm.
GR
Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der
heutige Beschluss über die Einführung von SMS-Meldungen zum Parkpickerl ist ein
weiterer Schritt sozialistischer Politik, die in die Taschen der Bürger greift.
Ich
verstehe daher auch nicht ganz, warum die ÖVP diesem Beschlussantrag auf den
Leim geht, das hier positiv darstellt und sich noch dazu von ihrem immer
bekämpften 10-Minuten-Gratisparkschein verabschiedet, weil das ist bitte die
Verabschiedung von Ihrer bisherigen Idee, 10 Minuten gratis parken. Wenn
man für 10 Minuten so genanntes Gratisparken 12 Cent zahlen muss,
dann parkt man nicht mehr gratis. Wenn man für 40 Cent 30 Minuten
stehen darf, dann werden Sie erkennen, dass das überhaupt keinen Vorteil mehr
bringt.
Und,
sehr geehrter Herr Finanzstadtrat, Sie haben schon in den vergangenen Jahren
den Wienerinnen und Wienern, den Haushalten, 1,1 Milliarden S Geld
aus den Taschen genommen. Sie haben damit beigetragen, dass die Wiener
Haushalte ärmer werden, dass sie weniger Geld für ihren persönlichen Gebrauch,
für ihre persönlichen Lebensbedürfnisse ausgeben können. 80 Millionen EUR
kassieren Sie jährlich von den Autofahrern für etwas, wofür Sie keine
Gegenleistung erbringen. Es gibt keinen einzigen Parkplatz mehr, seitdem das
Parkpickerl eingeführt wurde. Es gibt nur ein paar verdrängte Pendler und es
gibt verunsicherte Unternehmer und gefährdete Arbeitsplätze. Das haben Sie mit
Ihrer unsozialen Politik erwirkt. Aber sonst gar nichts.
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