Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 145
kommen, der mir auch sehr wichtig ist und der, wie ich
meine, auch mit jeder Menge Geld verbunden ist: Inserate der Stadt Wien.
Inserate, die die Stadt in einer Reihe von Zeitschriften, Magazinen, regelmäßig
schaltet. Nun, das macht ordentliche Millionenbeträge aus, und so möchte ich
wohl hoffen, dass die Stadt ziemlich genau überprüft und aufpasst, wo
inserieren wir und wo inserieren wir nicht. Das Kriterium, von wie vielen
Menschen ein Medium gelesen wird, kann es wohl allein nicht sein, denn sonst
würde die Stadt Wien ja genauso auch zum Beispiel in der "Praline"
inserieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass sehr viele, vor allem männliche
Menschen in der Stadt, ab und an einen Blick hineinwerfen, aber da inserieren
wir nicht. Also haben wir doch so etwas wie moralische Wertvorstellungen, wo
wir inserieren wollen, wo ist es würdig, wo ist es passend für die Stadt, sich
selbst zu schildern und womöglich auch noch den Herrn Bürgermeister zu platzieren,
und wo nicht. Und darüber hinaus, glaube ich, haben wir dahinter auch die
Überlegung, welche Medien wir durch Inserate der Stadt Wien mitfinanzieren
wollen. Denn wir wissen alle, dass genau die Einnahmen aus diesen Inseraten ja
doch für das eine oder andere Medium einen beträchtlichen Teil ausmachen, damit
es überhaupt weiterhin existieren kann.
Und so stelle ich fest, dass zum Beispiel die Stadt
Wien im vergangenen Monat einmal wieder in dem Magazin " Wiener"
inserierte. In diesem Magazin findet sich auf Seite 8 und Seite 9 ein
wunderbarer - also, ich halte es einmal nur so oder stelle es hin, damit es
jeder sieht - zweiseitiger Beitrag "Tatort Wiener U-Bahn". Und in
diesem Beitrag wird der Eindruck erweckt, wirklich geradezu erweckt, dass in den
Wiener U-Bahnen schwarze Menschen aus Afrika mit Drogen dealen und dass praktisch
jeder schwarze Mensch, den man in einer Wiener U-Bahn antrifft,
höchstwahrscheinlich ein Drogendealer ist. Das Ganze ist nämlich auch noch
wunderbar mit dazu passenden Fotos ausstaffiert, von denen wir nicht wissen, wo
sie gemacht worden sind, und ob zum Beispiel der schwarze Herr, der hier
abgelichtet ist, überhaupt weiß, dass er da drinnen abgelichtet worden ist oder
ob er nicht zum Beispiel ganz einfach nur spazieren ging, in der U-Bahn fuhr,
Pech hatte, weil er schwarz war, fotografiert worden ist und sich schon hier
drinnen wiederfindet, ohne Bezeichnung, ohne weitere Angaben.
Ich denke, dass dieser Beitrag einmal mehr beweist,
wie Vorurteile geschürt werden. Und siehe da, ungefähr zwei Seiten später finde
ich in demselben Blatt ein zweiseitiges Inserat der Stadt Wien. Ein
zweiseitiges Inserat: "Wien bleibt Wien, ist Wien, wird Wien." Ich
hoffe, dass Wien nichts, aber überhaupt nichts mit diesen Haltungen zu tun hat,
die hier drinnen zum Ausdruck kommen, und dabei muss ich sagen, ist es eine
durchaus harmlose Ausgabe, es hat schon sehr viel Schlimmeres gegeben. Dabei
muss ich auch festhalten, es ist nur ein Beispiel, das ich gerade bei der Hand
hatte. Es ist nicht die einzige Zeitschrift, in der die Stadt Wien inseriert
und in der immer wieder und zumindest regelmäßig sage ich einmal, äußerst
vorurteilsbehaftete und xenophobe Einstellungen zum Ausdruck kommen.
Meine Damen und Herren, ich glaube, dass es nicht
richtig ist und dass es auch nicht würdig ist für die Stadt Wien, in solchen
Zeitungen immer wieder zu inserieren und viel Geld auch dafür bereitzustellen,
die gleichzeitig Haltungen vertreten oder verbreiten, mit denen die Stadt Wien
offiziell nichts zu tun haben will. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Und wir werden daher den Antrag einbringen, alle
Medien, in denen die Stadt Wien Inserate schaltet, zu überprüfen und
diejenigen, bei denen es sich feststellen lässt - von Expertinnen und Experten,
nicht von mir -, dass sie wiederholt und auf Grund ihrer Blattlinie vorurteilsbehaftete
oder xenophobe Haltungen verbreiten, einfach nicht mehr mit Inseraten seitens
der Stadt Wien unterstützt werden. Und ich möchte hoffen, dass Sie auch diesem
Antrag Ihre Zustimmung geben. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau StRin Dipl Ing Dr
Rothauer am Wort. Ich erteile es ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte
Damen und Herren, die Wenigen, die hier noch ausharren!
Zwei Fraktionen sind recht zahlreich vorhanden, von
den anderen sind nicht einmal die Mitglieder des Finanzausschusses da.
Die Stimmung ist ein bisserl schläfrig geworden und
nicht sehr motivierend. Ich werde trotzdem versuchen, hier ein paar Dinge
anzubringen und hoffe, dass diejenigen, die im Saal sind, das wenigstens
halbwegs interessant finden.
Ich möchte meinen Ausführungen voranstellen, Herr
Vizebürgermeister, ich gehöre nicht zu jenen, die den Wirtschaftsstandort Wien
krankmachen wollen oder krank reden wollen. Ich anerkenne auch - und das entspricht
den Tatsachen -, dass der Wirtschaftsstandort Wien durchaus eine gute
Reputation hat und dass viele Dinge hier in Wien in die richtige Richtung
gehen. Dennoch, Herr Vizebürgermeister, müssen Sie sich Kritik gefallen lassen,
weil eben nicht alles Gold ist was glänzt und weil auch nicht so viel Gold in
Wien herumliegt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich beginne meine Ausführungen mit einem Zitat. Das
Zitat lautet: "Wien muss Wachstumsmotor bleiben, Wien muss in der Lage
bleiben, als Motor des gesamten Landes Wirtschaft und Beschäftigung anzukurbeln."
Meine Damen und Herren, das ist kein Zitat von einem
Oppositionspolitiker oder einer Oppositionspolitikerin in Form einer Forderung
an die Stadt Wien, sondern das Zitat ist aus dem "100 Projekte für
die Zukunft Wiens", nämlich dem Arbeitsprogramm für ein modernes,
soziales, demokratisches und weltoffenes Wien, das ist jenes Programm, das die
alleinregierende SPÖ im Mai 2001 groß verkündet hat.
Es wäre natürlich der Schluss nahe liegend gewesen, dass in
diese Richtung auch wirklich gearbeitet wird, auch schon im Budgetjahr 2001,
denn Mai 2001 war ja noch ziemlich am Beginn des Jahres und da hätte man
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