Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 106
folgt:
Erstens. Es ist richtig, der
Hugo-Breitner-Hof wird im Zuge der Sockelsanierung mit Erdgas wärmeversorgt und
zusätzlich werden Solarenergiekollektoren auf den Dächern der neuen
Dachgeschosswohnungen installiert.
Zweitens. Ein Fernwärmeanschluss,
den Kollege Blind heute neuerlich begehrt hat, kann mangels vorhandenen
Leitungsnetzes bei bestem Willen nicht realisiert werden.
Sie sehen, meine Damen und Herren,
hätte Kollege Blind seine Recherchen beim Hugo-Breitner-Hof mit jener Akribie
bezüglich der Energieversorgung angestellt, wie er seinerzeit die Ausländerzählung
vor der Nationalratswahl gemacht hat, wäre ihm diese peinliche Beantwortung
erspart geblieben. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber wir sollen nicht allzu streng
mit Kollegen Blind sein, geht er doch bei seinem Klubobmann und Knittelfeld-Kameraden
Kabas in eine eher schlechte Schule. Ich habe die neueste Ausgabe von
"wien - at" vor mir, der Stadtzeitung, und zum Thema, "Wie
bleibt Wien auch künftig Umweltmusterstadt?", titelt Kabas: "Wien ist
keine Umweltmusterstadt", und damit ja kein Leser auf die Idee kommt zu
glauben, das ist ein Tippfehler, setzt er dann hurtig fort: "Als
Umweltmusterstadt kann man Wien leider nicht bezeichnen." Nun, ja, sehr,
sehr streng, der Kollege Kabas. (GR Kurth-Bodo Blind: Aber Recht hat er!)
Bestes Hochgebirgsquellwasser
unter Verfassungsschutz, aber laut Kabas, ist Wien keine Umweltmusterstadt.
Die halbe Fläche Wiens ist Grün
gewidmet und auch als Grünfreiland für jeden Bürger und Besucher erlebbar, aber
Wien ist keine Umweltmusterstadt.
Ein Drittel des Stadtgebiets
genießt besonderen Flächenschutz, von kleinen Landschaftsteilen bis zum großen
Nationalpark Donauauen, aber Wien ist alles andere als eine Umweltmusterstadt.
Die drei Müllverbrennungsanlagen
und die Wiener Kraftwerke besitzen modernste Filtertechnologie und durch Kraft-Wärme-Kopplungen
höchste Energieeffizienz. Aber auch da gilt laut Kabas: "Wien ist keine Umweltmusterstadt."
Die Müllsammlung, -trennung und -recyclierung
erfolgt bestens, die Fraktionen Altpapier, Altglas, Metall, Plastik und biogene
Abfälle werden eingesammelt, recycliert, der Kompost wird an alle Bürger gratis
abgegeben. Aber Wien ist alles andere als eine Umweltmusterstadt.
Das Kanalnetz samt allen Entlastungskanälen hat jetzt
nahezu einen 100-prozentigen Versorgungsgrad erreicht, die Hauptkläranlage in
Simmering wird großzügig ausgebaut und auf Vollbiologie ertüchtigt. Aber Wien
ist, laut Kabas, keine Umweltmusterstadt.
Die Straßen in dieser Stadt sind mustergültig sauber
und unsere Parkanlagen, Alleen und Parks sind das ganze Jahr hervorragend gepflegt
und vom Stadtgartenamt mustergültig betreut, aber das passiert ja nicht in
einer Umweltmusterstadt. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Mehr als ein Drittel der Haushalte sind schon mit
Fernwärme versorgt, Tendenz weiter steigend. Aber Wien ist doch keine Umweltmusterstadt.
Die thermisch-energetische Wohnhaussanierung hat
bereits Zehntausende Wohnungen hier ertüchtigt. Aber das passiert ja nicht in
einer Umweltmusterstadt.
Die laufende qualitative und quantitative Verbesserung
des öffentlichen Verkehrs mit den Schwerpunkten Niederflurfahrzeuge und vierte
Ausbaustufe des U—Bahn-Programms, auch das ist laut Kabas kein Beweis für eine
Umweltmusterstadt.
Ich denke, meine Aufzählung, die ich noch sehr intensiv
fortsetzen könnte, beweist eines ganz eindeutig: Nicht die Stadt Wien hat
Defizite bei ihrem Charakter als Umweltmusterstadt, sondern vielmehr Kollege
Kabas mit seinem Wahrnehmungsvermögen. Sie betreiben Realitätsverweigerung und
Ökonihilismus und berauben damit Ihrer Kritik jede reale Grundlage und Glaubwürdigkeit,
so schaut es aus. (Beifall bei der SPÖ.)
Nach der schweren Wahlniederlage der FPÖ bei den
vorjährigen Gemeinderatswahlen hat Kabas und seine Fraktion Besserung und ab
sofort eine sachliche Oppositionspolitik versprochen. Stellungnahmen, wie die hier
veröffentlichte, aber auch die Wortmeldungen des Kollegen Blind haben wieder
erneut bewiesen, dass das Gegenteil der Fall ist. Das Desaster auf der
Bundesebene, aber auch das Negieren von wichtigen Zukunftsthemen, wie zum
Beispiel den Klimaschutz, werden die Wähler veranlassen, am 24. November
die Freiheitlichen furchtbar zu bestrafen, und das ist gut so für Österreich
und nur gerecht. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber zurück zum positiven Anlass des Tagesordnungspunkts,
dem ersten Tätigkeits- und Wahrnehmungsbericht 2002 der im Jahr 2000
etablierten Klimakoordinationsstelle innerhalb des Wiener Magistrats.
Bekanntlich hat das KLiP - und ich sage das, weil wir immerhin ein Drittel
Abgeordnete in diesem Haus haben, die der damaligen Beschlussphase noch nicht beigewohnt
haben -, also das Klimaschutzprogramm hat nach einer langen, mehrjährigen
intensiven Beratungs- und Arbeitsphase von magistratinternen und externen Experten,
NGOs, Interessenvertretern, Repräsentanten wichtiger Unternehmungen, aber auch
der Energieverwertungsagentur und dem interuniversitären Forschungszentrum der
Universität Graz, dann, schlussendlich abgerundet und abgeklopft durch die
Stadtpolitik, am 5.11. im Gemeinderat einen Beschluss gefunden.
36 gebündelte Maßnahmenprogramme in den fünf wichtigsten
Aufgabenfeldern, nämlich Energieerzeugung der Stadt, Wohnen im umfassendsten
Begriff, die Betriebe mit allen ihren Verbesserungsmöglichkeiten, Stadtverwaltung
und Entsorgung, sowie Mobilität, sollen und werden die Wiener Antwort auf den
radikal gewordenen globalen Klimawandel bringen und tatsächlich nicht nur die
vorhandenen, sondern erst recht die prognostizierten CO²-Emissionen verbessern,
soweit dieses Klimaschutzprogramm nicht in Wirksamkeit gekommen wäre.
Darüber hinaus gilt es auch, sechs andere klimarelevante
Gase genauso wie das Kohlendioxid zu zügeln und eine Trendwende in der
Langzeitperspektive herbei
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