Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 145
schon auffallend, dass in allen fünf Akten im Handakt keine
einzige schriftliche Aufzeichnung oder ein Protokoll vom Herrn OSR Vokaun
aufzufinden ist. Es gibt kein Schriftstück! Haben Sie irgendetwas gefunden? -
Das ist doch unüblich. Das kann mir doch niemand erzählen, dass das normal ist,
dass sich in einem Akt, in einem Handakt, der so dick ist, der einen halben
Meter dick ist, nicht eine einzige schriftliche Aufzeichnung vom Herrn
Obersenatsrat, der ja der Überdrüberplaner oder Flächenwidmungsplaner in diesem
Fall war, findet.
Wir werden darüber nachdenken, wir werden sehen, wie
das ist. Herr SR Steiner hat ja gesagt, dass er das eine oder andere kopiert
hat. Wir werden uns damit auch noch beschäftigen.
Meine Damen und Herren! Sie freuen sich, glaube ich,
zu früh, denn politische Verantwortung heißt ja nicht Weisung. Sie klammern
sich immer an das Wort "Weisung". Natürlich wird kein Stadtrat so
dumm gewesen sein, dass er irgendwie gesagt hat, das machen wir jetzt als Weisung.
Aber auch eine Unterlassung oder eine Forderung kann durchaus politische
Verantwortung widerspiegeln, und ich bin sicher, dass wir gemeinsam, da ja Sie ebenfalls
an der Aufklärung interessiert sind, doch eine politische Verantwortung
herausfinden werden, auch wenn Sie es nicht glauben. Ich bin sicher, denn wir haben
so einen dichten Terminkalender im Oktober, Frau Kollegin Wehsely, wir werden
noch genug Politiker haben und dann werden wir über die politische Verantwortung
hier diskutieren. (GRin Mag Sonja Wehsely: Dann, aber nicht jetzt!)
Jetzt brauchen wir nicht zu diskutieren. Jetzt haben
wir den Herrn Vokaun. Wir sind nicht einmal noch mit dem dritten Akt fertig.
Seid nicht ungeduldig! Es gibt Akten noch in Hülle und Fülle. Ihr werdet
staunen, was noch alles zu Tage kommt, Frau Wehsely. Ihr werdet staunen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr amtsf StR Dipl Ing Schicker gemeldet. Ich erteile
ihm das Wort.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe eigentlich erwartet, dass wir bei der Rechnungsabschlussdebatte
dieses Jahr ein bisschen über Stadtentwicklungspolitik diskutieren werden und
uns nicht in einzelne Verkehrslösungen, Miniverkehrslösungen ergehen, teilweise
auch mit falschen Zahlen.
Zunächst: Was ist Stadtentwicklungspolitik und Verkehrspolitik
aus meiner Sicht für diese Stadt? - Wir stehen vor der Erweiterung der
Europäischen Union, wir stehen davor, dass der Städtewettbewerb in Europa und
weltweit deutlich zunimmt. Wir stehen davor, dass die Grenzen der Städte längst
nur mehr administrativ und für den Finanzausgleich von Interesse sind, aber
nicht mehr für die Industrie, nicht mehr für die Wirtschaft und schon gar nicht
für die Menschen, die hier leben.
Genau das sind die Probleme von Stadtentwicklungspolitik
heute: sehr rasch reagieren zu müssen auf neue Veränderungen in der Welt, sehr
rasch reagieren zu müssen auf Neuerungen, die sich aus wirtschaftlichen und
technologischen Veränderungen ergeben. Genau hier gilt es daher, für den neuen
Stadtentwicklungsplan, den wir 2004, 2005 fertig zu stellen beabsichtigen, die
entsprechenden Grundlagen jetzt zu erarbeiten, aufzusetzen auf dem, was in
dieser Stadt zur Verfügung steht, nämlich aufzusetzen darauf, dass wir im
vergangenen Jahrzehnt eines bewältigt haben, was ganz offensichtlich auch
Kollege Chorherr wieder einmal vergessen hat: Wir haben es bewältigt, dass
innerhalb von drei Jahren mehr als 100 000 Menschen nach Wien zugezogen
sind.
Diese Menschen bringt man nicht dort unter, wo man
lang verhandeln muss mit großen Grundeigentümern wie zum Beispiel der
Bundesbahn, diesen Menschen bietet man nicht Wohnung und Arbeit dort, wo man
mit Einzellückenverbauungen in den dicht verbauten städtischen Gebieten neuen
Wohnraum oder neue Beschäftigung schafft, sondern wenn die Zuwanderung so
blitzartig und plötzlich einsetzt, wie das 1989 bis 1991 der Fall war, dann
bedarf es der Nutzung von Flächen, die einem in der Stadt selbst zur Verfügung
stehen. Zur Zeit von StR Swoboda sind im Stadtentwicklungsplan, der jetzt noch
Gültigkeit hat, die Weichen in diese Richtung gestellt worden, nämlich dort die
Besiedelung anzukurbeln, wo die Grundstücksflächen schon zur Verfügung standen,
ob das im 23. Bezirk war, ob das im 22. Bezirk oder im
21. Bezirk war. Genau diese Flächen konnten genützt werden und binnen
kürzerster Zeit konnte auch der Wohnbau angekurbelt und der damalige Wohnungsbedarf
gedeckt werden.
Wenn das eine Politik der Mittelmäßigkeit ist, dann
war diese Politik mittelmäßig, wenn das eine unambitionierte Politik war, wie
ich es auch in den Zeitungen lesen konnte, dann ist das eine unambitionierte
Politik. Aber Menschen, die in diese Stadt kommen, die in dieser Stadt wohnen
wollen, die in dieser Stadt Beschäftigung finden wollen, all das in einer
Qualität zu bieten, wie es der sechsreichsten Stadt Europas ansteht, das muss
doch unser Ziel sein. Dafür sind wir alle hier in diesen Gemeinderat oder im
Stadtsenat dafür verantwortlich.
Dazu zählt auch, dass wir Vorkehrungen für die Erweiterung
der Europäischen Union treffen, damit wir auch innerhalb der Stadtgrenzen
gerüstet sind, auch mit dem Umland gemeinsam. Da heute von den verschiedensten
Vertretern der Parteien mehrfach die Kritik geäußert wurde, dass wir innerhalb
der Stadt und gerade in meinem Ressort nichts tun oder nichts vorbereitet
hätten für diesen Beitritt, weise ich darauf hin, dass heute zum Beispiel
wieder ein Treffen der drei Landeshauptmänner von Wien, Niederösterreich,
Burgenland stattfindet, und bei diesem Landeshauptmännertreffen geht es darum,
dass die Verkehrsinfrastruktur in dieser Region ernsthaft erledigt wird.
Ist es Nichts, wenn beispielsweise das Burgenland
bereit ist, die große Ebenfurterschleife aus eigenen Mitteln und aus Mitteln
der Europäischen Union zu finanzieren?
Ist es Nichts, wenn für diese Region ein einheitlicher
gemeinsamer Verkehrsverbund aus sechs Verkehrsverbünden, die jetzt existieren,
zusammengestellt wird und
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