Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 106
sondere vor dem Hintergrund - Sie haben es jetzt erwähnt -,
dass es sogar Überlegungen gibt, den gesamten Straßenbau zu - Anführungszeichen
- "privatisieren". Zahlen tut es ja weiter die öffentliche Hand. Das
sei allen Privatisierungsbefürwortern gesagt. Es ist ja nicht so, dass da neben
der Autobahn "Powered bei Coca Cola" steht und dass das privat
finanziert ist. Das ist aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Sehen Sie nicht, wenn schon so etwas passiert - Sie
sagen patschert, ich halte das für eine skandalöse Vorgangsweise -, eine
fundamentale Gefahr, dass in dem Ausmaß, in dem jetzt PPP-Modelle oder gar
Privatisierungsmodelle angedacht werden, völlig an der Verkehrspolitik vorbei
Fakten geschaffen werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Gemeinderat!
Ich würde nicht so streng ins Gericht gehen mit der
Vorgangsweise der ASFINAG, möchte aber doch auf eines hinweisen: Wir haben vor
ungefähr eineinhalb Jahren, im Frühjahr 2001, der ASFINAG und der ÖSAG
angeboten, dass die Stadt Wien - so wie das, nebenbei bemerkt, in
Niederösterreich passiert - die Planungen, von der generellen Planung bis zur
Detailplanung, für das Projekt Querung der Donau und Nordostumfahrung mit
übernimmt und im Auftrag dieser beiden Gesellschaften durchführt. Im
Unterschied zu der Lösung mit Niederösterreich haben sich die Kolleginnen und
Kollegen bei der ASFINAG und bei der ÖSAG nicht bereit gefunden, dieses der
Stadt Wien zu übertragen.
Ich kann diese Gesellschaft nicht dazu zwingen, sie
hat den bundesgesetzlichen Auftrag, ich teile aber Ihre Ansicht, dass es
besonders konfliktträchtig werden würde, wenn so eine Gesellschaft vollkommen
privatwirtschaftlich agieren könnte.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Somit ist die 2. Anfrage beantwortet.
Bevor wir zur 3. Anfrage kommen, darf ich der Ordnung halber noch
Frau GRin Tomsik ebenfalls krankheitshalber für heute entschuldigen.
Frau amtsführende Stadträtin, ich ersuche um
Beantwortung der 3. Anfrage (FSP/04632/2002/0002-KVP/GM) von Herrn
GR Dr Hahn: Die Ausschreibung der Stelle des KAV-Generaldirektors anstatt
einer Vertragsverlängerung ist als bewusstes Zeichen des Misstrauens gegenüber
Dkfm Dr Direktor Hauke zu werten. Welche Kritikpunkte an seiner Amtsführung
beziehungsweise seiner Person haben Sie zu dieser Vorgehensweise veranlasst?
Bitte schön.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren! Herr Gemeinderat!
Bezüglich Ihrer Feststellung, dass die Ausschreibung
der Stelle des KAV-Generaldirektors anstatt einer Vertragsverlängerung als
bewusstes Zeichen des Misstrauens gegenüber Dior Univ Prof Dkfm Dr Hauke zu
werten ist, nehme ich an, dass Sie vom Umgang Ihrer Partei in der
Bundesregierung mit den Beamtinnen und Beamten Rückschlüsse auf die Gemeinde
Wien ziehen. Dem ist nicht so. Ich rufe Ihnen daher in Erinnerung, wie damals
bei der Bestellung von Herrn Univ Prof Dkfm Dr Hauke zum Generaldirektor des
KAV vorgegangen wurde.
Nach den Umstrukturierungen zur Gründung des KAV und
den Maßnahmen des ersten GenDiors Dr Heinz Naegler wurde der Vertrag mit ihm
nicht mehr verlängert. Dementsprechend erfolgte eine Ausschreibung, bei der
Herr Dr Hauke unter den Kandidaten als geeignetster ausgewählt wurde. Er
erhielt seinen Vertrag bis Ende 2002. Es ist daher durchaus möglich und üblich,
einen Vertrag, der abläuft, nicht mehr zu verlängern, sondern eine neue
Ausschreibung zu initiieren, vor allem dann, wenn neue Aspekte bei der Führung
des Unternehmens nützlich sein könnten. Die begrenzten Budgetmittel erzwingen
eine Prioritätensetzung, die unter sehr schwierigen Bedingungen zu fällen ist.
Grundsätzlich ist Ihre Frage aber absolut unfair
gegenüber einem Beamten dieser Stadt, der in den verschiedensten Funktionen für
die Gemeinde Wien tätig war. Sie fordern mich damit auf, quasi öffentlich einen
Beurteilungsbogen vorzutragen und zu erläutern. Für eine solche Vorgangsweise
bin ich nicht zu haben, da ich tief ins Persönliche gehende Urteile über die
Abteilungsleiter meiner Geschäftsgruppe vor dem Gemeinderat sicher nie abgeben
werde.
Die Vorgangsweise Ihrer Partei mit den Beamten der
Bundesregierung hat natürlich gezeigt, dass Sie andere Wertmaßstäbe bei
Menschen anlegen. Ich werde weder im Guten noch im Schlechten über eine meiner
Mitarbeiterinnen oder einen meiner Mitarbeiter vor dem Gemeinderat sprechen. (StRin
Karin Landauer: Sie haben es aber schon gemacht!) Daher kann ich nur
wiederholen, dass ich Ihre Aufforderung als einen Ausdruck des schlechten Stils
verstehe, den die ÖVP in dieser Bundesregierung bei ihren Beamten und
Vertragsbediensten in diversen Ministerien zum Nachteil des Steuerzahlers
eingeführt hat und den Sie nun auch der Gemeinde Wien zuordnen. (GR Gerhard
Pfeiffer: Das ist ja wirklich tiefstes Niveau!)
Sie haben nicht auf den Ablauf von Verträgen
gewartet, sondern Sie haben willkürlich Verträge aufgelöst mit
Millionenabschlagszahlungen für die Betreffenden zu Lasten der Steuerzahler.
Sie haben - darauf werde ich später auch noch eingehen - Ministerien
willkürlich umstrukturiert und Beamte durch Personen mit eindeutig
parteipolitischer Ausrichtung ersetzt.
Abgesehen davon hat eine ÖVP-Ministerin Menschen vom
Jahrgang 1945 und jünger mit 90 Prozent ihrer Letztbezüge in Frühpension
geschickt, wie unlängst in einem Bericht des "News" aufgezeigt wurde.
(Zwischenrufe bei der FPÖ und bei der ÖVP.) Der Schaden für den
Steuerzahler ist beträchtlich, während durch die Vorgangsweise einer Neuausschreibung
bei einem abgelaufenen Vertrag keine Kosten für die Wiener Steuerzahler
anfallen.
Ich bekenne mich dazu, dass ich verpflichtet bin, den Besten
für die Bewältigung der Aufgaben zu suchen. Mit der Auswahl der Führungskräfte
meiner Geschäfts-
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