Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 106
Hufnagl: Deswegen machen wir es ja schneller, um das
Kanalnetz zu komplettieren!)
Und daher noch einmal: Es sind Einschätzungen. Es
sind Einschätzungen, wie sich die Geschichte entwickeln kann.
Und eigentlich wollte ich das heute nicht bringen, aber
Sie haben mich jetzt wirklich auf eine gute Idee gebracht. Wie Recht wir mit
unserer Einschätzung gehabt haben, zeigt sich etwa am Beispiel der AVZ. Wir
haben hier im Gemeinderatssaal davor gewarnt. Wir haben Sie gebeten: Bitte
machen Sie nicht eine Privatstiftung zur AVZ, sondern verkaufen wir die
Anteile. Wir haben Sie gewarnt, wir haben Sie gebeten. Dann haben wir gesagt:
Machen wir doch bitte keinen spekulativen Fonds. Alles, was mit Aktien dotiert
ist, ist ein spekulativer Fonds.
Was haben wir gestern gehört? - Es gibt aller Voraussicht
nach keine Dividende der HypoVereinsbank. Es gibt einen Wertverlust in der
Größenordnung von 17,7 Milliarden S und niemand ist bereit, Verantwortung
dafür zu übernehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren der Sozialdemokratie!
Dafür sind Sie verantwortlich! 17,7 Milliarden S Wertverlust
innerhalb eines Jahres! Und alles geht seinen normalen Gang.
Genug über die AVZ. Wir werden uns in anderer Zeit
damit auseinander setzen.
Wir ersuchen Sie jetzt: Nehmen Sie jetzt die Bedenken
zum Cross Border Leasing zur Kenntnis. Versuchen Sie nicht, einfach
drüberzuwischen. Das erste Spiel mit der AVZ haben wir verloren, und die Frage
ist, ob nicht weite Teile der Gesellschaft, das wird nicht die Stadt Wien
allein betreffen, Verlierer sind, wenn das Cross Border Leasing, das ja
europaweit immer mehr in Mode kommt, mit dazu beiträgt, dass sich genau der
neoliberale Teil der Globalisierung immer stärker durchsetzt. Denn dann sind
wir höchstwahrscheinlich alle Verlierer. Und das wäre ausgesprochen schade. - Danke
sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die Wortmeldung des Kollegen Margulies ähnelt der
letzten Wortmeldung zum Thema Cross Border, wie es um das Kanalnetz gegangen
ist. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Es ist immer dasselbe!) Wenn Herr
Kollege Margulies, weil er von Risken spricht, das Geschäftsstück im
Punkt 2.5. gelesen hätte, dann hätte er dort sehr detailliert gefunden,
welche Risken so ein Cross Border Leasing, im speziellen Fall in diesem
Bereich, birgt.
Sie haben auch das Thema Einschätzungen angeführt.
Ich denke, Einschätzungen, aus Erfahrung, haben meist so die Eigenschaft, dass
sie nicht stimmen in den meisten Fällen. Das glaubt man halt so. (GR Günter
Kenesei: Bei der AVZ hat die Einschätzung leider gestimmt!) Na, es gibt
sehr viele Beispiele. Ich denke nur, wenn ich die Einschätzung auf Bundesebene
habe zum Nulldefizit, schauen wir heuer nach und schauen wir nächstes Jahr
nach. Oder viele andere Bereiche könnte ich auch noch anführen. (GR Günter
Kenesei: Das war ein Superschaden!)
Aber mehrfache Moralankündigungen können meines
Erachtens auch zur Scheinheiligkeit werden. Und ich denke, jeder vernünftige
Mensch, jeder vernünftige Anleger wird schauen, wenn er etwas anlegt, dass er
die beste oder effizienteste Rendite bekommt.
Im Wirtschaftsleben ändert sich immer viel, meine
sehr verehrten Damen und Herren, und was vor 50 Jahren noch Gültigkeit
hatte, hat halt vor 10 Jahren, vor 20 Jahren oder vor 5 Jahren
keine Gültigkeit mehr. Das müssen wir ganz einfach zur Kenntnis nehmen. Und
warum sollte sich eine kommunale Verwaltung einem neuen finanztechnischen Weg
verschließen oder warum soll sie so einen Weg des Leasing-Verfahrens nicht
nützen?
Ich denke, Wien hat eben die Aufgabe, effizient zu
verwalten, aber nicht nur gewisse Gegenstände oder Abläufe, sondern auch das so
genannte Geld oder auch die Finanzen. Und Wien hat erfolgreich bewiesen, wie es
geht. Und es ist schon angesprochen worden: In anderen Beiträgen und auch in
Beschlüssen haben wir das gezeigt, in Form des Pickle Leasing, und das letzte
Mal im heurigen Jahr war es im Bereich des Kanals. Und es war nicht zum
Nachteil der Menschen in dieser Stadt.
In diesem Sinne ersuche ich Sie um Zustimmung zu
diesem Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Wir kommen somit zur Abstimmung.
Es gibt keinen Abänderungsantrag. Ich lasse daher
gleich abstimmen.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
dem Antrag des Herrn Berichterstatters zustimmen wollen, die Hand zu erheben. -
Das ist mehrstimmig, gegen die Stimmen der GRÜNEN, angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 42 (04247/2002-GFW)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie beinhaltet den Abschluss eines Vertrags
betreffend die Planung, die Implementierung und den Betrieb sowie die Benutzerbetreuung
eines elektronischen Systems für die Parkraumbewirtschaftung im Bereich der
Stadt Wien.
Ich bitte den Berichterstatter - er ist am Pult -,
Herrn GR Ekkamp, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Ich
bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Debatte ist eröffnet. Zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Pfeiffer. Ich erteile
es ihm.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Es ist sicherlich sinnvoll und zweckmäßig, wenn sich
im Rahmen der Wiener Stadtverwaltung moderne Technologien Platz schaffen und
wenn sie dort Platz gewinnen und wenn Verwaltungsvorgänge für die Bürger einfacher
und für die Stadt kostengünstiger werden.
Es ist sicherlich sinnvoll und zweckmäßig, wenn ein
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