Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 145
Er macht sozialistische Politik. Er macht die Räuberleiter
für diese schlechte sozialistische Politik. Es ist kein Krankreden. Glauben Sie
mir, die Fakten sind am Tisch. Das ist das, was wir meinen, dass - von mir aus
gemeinsam - verbessert werden soll. Ich habe vorhin gesagt, es gibt Ansätze.
Wir von unserer Seite aus werden uns bemühen, dass man die weiter ausbaut. Ich
erkenne, mit wenigen Ausnahmen, durchaus von Ihrer Seite, von der
sozialdemokratischen Seite, dass man im sachpolitischen Bereich gemeinsam den
Versuch machen könnte, etwas aufzubauen. Nur eines ist klar, wenn Sie selbst
Wien als rotes Gegenmodell zu nicht sozialistisch verwalteten Bundesländern
oder etwa zur blau-schwarzen Bundesregierung sehen, dann kann ich nur sagen,
das ist gescheitert, das ist eindeutig gescheitert und ist in Wirklichkeit,
wenn es nicht so traurig wäre - und es ist traurig -, die beste Werbung für die
Arbeit der Bundesregierung schlechthin. (Beifall
bei der FPÖ.)
Das, glaube ich, sollten wir gerade bei der Generaldebatte
versuchen, nämlich dass man dem anderen zuhört und schaut, dass man Fehler, die
man selber macht, vielleicht korrigieren könnte. Es ist nicht so, dass man es
gleich zugeben muss, aber man sollte es korrigieren.
Das, was Sie momentan, meine sehr geehrten Damen und
Herren von den Sozialdemokraten, in der Einwanderungs- und Integrationspolitik
machen, ist genau das Entgegengesetze von dem, was momentan EU-weit im Gange
ist. (GRin Martina LUDWIG: Genau das Gegenteilige
vom Bund!) - Hören Sie einmal zu, Frau Kollegin! Ich würde vorschlagen,
dass Sie einmal zuhören. - Es ist in Europa eine ganz grundsätzliche Änderung
in der Diskussion über die Einwanderungspolitik im Gange. Da ist durchaus - das
muss man anerkennen - an der Spitze ein Sozialdemokrat wie der britische
Premierminister Blair, der das sehr stark aktualisiert hat. Oder auch der
deutsche Bundeskanzler Schröder, der das aktualisiert und gesagt hat,
eigentlich kann man so nicht weitermachen und man soll über die Köpfe der
Bürger nicht so einfach hinwegfahren.
Ich möchte, damit Sie sich jetzt nicht gleich wieder
echauffieren, ein paar Zeilen vom letzten "Format", vom Leitartikel
des Christian Ortner vorlesen, damit auch Sie zuhören und sich überlegen, ob
das, was Sie momentan in der Integrationspolitik machen, wirklich der Weisheit
letzter Schluss ist. Christian Ortner schreibt am vergangen Freitag: "Das
Ende der Heuchelei: Festung Europa: EU-Rote und EU-Schwarze machen jetzt die
Grenzen gegen Immigration dicht, als wären sie bei Haider in die Lehre
gegangen." Er schreibt weiters: "Die Folgen dieser teilweise
unkontrollierten Immigration sind bekannt: heftige soziale Konflikte (der
Streit ums Hammelbraten im Hinterhof), Gettobildung von Ausländern aus anderen
islamischen Kulturkreisen, die sich in vielen Fällen nicht in die Gastkultur
einfügen wollen, tatsächlicher oder auch nur eingebildeter Verdrängungskampf am
Arbeits- und Wohnungsmarkt, eine Politik, die das allzu lange verdrängte, teils
aus sozialdemokratischer Arroganz der eigenen Klientel gegenüber, teils aus
naiver christlich-sozialer Glaubensüberzeugung, teils aus ökonomischem
Interesse (der Markt braucht Immigranten, aber die Menschen wollen sie nicht).
Eine derartige Politik europäischer Scheinheiligkeit ist jetzt am Ende. Am Ende
ist sie nicht freiwillig oder dank Erkenntnis, sondern so ist das halt in der
Demokratie kraft Wählervotum." Ich füge hinzu: Leider wurde zwölf Jahre
lang ein falscher Weg beschritten (GRin
Martina LUDWIG: Das haben die Wiener aber nicht so gesehen!), sodass wir
alle die Zustände, die Ortner im "Format" beschreibt, bereits hautnah
haben und spüren. (GR Christian
Oxonitsch: Wie ist denn das Wahlergebnis gewesen?)
Ich würde Ihnen auch empfehlen, nicht alles aufs
Wahlergebnis umzulegen. Immerhin haben Sie jedenfalls auf Bundesebene Ihre
Machtposition verloren. Das ist gut so, weil jetzt erstmalig seit zwölf Jahren
eine vernünftige Integrations- und Fremdenpolitik gemacht wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Für diese Erkenntnisse des Herrn Ortner, wovor wir
seit Jahr und Tag warnen und die jetzt endlich auch Schwarz auf Weiß vorliegen,
sind wir zwar immer wieder beschimpft worden, aber jetzt wissen es Gott sei
Dank auch die Kräfte, die dies alles zugelassen haben, die die Mauer gemacht
haben und die jetzt allerdings nicht wissen, wie das, was sie selbst gerufen
haben, nunmehr wieder in den Griff zu bekommen ist.
Das, was sich hier jetzt abspielt, spielt sich unter
einem Etikettenschwindel ab, den gerade die Linke in Europa an den Tag gelegt
hat. Es ist keine Asylpolitik, es ist sozusagen auch keine
Flüchtlingswanderung, sondern das, was sich hier abspielt, sind Völkerwanderungen,
wenn auch globalen Ausmaßes. Das muss man ganz nüchtern sehen. Das ist das
Wichtige, nicht mit einem Etikettenschwindel zu versuchen, möglichst viele
dieser Immigranten ins eigene Land zu bekommen, weil sonst stehen Sie genau vor
dem Resultat, vor dem jetzt auch die EU steht, warum Blair plötzlich sagt, das
muss sich alles ändern und da müssen härtere Maßnahmen sein. Schröder steht
kurz vor der Wahl und sagt auch, da muss man etwas ändern. Diese Völkerwanderung
hat es in der europäischen Geschichte immer wieder gegeben. Diesmal war es aber
so, dass sich die Staaten über viele Jahre hinaus nicht dagegen gewehrt,
sondern die Türen aufgemacht haben. In dem Zustand sind wir jetzt.
In Österreich ist erstmalig durch die Regierungsbeteiligung
der Freiheitlichen ein Fremden- und Integrationspaket geschnürt worden, das
vernünftige Maßnahmen zur Eindämmung der Einwanderung vorsieht, aber auch
zielführende Maßnahmen zur Integration vorsieht. Selbst der
"Standard" schreibt Anfang Juni, dass Österreich mit seinem
Fremdenpaket, das Sie immer noch verteufeln, im europäischen Mainstream liegt.
Das heißt, das, was Sie verteufeln, sind vernünftige Maßnahmen, die durchaus im
europäischen Trend liegen.
In Wien gehen Sie allerdings den entgegengesetzten
Weg, vielleicht auch deshalb, weil Sie meinen, Sie können es sich leisten. Es
ist aber, glaube ich, auch zum Schaden von Integrationsmaßnahmen.
Ich nenne hier nur zwei Beispiele: Das eine, was Sie
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