Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 145
auf schulischem Sektor anpeilen, ist der bilinguale Unterricht
in den Pflichtschulen. Dieser wird mit nächstem Schuljahr beginnen. Anstatt
dass Sie sich darauf konzentrieren, dass die Kinder, die Deutsch nicht als
Muttersprache haben, perfekt Deutsch erlernen, fangen Sie mit bilingualen
Schulen an. (GR Christian Oxonitsch: Bilinguale
Schulen gibt es schon längst!) Ich kann nur sagen, das ist ein Irrweg, vor
dem wir nur warnen können und wo wir auch alles versuchen werden, dass dieser
Irrweg nicht begangen wird. (GR Christian
Oxonitsch: Bilinguale Schulen gibt es schon seit fünf Jahren!)
Das Zweite ist das
Wahlrecht. Ich kann mich noch an die Debatte mit dem damaligen StR Swoboda im
Jahr 1988 erinnern. Wir haben immer gesagt, das ist ein
Staatsbürgerschaftsrecht und nur derjenige, der die Staatsbürgerschaft
anstrebt, der Ausländer, der hier bleiben will und sich auch mit diesem Staat
identifiziert, soll nach der Verleihung der Staatsbürgerschaft auch das
Wahlrecht bekommen. Das ist sowieso klar, weil es eben ein
Staatsbürgerschaftsrecht ist. Sie wollen das jetzt durchbrechen. Sie wollen
einen ersten Schritt machen und wollen jetzt das Wahlrecht auf Bezirksebene
einführen. Ich stehe nicht an zu sagen, dass ich das sehr positiv sehe, dass
die ÖVP hier umgedacht hat. Die ÖVP war seinerzeit, im Jahr 1987, überhaupt die
erste Partei, die, durch GR Hawlik, als Erster dieses Wahlrecht für Ausländer gefordert
hat. Es war ein langer Weg. Ich sage, Sie haben jetzt auch von der Verfassung
her gesehen Ihre Bedenken und wir von der FPÖ werden jedenfalls alles
versuchen, was legitim und rechtlich möglich ist, dass dieses Wahlrecht nicht
eingeführt wird, weil klar ist, dass wir auch hier einen falschen Weg gehen.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik (unterbrechend):
Herr Kollege Kabas, bitte, Sie sprechen bereits 41 Minuten.
GR Mag Hilmar Kabas
(fortsetzend): Zum Schluss möchte ich
nur eines sagen. Ich glaube, dass es wichtig ist und dass es positiv wäre, wenn
man anhand von Entwicklungen diese nicht gesundbetet, sondern wenn man der
Realität ins Auge schaut und sagt, da ist einiges schief gegangen, die
Sozialdemokraten haben als allein-regierende Partei schwere Fehler gemacht und
daher werden die Sozialdemokraten hoffentlich nicht sagen, dass die
Schlussfolgerungen und die Resultate falsch sind, sondern dass ihre Politik
falsch ist. Wir, als Wiener Freiheitliche, werden jedenfalls auf
sachpolitischer Ebene alles unterstützen, was in Richtung einer positiven
Entwicklung von Wien führen kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Oxonitsch zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es war ja nicht zu erwarten, dass der Rechnungsabschluss
und die wirtschaftliche Leistung, die mit diesem Rechnungsabschluss verbunden
ist, hier ungeteilte Zustimmung finden. Es war aber durchaus zu erwarten, dass
eine seriöse Auseinandersetzung mit den Zahlen und mit dem dahinter stehenden
Geld hier stattfindet. Wenn ich mir angesehen habe, dass von einem Oppositionsredner
der überwiegende Teil der Rede mit der Untersuchungskommission verbracht wurde
und von einem anderen mit Krokodilstränen zwei Gebührenerhöhungen, die uns
nicht leicht gefallen sind, beweint wurden und angesichts der Tatsache, dass
sich diese Partei gerade einen neuen Parteivorsitzenden gesucht hat, kann ich
schon verstehen, dass das ein bisschen den Blick trübt. Aber ich denke doch,
wenn man sich vor Augen führt, dass das jener Staatssekretär ist, der im
Finanzministerium für die Erhöhung der Ambulanzgebühren verantwortlich ist,
wenn es derjenige ist, der für die Besteuerung der Unfallrenten verantwortlich
ist, für die Erhöhung der Preise der Autobahnvignetten zuständig ist, für die
Kfz-Steuererhöhung und der den Bundesbeitrag bei der Kinderbetreuung gestrichen
hat (GR Dr Matthias Tschirf: Der den
Staat saniert!), dann hier Krokodilstränen zu weinen, richtet sich das
selbst und macht einmal mehr deutlich, wie ernsthaft man diese Auseinandersetzung
führt, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und wenn in einem Zeitungsinterview seitens des neuen
ÖVP-Obmanns gesagt wurde, er wird sich vor allem für die Erhöhung der Kaufkraft
der Arbeiter und Angestellten einsetzen, dann ist das, wie ich meine, sehr gut,
ist das auch begrüßenswert. Nur es drängt sich ein wenig das Bild auf, wie wenn
man jemandem auf die Zehen tritt und dann groß verkündet, man wird sich dafür
einsetzen, dass die Zehenschmerzen weggehen. So einfach geht es nicht! Man muss
von den Zehen runtersteigen! Das vielleicht als eine Botschaft an den Herrn
Finz, meine Damen und Herren.
Es ist schon bezeichnend, dass in einer anderen
Wortmeldung der Kollege Kabas einen sehr bedeutungsvollen Satz gesagt hat. Er
hat beschrieben, wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Österreichs vor Amtsantritt
der blau-schwarzen Bundesregierung waren. Das teile ich nicht ganz. Aber den
dann folgenden Satz teile ich durchaus: dass man "aus diesem Grund die
Schulden und die Entwicklung herunterfahren musste". Die Entwicklung
Österreichs in den letzten Jahren zeigt sehr deutlich, dass es dieser
Bundesregierung tatsächlich gelungen ist, die Entwicklung in Österreich
herunterzufahren, in der Einkommensentwicklung herunterzufahren und in der
Wirtschaftsentwicklung herunterzufahren. Das ist das Verdienst dieser
Bundesregierung. Ich glaube, das muss man zur Kenntnis nehmen. Denn so einfach
kann man es sich nicht machen, wenn Bundeskanzler Schüssel und auch Frau
Riess-Passer erklären, in Deutschland ist an der Arbeitslosigkeit die rot-grüne
Bundesregierung schuld, aber in Wien ist die rote Regierung von Wien an der
negativen Entwicklung dieses Staates und dieses Landes schuld. Denn dann
verkaufen Sie die Menschen für blöd. Sie sind sehr gewieft und werden es
überreißen. Sie merken letztendlich sehr deutlich, dass ihnen hier ein falscher
Bär aufgebunden werden soll.
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