Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 106
Stadtverwaltung ein bisschen objektiver vorgehen.
Meine Damen und Herren, ich darf mit einem Appell an
die Stadtverwaltung schließen: Viele der Maßnahmen, die zum Klimaschutz
erfolgen, hängen davon ab, ob es zu einem Umdenken in dieser Verwaltung kommt.
Lassen Sie dieses Umdenken doch einfach zu und beharren Sie nicht immer auf dem
Es-geht-ja-eh-net. Dann wird sich Wien seinem Klimaschutzziel wirklich nähern.
- Danke! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Reinberger zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Vorweg möchte auch ich mich bedanken für die Arbeit
der Klimaschutzkoordinationsstelle und den Experten in den Netzwerken. Sie
haben wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Sie sind sehr ambitioniert und
engagiert daran gegangen, Ziele umzusetzen. Allerdings sage ich, nach Maßgabe
des vorgegebenen Rahmens.
Und gerade gemäß diesem Bericht, stellt die nationale
Klimastrategie ein Maßnahmenpaket mit folgendem Inhalt dar:
Ordnungspolitische Maßnahmen,
öffentliche Förderungen und Investitionen,
ökonomische Maßnahmen, wie zum Beispiel steuerliche
Maßnahmen,
flexible Projektmechanismen
und nicht zuletzt Demonstrationsprojekte,
Informationsaktivitäten und so weiter.
Und
wenn man das jetzt Punkt für Punkt abarbeitet, beispielsweise mit den
ordnungspolitischen Maßnahmen beginnt, so sieht man, dass es im Bericht einen
Hinweis auf diverse, notwendige Umsetzungen in Wiener Landesvorschriften gibt.
Einige von ihnen sind noch offen. Und jetzt frage ich: Jahrzehntelang hat die
SPÖ in Wien regiert, hätte die Möglichkeit gehabt, vieles schon aufzubereiten,
allein in den letzten eineinhalb Jahren. Also seit dieses Klimaschutzprogramm
in Kraft ist und umzusetzen ist, hätte sie mit absoluter Mehrheit die
Möglichkeit gehabt, hier Maßnahmen zu setzen, sprich die Gesetze in die Wege zu
leiten, Verordnungen zu schaffen, um die Möglichkeiten zur Umsetzung des KLiP
optimal auf Landesebene zu ermöglichen. Ich frage Sie, wo sind diese
Regelungen? - Eineinhalb Jahre sind vergangen und vieles fehlt.
Die öffentlichen Förderungen und Investitionen sind
der nächste Punkt. Die Förderungen von erneuerbarer Energie - und wir haben das
heute schon von vielen Vorrednern gehört -, es freut mich, dass auch Sie sich
diesmal so stark darum annehmen, es hat sich aber kaum etwas verändert und
verbessert in diesem Bereich. Es ist nach wie vor halbherzig, es ist wenig
ambitioniert und man kann zu Herrn Kollegen Chorherr sagen, nun ja, es ist halt
in Wien so, dass nicht sein kann, was nicht sein soll, sprich was die SPÖ nicht
will, das gibt es dann halt ganz einfach nicht. Und dann ist die Kurve, die er
aufgezeigt hat, die hinten abbricht Richtung Wien, natürlich logisch und es ist
auch nicht verwunderlich, dass Wien im Vergleich zu anderen Bundesländern so
schlecht abschneidet, was Solarthermie oder Photovoltaik anbelangt.
Die Investitionen gehen in die Fernwärme. Der
Fernwärmeausbau ist an und für sich grundsätzlich eine gute Sache und dagegen
haben wir uns auch nie ausgesprochen. Erstens einmal, weil die CO²-relevanten
Einzelöfen damit stark reduziert werden können und solange es die Müllverbrennung
in Wien gibt, und sie wird es vermutlich noch lange geben, dadurch auch der
Müllverbrennung irgendwo ein Sinn zukommt, wenn man sie für die Fernwärme
nutzt. Aber was nicht nachgedacht wird, was nicht zum Zuge kommt, es gibt auch
Alternativen zur Wärmeerzeugung, es gibt eben, wie gesagt, die erneuerbare
Energie in diesem Bereich, und es ist wirklich nicht notwendig, den Müllberg
für die Fernwärme weiterhin zu pflegen.
Und mein Kollege Blind hat es schon gesagt, auch bei
der Umstellung der Einzelöfen kann es nicht so sein, dass ich ganz einfach
Verbote ausspreche, sondern da gehören ganz einfach auch die Rahmenbedingungen
richtig gesetzt, es gehören Übergangsbeihilfen geschaffen und so weiter. Es hat
nichts damit zu tun, dass ich dann im Sinne des Klimaschutzes oder unter dem
Deckmäntelchen des Klimaschutzes einzelne Mitbürger in dieser Stadt
verunsichere und damit schrecke, was auf sie zukommen wird.
Zu den Investitionen: Der Bericht lobt das
Hochhauskonzept, weil dort Angaben beziehungsweise Aussagen zu
Verkehrsanbindungen sein sollen. Und wie sieht nun die Wirklichkeit aus? - Die
Bürotürme schießen in ganz Wien aus dem Boden, der Bevölkerung wird eingeredet,
da wie dort, die Nutzer würden öffentlich fahren. Also, wer das glaubt, der
belügt sich selber. Faktum ist, dass dann die Staus noch ärger werden, allein
mit der Begründung, nun ja, die Nutzer, also die Leute, die dort arbeiten, die
fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, daher brauche ich überhaupt keine
Maßnahmen setzen.
Ich möchte nur ein Beispiel bringen: Ich bin gestern
durch die Dresdner Straße an einem Neubau eines Bürogebäudes vorbeigegangen, wo
unter anderem auch angekündigt wird, dass dort 1 000 Parkplätze, also
1 000 Garagenplätze geschaffen werden. Jetzt ist die Dresdner Straße
Parkraum bewirtschaftet, das heißt, Leute, die dort arbeiten, müssen sich
überlegen, wie sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Das geht gar nicht so
schlecht, dort ist die Schnellbahn, es gibt die U 6, an und für sich
vernünftig. Mit jedem Bürogebäude, mit jedem großen Gebäudekomplex, der
Tausende Garagenplätze anbietet, werden die Leute natürlich mit den Autos
fahren, denn diese Möglichkeit haben sie.
Für die Pendler beispielsweise wird wenig gemacht.
Der Pendler, der dann bei seinem Arbeitsplatz einen Garagenplatz hat, wird dann
natürlich nach Wien mit dem Auto fahren, denn wo sind denn die Alternativen.
Die Wohnbauten am Stadtrand: Nach wie vor ist es so, dass
wir Wohnbauten an den Stadtrand stellen, die U-Bahnen dann 1, 2 Kilometer
davor enden und
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