Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 106
öffentliche Verkehrsmittel nicht in der Qualität vorhanden
sind, dass die Leute auch wirklich aus Überzeugung und - wie soll ich sagen -
mit der Überzeugung umsteigen, dass sie da eine attraktive Alternative zu ihrem
Pkw haben.
Im Bereich der ökonomischen Maßnahmen: Ich meine, in
Wien ist an sich der Anteil der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel
vergleichsweise hoch. Aber was tut man aus Dank dafür, dass die Wiener ohnehin
die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, was macht man als Anreiz und als
Ansporn, dass sie noch stärker auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen? - Sie
erhöhen die Tarife. Als eine der Maßnahmen in einem Belastungspaket der Wiener
SPÖ, zu der auch beispielsweise die drastische Erhöhung der Müllgebühr gehört
hat, Sie erinnern sich sicher noch alle.
Ein weiterer Punkt sind die Demonstrationsprojekte
und Informationsaktivitäten als ein Teil der Klimastrategie. Also, da haben wir
in den letzten Tagen einen tollen PR-Gag erlebt. Da haben doch die
Landeshauptleute Pröll und Häupl in allen Medien die tolle Alternative, mit der
Badner Bahn von Baden nach Klosterneuburg fahren zu können, vorgestellt. Das
war im Fernsehen, das war in allen Zeitungen. Gleichzeitig mit dieser
Vorstellung wurde aber auch schon aufgelistet, was alles dagegen spricht.
Also sämtliche Hindernisse, wie nicht kompatible
Schienen, massive Höhenunterschiede bei den Gleisanlagen, dass die Badner
Garnituren viel schmäler sind als die U-Bahn, es daher natürlich bei den
Stationen zu einem höheren Unfallrisiko kommt, weil eben der Spalt zwischen
Bahnsteig und den Türen wesentlich größer ist, als bei der U-Bahn. Und
abgesehen davon, wenn man das alles beseitigen wollte, so das überhaupt möglich
ist, wäre das unheimlich teuer.
Also, was soll das? - Das war ein PR-Gag. Die
Pendlerproblematik hat man überhaupt nicht in Angriff genommen. Weder seitens
des Lhptm Häupl noch seitens des Lhptm Pröll. Also, man kommt nur mit PR-Gags
und wirklich getan wird nichts. Die Stadtrandbezirke sind nach wie vor
überfüllt mit Pkw aus den umliegenden Bezirken in Niederösterreich und die
Pendler haben nach wie vor keine akzeptable Alternative, zu ihren
Arbeitsplätzen zu kommen. Auch die Information ist wichtig, das stellen wir
nicht in Abrede. Es gibt wichtige Informationen zum Energiesparen, zu ökonomischen
Einkäufen, zur Müllvermeidung, zur Mülltrennung.
Aber bitte, Information muss sinnvoll, zielführend,
zweckmäßig und sparsam gemacht werden, der Mitteleinsatz ist kein unendlicher,
es ist zu fragen, wie hier das Geld ausgegeben wird. Und wir haben heute noch
einen Tagesordnungspunkt, so viel ich weiß, der nächste, wo es um einen
Werbevertrag für die Müllvermeidungskampagne geht. Und wenn man dann sieht,
dass möglicherweise das gesamte oder ein Großteil des Budgets zur
Müllvermeidung lediglich in einen einzigen Werbevertrag fließen soll, dann
frage ich mich auch dazu, ob das nicht auch ein Schildbürgerstreich ist.
Denn der Bericht der Klimaschutzkoordinationsstelle
bringt unter anderem auch ein Beispiel für eine Maßnahme, nämlich umwelt- und
klimafreundliche Veranstaltungen. Ich stelle mir jetzt vor, wie viele
beispielsweise Geschirrmobile man für solche Veranstaltungen aus diesem
Müllvermeidungsbudget ankaufen könnte. Das wäre eine sinnvolle Maßnahme, statt
alles in eine Werbefirma sozusagen hineinzustopfen, ohne zu wissen, was
überhaupt herauskommen soll. Die Beispiele der wenig klimafreundlichen Politik
der StRin Kossina wären x-beliebig fortführbar. Und dass sie sich inhaltlich
immer wieder von Strategiepapieren verabschiedet, das sieht man ja auch an der
SUP-Abfallwirtschaft, wo vorher noch beteuert wurde, das wird alles so kommen
und genau das wird gemacht, wie diese Gruppe das vorgeschlagen hat, und jetzt
zerfleddert sich dieses Programm Punkt für Punkt.
Unter diesen Rahmenbedingungen wird es sehr schwer
sein, den Klimaschutz wirklich zu erfüllen. Und unter diesen Bedingungen ist es
auch zu wünschen, dass das Team der Klimaschutzkoordinationsstelle und die
Experten nicht den Mut und die Ambitionen verlieren und ganz einfach
resignieren daran, was wahrscheinlich alles nicht erreichbar sein wird. Und
dass sie weiterhin trotz alledem engagiert weiterarbeiten und alle Hindernisse
auf diesem Weg, die sich ihnen entgegenstellen, auch deutlich und zeitgerecht
aufzeigen.
Und eine Forderung an die SPÖ: Nehmen Sie in Ihren
Handlungen den Klimaschutz wirklich ernst. Legen Sie doch die ideologischen
Scheuklappen ab. Nehmen Sie sich auch ein Beispiel an dem Kollegen Hufnagl, dem
Ausschussvorsitzenden des Umweltausschusses. Nach jahrelangen Forderungen der Freiheitlichen,
nach verstärktem Einsatz und verstärkter Förderung der erneuerbaren Energie,
insbesondere der Sonnenenergie, hat er sich jetzt immerhin schon erkundigt, was
denn der Unterschied zwischen Solarthermie und Photovoltaik ist.
Also, das ist vielleicht ein erster Schritt in die
richtige Richtung, er zeigt Interesse. Vielleicht folgen dann weitere Schritte
in diese Richtung, im Sinne einer sonnigen Zeit für den Klimaschutz in Wien. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Valentin
am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Erich Valentin
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Es ist schon ein großes Problem, das man hat, wenn
man einen Bericht vorliegen hat, wie den 1. Bericht zum
Klimaschutzprogramm, der sich in Wirklichkeit wie eine Erfolgsstory liest und
man hat den Arbeitsauftrag zu argumentieren, warum man vorgefasst da diesen
Bericht ablehnen muss. Und wenn man jetzt die letzte Wortmeldung gehört hat,
dann sieht man, wie schwierig es doch sein kann, wenn man intellektuell doch
einige Vorgaben erfüllen möchte, wie man sich winden muss, dass man doch einige
Themen findet, auch wenn sie nichts mit dem Klimaschutz zu tun haben, um das
doch vor sich rechtfertigen zu können.
Ich denke mir, bei Kollegin Reinberger anfangend, vielleicht
wäre es durchaus sinnvoll gewesen, hätte sie
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