Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 145
da zumindest zu, dass man den Menschen nicht beim Müll,
Wasser und Abwasser das Geld aus der Tasche zieht. Stimmen Sie mir da zu? (GR Rudolf Klucsarits - auf die SPÖ weisend
-: Reden Sie doch dorthin!) - Bravo, danke. Na, Gott sei Dank!
Ebenso wie Bildungs-, Gesundheits- und
Sozialeinrichtungen sowie Kinderbetreuung zählen sie zu den Kernaufgaben
regionaler Dienstleistungen. (Zwischenruf
des GR Rudolf Klucsarits.) Also die intelligentesten Zwischenrufe kommen
nicht von Ihnen. Ich habe mir gedacht, ich mache einen Schmäh, aber Sie
verstehen ihn nicht, und daher komme ich zum Schluss und Sie dürfen weiter
zwischenrufen. (Beifall bei der ÖVP.)
Müll, Wasser und Abwasser, Ver- und Entsorgungsleistungen
müssen sich weiterhin an gemeinwirtschaftlichen Kriterien orientieren. Ich bin
überzeugt davon, dass die Sozialdemokratie da mitgeht.
Das gilt ebenso für Bildungs-, Gesundheits- und
Sozialeinrichtungen, für die Qualität und Quantität ihrer Bereitstellung. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wissen Sie,
jetzt sage ich Ihnen noch etwas. Ich habe noch 8 Minuten 30 Sekunden.
Eigentlich hätte ich nur mehr drei Sätze vorgehabt, aber jetzt gehe ich doch
auf Sie ein. (Heiterkeit bei der ÖVP und
bei der FPÖ.)
Es ist faszinierend, mit welcher Naivität oder
Überheblichkeit, ich weiß nicht, was der richtige Ausdruck ist, Sie an ein
internationales Abkommen, das Wien möglicherweise in seinem eigenen Herzen der
Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen trifft, herangehen. Verstehen Sie,
Sie versuchen nicht einmal, zuzuhören, Herr Pfeiffer. Ich glaube, wenn ich Sie
jetzt frage, worüber ich geredet habe, wissen Sie es nicht. Und wenn ich auf
der Seite frage (auf die SPÖ zeigend),
wird mir ein jeder sagen können, worum es geht. Sie werden es nicht einmal
wissen, Herr Pfeiffer. Sie wissen wahrscheinlich nicht einmal, was GATS ist,
und Sie haben nicht zugehört, sondern Sie denken sich: Mein Gott, jetzt redet
der Margulies da heraußen, es wird vielleicht ganz g’spaßig, wenn ich ihm mit
einem Zwischenruf eine gib.
Na ja, was glauben Sie, Herr Pfeiffer, ist das
wirklich Ihre Herausforderung im Gemeinderat? Ist es die? Oder setzen Sie sich
einmal wirklich zum Wohle und im Interesse der Wiener Bevölkerung ein? Dann
beschäftigen Sie sich mit internationalen Abkommen im Rahmen der WTO, im Rahmen
der EU, schauen Sie sich an, welche Verpflichtungen möglicherweise da auf Wien
zukommen und schauen Sie sich an, was das für die Wiener Bevölkerung bedeuten
kann.
Und damit komme ich jetzt wirklich zum Ende, weil es
ist einfach wichtig, dass genau diese Bereiche, die Kernpunkte und die
Kernaufgaben der kommunalen Dienstleistungen, auch in Zukunft durch die
öffentliche Hand zu garantieren sind und in der Regel auch bereitzustellen
sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche Sie
um Zustimmung zu unserem Antrag. Sie können ihn, nachdem Sie ihn auch
schriftlich haben, gerne nachlesen. Und ich würde, sage ich einmal, sehr
überrascht, aber dennoch erfreut sein, wenn die Österreichische Volkspartei,
die sich so gerne selbst noch, glaube ich, als soziale Partei bezeichnet,
zustimmen würde.
Natürlich - ich sage das auch ganz offen -, es geht
nicht um die Zustimmung der ÖVP. Damit der Antrag durchgeht, bedarf es der
Zustimmung der Sozialdemokratie. Ich erwarte mir in dem Zusammenhang eine
Zustimmung der Sozialdemokratie, denn was für Gespräche und Diskussionen im
Zuge der EU gilt, sollte eigentlich auch für Gespräche und Diskussionen im Zuge
des GATS-Abkommens gelten. Es geht darum, nicht die Türen für einen breiten
Ausverkauf öffentlicher Dienstleistungen aufzumachen. Und hier sollten wir als
Stadt Wien gemeinsam bei der Findung in Österreich Position beziehen und diese
dann auch bestmöglich innerhalb des GATS-Abkommens vertreten. - Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung: Herr GR Dr
Tschirf, bitte. 3 Minuten!
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich werde mich jetzt nicht mit den apokalyptischen
Überlegungen des Kollegen Margulies auseinander setzen, sondern mit dem, was
tatsächlich die Wahrheit ist. Wahr ist: Die Position der österreichischen
Bundesregierung ist hinsichtlich des Wassers, dass es um Kosteneffizienz der
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung geht, die der verstärkten
Zusammenarbeit. Dabei geht es nicht um Privatisierung oder Entkommunalisierung,
es geht einzig und allein um den effizienten Mitteleinsatz aus Verantwortung
gegenüber dem Steuerzahler. Das ist die Position der österreichischen
Bundesregierung. Ich gehe weiter: Das ist auch bestätigt worden durch den
EU-Gipfel in Nizza.
Die Verfügungsgewalt über die heimischen
Wasserreserven ist in österreichischer Hand, und es geht um die zeitgerechte
Verwirklichung einer abgestimmten gemeinsamen Strategie. Wieder: Die Position
der österreichischen Bundesregierung ist auf allen Ebenen entsprechend
umgesetzt.
Weiters: Die Länder und der Bund sprechen sich
grundsätzlich gegen die auf EU-Ebene andiskutierte Liberalisierung der
Daseinsvorsorge aus. Die öffentliche Hand darf sich aus der Wasserver- und
-entsorgung nicht zurückziehen.
Der Unterschied ist der - das ist Gegenstand eines
Gesprächs gewesen, einer Festlegung, die in der Vorwoche zwischen den
Klubobmännern der ÖVP-Landtagsklubs und dem Minister für Landwirtschaft
getroffen worden ist -, dass es uns gelingt, auf Grund unserer Möglichkeiten,
dass wir tatsächlich etwas umsetzen, dass wir das als Position der österreichischen
Bundesregierung haben, dass das auch auf EU-Ebene durchgesetzt wird, und wir
begnügen uns nicht mit billiger Polemik, sondern wir setzen etwas um, was immer
Sie hier an mehr oder weniger sinnvollen Bemerkungen einbringen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Dkfm Dr Aichinger, bitte.
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