Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 106
nur am Rand in den Medien verfolgt haben, sehen den
Handlungsbedarf, den wir haben.
Der zweite Antrag lautet daher:
"1. Wien macht eine Alphabetisierungskampagne,
die für die TeilnehmerInnen kostenlos ist.
2. StRin Laska wird gebeten, Fachleute mit der Ausarbeitung
eines Konzepts zu beauftragen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrags."
Ich möchte, weil es ja in diesem Tagesordnungspunkt
um Instandsetzungsmaßnahmen, um bauliche Maßnahmen bei Schulen geht, auf einen
Umstand hinweisen: Es gibt in Wien viele sehr alte Schulen, wo Behindertenintegration,
allein schon auf Grund der hiezu erforderlichen baulichen Maßnahmen, einfach
nicht möglich ist und wo wir auch darauf achten müssen, dass der Umbau etwas
rascher vor sich geht, als das in den letzten Jahren der Fall war. Sonst
entsteht nämlich für die Eltern von behinderten Kindern und auch für diese
Kinder selbst die Situation, dass sie sehr weite An- und Rückreisewege in Kauf
nehmen müssen, weil sie eben nicht in die nächstgelegene Schule gehen können.
Ich füge hinzu - das hat jetzt mit den baulichen Maßnahmen
nichts zu tun -, dass diese Integration ein bisschen steckt, dass die Politik,
die Wiener Politik auch damit zu tun hat und dass man überhaupt die Integration
wieder beschleunigen sollte. Wir brauchen mehr Integrationsklassen, wir
brauchen an mehr Schulen Integrationsklassen. Es muss in der Ausbildung der
Lehrer etwas geschehen. Ich persönlich - ich weiß, da komme ich jetzt in
Bereiche des Bundes hinein - halte diesbezüglich nichts von der Freiwilligkeit
für die Lehrer, sondern meine, es sollten alle Lehrerinnen und Lehrer
ausgebildet werden und Integrationskinder aufnehmen können.
Mein Antrag bezieht sich aber jetzt nur auf den beschleunigten
Umbau alter Schulen und lautet wie folgt:
"StRin Laska wird gebeten, die Magistratsabteilungen 12
und 56 unter Einbindung kompetenter gemeinnütziger Vereine mit einem
Ausbaukonzept zu beauftragen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags beantragt."
Meine Damen und Herren! Abschließend noch folgende
Bemerkung: In der Behindertenkommission erlebe ich es immer wieder, dass
eigentlich alle Parteien diesbezüglich sehr dahinter sind, dass sie hinter
dieser Integration auch tatsächlich stehen. Es geht aber auch darum, dass man
Budgetmittel dafür freigibt, denn erst wenn man Budgetmittel dafür freigibt,
zeigt man, dass man in Worten und Taten hinter dieser Integration steht! - Danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist - die Rednerliste ist etwas lang und die Reihenfolge der Redner ist
teilweise geändert worden - Frau BVin Reichard zum Wort gemeldet. - Bitte
schön.
BVin Susanne Reichard: Grüß Gott, meine
Damen und Herren!
Es kommt eigentlich sehr selten vor, dass sich ein
Bezirksvorsteher oder eine Bezirksvorsteherin hier zum Wort meldet, aber ich
sage mir: Wann, wenn nicht heute? Zu diesem heutigen Punkt sollte sich ein
Bezirksvorsteher zum Wort melden!
Das, was hier heute geschieht, die Kürzung der Bezirksbudgets
um 6,6 Millionen EUR und die drastische Kürzung der
Investitionsrückerstattungen für die Kindergärten und für die Pflichtschulen,
sehe ich als ein falsches Signal - ein falsches Signal für die Bezirke, aber
auch für all die Bürger und Bürgerinnen von Wien. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte hier aber nicht so wie meine Vorredner
technokratisch über die Zahlen der Bezirksbudgets und die Höhe der Rücklagen
von Bezirken sprechen, sondern mir geht es darum, hier darzulegen, was ich als
Vorsteherin der Wieden empfinde und was meine Wiednerinnen und Wiedner - und
wahrscheinlich auch, über den Bezirk hinausgehend, die Bürger und Bürgerinnen
von ganz Wien - empfinden angesichts dessen, was heute hier geschieht, indem
man die Werte der Bezirke und der Bürgernähe so sehr degradiert.
Es ist dies meiner Meinung nach ein falsches Signal
in Bezug auf Bürgernähe, und es zeigt, dass für die SPÖ und die SPÖ-Regierung
hier in Wien das Wort "Bürgernähe" offenbar nicht viel mehr ist, als
ein Schlagwort, das man bei Wahlkampfveranstaltungen verwendet, das man
verwendet, wenn es um eigentümliche, oft nicht sehr erfolgreiche
Bürgerbeteiligungsverfahren geht, dass das Wort für die SPÖ aber letztlich ein
ausgehöhltes ist, während es für uns so viel bedeutet, ein Bindeglied vor Ort
für die Bürger und Bürgerinnen zu sein, ein Bindeglied zwischen der
Rathausverwaltung einerseits und der Basis andererseits - als solches empfinden
wir Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen uns eigentlich. (Beifall bei
der ÖVP.)
Mit Einführung der Dezentralisierung wurden eigentlich
nur sehr viele Kosten - reine Kosten - übertragen. Die Dezentralisierung und
die Erweiterung der Bezirkskompetenzen haben sich eigentlich nur darauf
bezogen, dass einige Kostenposten von der Stadt Wien auf die Bezirke der Stadt
Wien übertragen wurden, dass reine Sachzwänge überwälzt wurden; denn wenn in
einer Schule die Fassade abbröckelt, dann kann man im Bezirk natürlich nichts
anderes tun, als diese Fassade zu sanieren. Und dieser Dinge sind mehrere
übertragen worden.
Darüber hinausgehend aber ist nichts geschehen, obwohl
lange, viele Jahre hindurch darüber geredet wurde. Es wurde meiner Meinung nach
die Forderung nach beziehungsweise die Zusage einer Erhöhung der Bezirksbudgets
ebenso wie einer Erweiterung der Bezirkskompetenzen und damit der
Bezirksautonomie wirklich konsequent verschleppt. Es gibt sehr viele Bereiche,
in denen die Bezirke dringend Kompetenzen und damit auch Budgetmittel
bräuchten. Im Sozialbereich etwa oder auch im Bereich Sport weiß der Bezirk,
wissen die Bezirksvorsteher und die Bezirksräte und -rätinnen ganz genau,
welche Vereine, welche Maßnahmen vor Ort notwendig sind. Wir befinden uns
einfach wirklich an der Basis und wissen, was die Leute wollen und was die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular