Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 145
damit jedem, egal, ob das ein Wiener, ein Niederösterreicher
oder ein Burgenländer ist, gleiche Bedingungen zur Verfügung gestellt werden?
Es ist nicht Nichts und es ist nicht unambitioniert,
wenn man für die Bewohner Ungarns zwischen Györ und der Staatsgrenze einen
Pendlerzug in Richtung Wien einführt und dort das Ticket der Wiener Linien an
jene, die aus Ungarn kommen, um 50 Prozent verkauft wird, damit sie sich
den öffentlichen Verkehr leisten können, damit sie nicht mehr mit den Autos
kommen.
Es ist nicht Nichts, wenn dasselbe mit Bratislava vorbereitet
wird.
Es ist auch nicht unambitioniert, wenn wir gerade dabei
sind, über bilaterale, trilaterale, multilaterale Aktivitäten zwischen Ungarn -
Österreich, Österreich - Slowakei, Österreich – Tschechien, solche
Verknüpfungen zu schaffen und das Heading mit der Europaregion Wien in den
Vordergrund zu stellen.
Wir werden diese Region allerdings nicht Europaregion
Wien nennen, denn der Kolonialismus ist glücklicherweise ausgestorben, und wir
werden auch nicht mehr zurückkehren in die Zeiten der Haupt-, Reichs- und
Residenzstadt Wien, denn das wäre purer Kolonialismus gegenüber diesen neuen
Staaten, die gerade dem Kommunismus entkommen sind, sondern wir werden
gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern hier in Österreich, hier in Wien,
aber auch mit den Schülerinnen und Schülern jenseits der Grenzen die
Namensfindung für diese Region im Herbst abgeschlossen haben. Dann haben die
Menschen, die die Zukunft in dieser Region haben, nämlich die Schülerinnen und
Schüler, auch dafür gesorgt, dass sie das richtige Etikett für diese Europaregion
gefunden haben.
Lassen Sie mich noch ein paar Punkte zu dem sagen,
was hier zur Verkehrspolitik vermeldet worden ist, und bei manchem kann ich
nicht anders, als "vermeldet" zu sagen.
Das beginnt damit, dass man die Behauptung in die
Welt setzt, dass es einen Generalverkehrsplan des Bundes gäbe. Frau Kollegin
Trammer, es gibt keinen beschlossenen Generalverkehrsplan Österreich. Es gibt
einen Regierungsbeschluss, der vom Parlament in keiner Weise zur Kenntnis
genommen wurde, weil er dem Parlament nicht einmal vorgelegt worden ist. Das
ist der Unterschied zu diesem Gemeinderat, Frau Kollegin Trammer, dass der
Masterplan Verkehr jedenfalls hier in diesem Gemeinderat diskutiert und zur
Kenntnis genommen worden ist und wir damit eine gemeinsame Position haben. Ich
möchte Ihre Fraktion daran erinnern, dass sie damals mitgestimmt hat, nachdem
wir diesen Verkehrsmasterplan für diese Stadt zurechtgeschneidert haben, und
zwar gemeinsam. Ich würde mich daher von diesem gemeinsamen Produkt an Ihrer
Stelle nicht gar so verabschieden.
Dass der Kollege Gerstl das tut, das verstehe ich, er
verabschiedet sich im Moment von ja sehr vielem, unter anderem von seinem Job.
Aber es ist doch etwas merkwürdig, dass Herr Kollege Gerstl sich ganz besonders
auf die Aussagen beruft, die mein Vorgänger hier in diesem Haus des Öfteren
getätigt hat, und dass Kollege Gerstl darauf hinweist, dass der Bahnhof Wien
laut Görg schon 2006 zur Verfügung stünde, dass er darauf hinweist, dass das
Nahverkehrsgeschoss schon 2006 benützungsreif sein sollte.
Wenn dem so wäre - Kollege Gerstl ist ja jetzt leider
nicht da, er ist wahrscheinlich auf Jobsuche -, dass wir das 2006 schon fertig
hätten und benützen könnten, dann müssten wir jetzt schon im Bau sein, dann
müssten die Verhandlungen schon längst erledigt sein, dann müssten die
Genehmigungen vorliegen. Und das ist das Problem, wenn Kollege Gerstl sagt,
2006 hätte das laut Dr Görg schon fertig sein sollen. Er sagt seinem eigenen
Stadtrat a.D., dass er damals offensichtlich nicht rechtzeitig die
Vorbereitungen getroffen hat. Es tut mir Leid, Herr Dr Görg. Wir haben immer
ein ganz ein gutes Arbeitsverhältnis miteinander gehabt, aber der Herr Gerstl
hat Sie vorhin kritisiert, er hat Ihnen gesagt, Sie haben die Vorbereitungen
für den Bahnhof Wien nicht rechtzeitig getroffen.
Ich muss auch sagen, es ist natürlich nicht einfach,
dort etwas zu tun, wo doch die Österreichischen Bundesbahnen nicht in die Lage
versetzt sind, selbst zu agieren, wo ihnen gerade von einer der Regierungsparteien,
nämlich der ÖVP, andauernd ausgerichtet wird, dass sie eigentlich zerschlagen
gehören, dass die Infrastruktur getrennt gehört vom Betrieb und dass man die
Immobilien verwerten und verkaufen soll, damit man die Staatsschulden decken
kann. Wenn das der Bundesbahn immer wieder von der Österreichischen Volkspartei
gesagt wird, wie soll sie dann einen Bahnhof bauen, wie soll sie das denn
machen?
Ich bin ja sehr froh, dass Staatssekretär Finz sich
jetzt sozusagen auf die Wiener Niederungen begibt und der neue Parteiobmann in
der ÖVP ist. Ich gehe davon aus, dass dort, wo die Verhandlungen für den neuen
Zentralbahnhof Wien noch ins Stocken geraten könnten, nämlich im
Finanzministerium und in der ÖVP, der neue Herr Parteiobmann Finz sich
entsprechend in die Bresche werfen und das entsprechend beschleunigen wird. Bis
2006 wird er es auch nicht schaffen, das geht sich rein technisch schon nicht
aus, aber wenn wir es bis 2008, bis 2010 schaffen, dann sind wir sehr, sehr
froh.
Ich kann es dem Herrn Kollegen Gerstl nicht ersparen, ihm zu
sagen, dass ich manchmal nicht ganz mitkomme, in welche Stoßrichtung ich denn
meine Politik machen sollte, wenn er einerseits vorschlägt, man soll die U-Bahn
über die Stadtgrenze hinaus verlängern, und andererseits kritisiert, dass man,
wenn wir das tun, dann da draußen die Geschäfte baut und dass dann die Einkaufszentren
nahe der B 301 entstehen. Herr Kollege Gerstl, Sie müssen sich
entscheiden: Entweder wollen wir die U-Bahn zur Stadtgrenze, wollen wir, dass
es dort Umsteigemöglichkeiten von der Straße auf die Schiene gibt, dann müssen
wir in Kauf nehmen, dass sich wirtschaftlich etwas tut in diesem Gebiet, oder
wir wollen es nicht. Kalt und warm zugleich wird nicht gut gehen und halbschwanger
geht auch nicht. (GR Kurth-Bodo Blind:
Soll ich es Ihnen erklären?) Nein, Herr Kollege Blind,
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