Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 145
weit geht, dass Sie diese Themen in diesem hohen Haus nicht
ansprechen und halt die so genannten Grün-Roten-Projekte so in den Vordergrund
stellen, dass man eigentlich überhaupt keine Oppositionspolitik in diesem Haus
mehr betreibt, weil man es sich nicht verscherzen will mit den Genossen, um ja
irgendwo bedacht zu werden, vielleicht einen kleinen Verein wieder
subventioniert zu bekommen, wieder ein kleines Projekt subventioniert zu
bekommen. Das ist halt zutiefst menschlich, was Sie hier im Gemeinderat darlegen
mit Ihrer Politik, und das ist auch für uns letztlich eine traurige Situation,
dass das so von Ihnen politisch dargelegt wird und gelebt wird.
Wir haben aber auch den
Punkt ganz kurz noch anzusprechen, weil heute Frau Kollegin Vana von Frauenpolitik
gesprochen hat. Ich frage mich ja nur, wann man endlich von Seiten der Stadt
Wien, so wie das im Integrationsvertrag jetzt endlich eine Verankerung findet,
auch den zugewanderten muslimischen Frauen die Möglichkeit bietet und ihnen
hilft, sich aus dem familiären Druck, der oftmals stattfindet, auf Grund der Religion
heraus begründet, zu emanzipieren, endlich auch konkret in diesen Bereich
hineintritt mit konkreten Angeboten, um nicht eine Zweiklassengesellschaft in
dieser Stadt zu fördern. Die sieht man aber leider Gottes in dieser Stadt. Man
erlebt leider Gottes in dieser Stadt, dass viele muslimische Frauen noch immer
als zweite Wahl betrachtet werden von manchen, auch wirklich so behandelt werden,
als hätten sie nicht die gleichen Rechte, wie man sich das wünscht. Und auch da
erwarte ich mir endlich einmal von Ihrer Seite konkrete Maßnahmen, die nicht
nur in Lippenbekenntnissen enden, sondern die auch wirklich zu einer Verbesserung
in diesem Bereich führen.
Ich glaube, ich werde die anwesenden Damen und
Herren, vor allen Dingen der Regierungspartei, nicht länger quälen. Es war
ausreichend heute. Aber ich freue mich natürlich immer wieder, wenn ich Ihnen
den Spiegel vorhalten kann. Es macht immer wieder Spaß, es ist immer wieder ein
Vergnügen, zu sehen, wie Sie dann auf gewisse Dinge reagieren. Ich denke, Sie
sollten trotzdem einmal so weit sein, gewisse Dinge auch zu beleuchten, in
Frage zu stellen und vielleicht auch bei dem einen oder anderen Genossen in Europa
sich einmal etwas abzuschauen und auch vielleicht sich einzugestehen, Fehler
gemacht zu haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR
Margulies gemeldet. - Bitte schön.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Die tatsächliche Berichtigung bezieht sich nicht auf
Herrn Strache, sondern auf Herrn Ulm. Es geht nämlich um Folgendes, Herr Ulm:
Sie haben gesagt, die ÖVP schützt den Rechtsstaat.
Ganz so war diese Situation, wie ich sie von der Demonstration
in Erinnerung habe, nicht. Es war so, dass die Demonstration der
Rechtsextremisten, obwohl alle maßgeblichen Organisationen, seien es
parteipolitische Organisationen, Non-profit-Organisationen, im Vorfeld darauf
hingewiesen haben, dass es sich bei diesen Demonstranten um Neonazis handelt -
Sie wissen, welche ich meine, die vom Heldenplatz, wo die Rechtsextremisten
gestanden sind und nachher durch die Kärntner Straße marschiert sind und
"Sieg heil!" geschrieen haben -, von einem ÖVP-Innenminister nicht
untersagt wurde, sondern Sie haben sie demonstrieren lassen. So schützen Sie
den Rechtsstaat!
Zweiter Punkt: Sie haben nicht einmal den Anstand,
den Ihr Kollege Khol erwiesen hat, indem er sich verglichen hat mit dem
Kollegen Öllinger und dem Kollegen Van der Bellen, vor allem mit dem Kollegen
Öllinger, und festgestellt hat, dass er den Vorwurf, der Kollege Öllinger habe
sich an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt, nicht mehr länger
aufrecht erhält.
Aber Sie versuchen genau dasselbe, was der Khol
vorher gesagt hat. Sie rücken Menschen - und da gebe ich Ihnen in einem Punkt
Recht: Ja, ich habe demonstriert -, die gegen wiederaufkeimenden Rechtsextremismus
demonstrieren, in die Nähe von Gewalttätern. Das ist Ihre Politik und diese
Politik ist verabscheuenswürdig.
In Frankreich haben Hunderttausende Menschen
demonstriert nach dem Wahlerfolg von Jean-Marie Le Pen, der Schwesterpartei der
Freiheitlichen Partei in Österreich. Da ist es legitim, weil die vertreten in
der Integration ungefähr dieselben Inhalte: Jean-Marie Le Pen und Heinz
Christian Strache. Da sind Millionen fast auf die Straße gegangen und haben demonstriert.
Das würde ich mir in Wien erwarten, und das würde ich
mir auch von einer ÖVP erwarten, dass sie sagt: Wir demonstrieren gegen
Rechtsextremisten. Und nicht, dass versucht wird, diejenigen Menschen, die
gegen Rechtsextremisten demonstrieren, ins gewalttätige Eck zu rücken. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Die
nächste tatsächliche Berichtigung: Herr GR Strache. - Bitte schön.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Zur tatsächlichen Berichtigung. Herr Kollege Ulm
hat heute ein Zitat, soweit ich es gehört habe, von einer Rede von mir
verlesen, hat aber offensichtlich den Inhalt nicht ganz verstanden und hat es
deshalb sozusagen auf einen falschen Ort verlegt, nämlich auf das
Kirchweger-Haus.
Gemeint war damals von mir die rechtswidrige Demonstration
am 13. April, die zwar angemeldet wurde, aber nicht genehmigt worden ist,
wo Herr Gemeinderatskollege und Sicherheitssprecher Schuster hier freudig
hineingerufen hat: "Auch ich war dabei, auch ich war als Sicherheitssprecher
bei einer rechtswidrigen nicht genehmigten Veranstaltung und Demonstration."
Das ist sozusagen das, was auch wirklich passiert ist und Sache ist.
Und zum Herrn Kollegen Margulies. Faktum ist, Herr Kollege,
am 13. April hat es eine angemeldete und genehmigte Veranstaltung am
Heldenplatz gegeben, die vom roten Polizeipräsidenten auch legitimiert worden
ist als ordnungsgemäße, legitime, auch rechtsstaatliche Veranstaltung. Im
Gegenzug hat es eine Gegenveranstaltung gegeben, die nicht ordnungsgemäß war,
die rechtswidrig war, wo es zu massiven Gewalttätigkeiten
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