Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 106
Das ist nicht mehr lustig!)
Die erste Zusatzfrage: Frau GRin
Ringler. - Bitte.
GRin Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sosehr ich Ihren Befund
auch teilen mag, was die tatsächlichen Grausamkeiten der schwarz-blauen
Kulturpolitik betrifft, so möchte ich Ihnen doch auch die Gelegenheit geben,
mir zu zeigen, dass das Wiener Gegenmodell tatsächlich Bestand hat. Denn es ist
ja nicht so, wie Sie gemeint haben, dass die Künstlerinnen und Künstler in
diesem Land nunmehr resignativ vor den Polstertüren stehen und traurig in die
Ferne blicken, nein, im Gegenteil, sie haben sehr viel vor.
Wir hatten vor einigen
Wochen im letzten Gemeinderat schon die Gelegenheit, den Herrn Finanzstadtrat,
der Sie vertreten hat, zu fragen, wie es sich denn nun mit der Finanzierung
einiger, wie wir glauben, sehr, sehr wichtiger Kulturinitiativen in dieser
Stadt verhält. Ganz konkret geht es hier um Initiativen aus dem Bereich der
schwul-lesbischen TransGender Community, nämlich einerseits um "Wien ist
andersrum" und andererseits um das "queer
identities"-Filmfestival. Sie wissen, das sind hoch erfolgreiche, sehr
wichtige Institutionen für unsere Stadt, die nicht nur einen Publikumserfolg vorzuweisen
haben, sondern die, wie ich glaube, gerade dann, wenn es darum geht, zu zeigen,
dass Wien anders ist, dass es gerade im kulturellen Bereich anders ist, eine
ganz wichtige Rolle spielen.
Beide Institutionen haben
allerdings Finanzierungsprobleme. "Queer identities" ist, wie Sie
wissen, nicht mehr im Rahmen der Viennale, braucht eine eigene Förderung, und
auch "Wien ist andersrum" schleppt, wie Sie wissen, seit vielen
Jahren ein Schuldenproblem mit sich herum, das bis dato nicht endgültig gelöst werden
konnte, und ist nun selbst auch in einer schwierigen Situation.
Ich frage Sie daher: Wird
es im nächsten Jahr ausreichende Gelder geben, um diese zwei wichtigen
Kulturinitiativen tatsächlich weiterführen zu können und damit zu zeigen, dass
die Stadt Wien mehr Perspektive hat als der Herr Morak?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Die zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Dr Salcher. - Bitte.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Zur Frau Kollegin Ringler
waren Sie ein wenig freundlicher, denn der Kollege Kopietz war ja so erschöpft
von Ihrer Anfrage, dass er auf seine Zusatzfrage verzichtet hat, die ihm ja
zugestanden wäre.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Herr GR Salcher! Bitte lernen Sie die Geschäftsordnung, bevor Sie solche Dinge
behaupten. (GR Johannes Prochaska: Ah, jetzt auf einmal! Der Stadtrat labert
eine halbe Stunde herum!) Der Herr Stadtrat hat nicht "gelabert",
sondern der Herr Stadtrat hat eine schwer wiegende Frage der Kulturpolitik hier
beantwortet. (Beifall bei der SPÖ. - Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe
bei der ÖVP. - GR Gerhard Pfeiffer: Er hat sich auch dementsprechend schwer
getan!)
GR Dr Andreas Salcher (fortsetzend): Na
ja, offensichtlich ist der SPÖ-Landessekretär in der Früh mitten im Wahlkampf
aufgewacht, und die dringendste Sorge, die er gehabt hat, war die Wiener
Kulturpolitik, und da hat er sich halt gedacht, da frage ich gleich meinen
Andreas Mailath-Pokorny, wie schlimm denn das wirklich ist.
Da
würden sich von mir auch ein paar Fragen aufdrängen, zum Beispiel, ob die
beiden Herren relativ wenig Zeit haben, um das miteinander zu besprechen - aber
es ist ja schön, hier daran teilhaben zu können -, oder auch die Fragenstellung
... (GR Harry Kopietz: Sie sollen den Stadtrat fragen, Herr
Kollege! Fällt Ihnen keine Frage ein?) Ich bin schon bei Fragen, zum
Beispiel bei der Frage, wer hier wem die Frage und wer hier wem die Antwort
geschrieben hat. (GR Godwin Schuster: Du laberst!) Aber ich gebe zu,
diese wichtigen Fragestellungen wären nicht geschäftsordnungsmäßig, und wie der
Herr Vorsitzende mich kennt, halte ich mich sklavisch an die Geschäftsordnung.
Daher
meine Frage an den Stadtrat: Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sie sind ja jetzt
fast eineinhalb Jahre Kulturstadtrat dieser Stadt (GR
Godwin Schuster: Das war schon eine Frage!), und ich nehme an, wenn Sie
so in die Ursachenforschung gegangen sind, warum Ihre Politik noch nicht jenen
völlig durchschlagenden Erfolg in Wien gehabt hat, den wir Ihnen allen, den Sie
sich wahrscheinlich auch selber wünschen, sind Sie auf irgendein anderes Thema
oder eine andere Ursache als den Bund gekommen, der Sie daran hindert, so
riesig erfolgreich zu sein. (Heiterkeit bei der ÖVP und bei der FPÖ. - Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich
halte mich an die mir jetzt aufgetragene Kürze und beantworte die Frage mit
Nein. (Heiterkeit und scherzhafte Unmutsäußerungen bei der FPÖ und bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Die dritte Zusatzfrage kommt von der FPÖ: Frau GRin Mag Unterreiner. - Bitte.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wir alle kennen das Ritual
der bestellten Anfrage. Das möchte ich jetzt gar nicht sagen, auch wenn Ihnen diese
Frage doch sehr zupass kam, verwunderlich ist allerdings, dass das gerade
Kopietz macht. Er müsste sich ja freuen über diese Regierung, denn diese
Regierung hat ihn zum Professor gemacht. (Lebhafte Heiterkeit bei der
FPÖ und bei der ÖVP.) Also, das wäre ja ein Anlass gewesen, etwas
Lobendes zu erwähnen. (Zwischenrufe bei der SPÖ und bei der FPÖ.)
Genauso haben Sie einen
Meilenstein der Kulturpolitik verschwiegen: die Künstlersozialversicherung.
30 Jahre lang hätten Sie Zeit gehabt. Also ich meine, man hätte auch
andere Antworten geben können.
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