Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 145
Schlechteren entwickelt hat. Dafür müssen Sie die Verantwortung
übernehmen!
Es ist aber auch im sozialen Bereich, im Belastungsbereich
für die Wienerinnen und Wiener, eine sehr negative Entwicklung durch Sie
eingeleitet worden, zum Beispiel durch die Strompreiserhöhung durch
KWK-Zuschlag. Die Müllsteuer trifft natürlich alle Wienerinnen und Wiener und
besonders die sozial Schwächeren, weil es hier keine Staffelung gibt und Wohnen
dadurch wieder teurer wird. Es kommt auch zu einer Mietenerhöhung im sozialen
Wohnneubau um durchschnittlich eine halbe Milliarde S durch die Kürzung
der Wohnbauförderungsmittel. Weiters gibt es seit 1. Juni eine kräftige Erhöhung
bei den Wiener Linien um bis zu 25 Prozent. Anstatt sich unsere Forderung
durch den Kopf gehen zu lassen, dass die Kindergartenplätze endlich
beitragsfrei sind, werden die städtischen Kindergartengebühren auf bis zu
2 700 S angehoben. Die Verteuerung der Kindergartenplätze auch bei
den privaten und konfessionellen Kindergärten durch Kürzung der
Kinderbetreuungsmittel um 55 Millionen S im Jahr stellt einen weiteren
Tiefpunkt dar. Sie haben die Bädertarife erhöht. (GR Christian Oxonitsch: Sagen Sie jetzt ehrlich, um wie viel!) -
Es ist eine Erhöhung. (GR Christian
Oxonitsch: Sie wissen genau, dass das eine Aufrundung um 60 Groschen war!)
Wenn es so wenig gewesen wäre, dann hätten Sie es nicht gemacht, weil dann
zahlt es sich eh nicht aus. Sie haben die Wienerinnen und Wiener, die auf ein
öffentliches Bad angewiesen sind, auch hier zur Kasse gebeten. Oder umgekehrt:
Sie können nun nur um etliches kürzer ins Bad gehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt eine Verteuerung der städtischen Sportanlagen
um 20 Prozent. Auch das ist natürlich negativ für die Gesundheit der
Wienerinnen und Wiener. Sie erhöhen die Autoabschleppgebühren, haben auf der
anderen Seite aber voriges Jahr einen Rekord bei den Parkometersteuern und
Strafverfügungen erzielt, was sich natürlich durchaus positiv zu Buche schlägt,
aber es ist wieder eine Belastung der Bürgerinnen und Bürger, sodass man zum
Schluss kommen muss, dass der durchschnittliche Wiener Haushalt durch diese
Maßnahmen der Wiener Sozialisten um etwa 4 000 S im Jahr belastet
wird. Eine wohnungssuchende Jungfamilie muss zusätzlich 6 000 S an
Wohnkosten verkraften. Eine Jungfamilie, die noch keine Wohnung hat, eine
sucht, hoffentlich eine bekommt, wird insgesamt mit Mehrkosten von
10 000 S im Jahr belastet. (GRin
Ursula Lettner: Und die Ambulanzgebühren! Und die Studiengebühren!)
Dass Sie bei den sozial Schwächsten den Rotstift
angesetzt haben, zeigt, wo die soziale Kälte tatsächlich zu Hause ist, wenn
etwa auf Kosten der Alten und Behinderten bei der Aktion "Essen auf Rädern"
gekürzt wird und wenn auf Kosten der Gesundheit die Wiener Spitäler durch reale
Kürzung des Budgetzuschusses an den Krankenanstaltenverbund ausgehungert
werden.
Daher glaube ich, dass es ganz wichtig ist, dass wir
uns genau über diese Themen unterhalten müssen. Der Herr Finanzstadtrat hat
vorhin etwa gesagt, wie toll die Betriebsneugründungen von der Zahl her in Wien
sind, nämlich 6 318. Der Bürgermeister hat das auch in der Postille
"Wien.at" gemacht. Aber daraus jetzt den Schluss zu ziehen, in Wien
ist alles wunderbar, stimmt nicht, weil nämlich in Wirklichkeit in ganz
Österreich eine sehr positive Entwicklung bei den Betriebsgründungen zu
verzeichnen ist und es insgesamt einen Gründungsrekord gegeben hat, nämlich von
27 000 Betrieben. Wenn man es hochrechnet, was der Bürgermeister sagt,
dass 30 Prozent der Wertschöpfung von Österreich in Wien stattfinden, dann
müsste in Wien eine wesentlich höhere Zahl von Betriebsneugründungen zu verzeichnen
sein. Das ist aber leider nicht der Fall. Daher ist die Schlussfolgerung, die
der Herr Bürgermeister sieht, dass er sagt, die Wiener Wirtschaft sei der Motor
für die ganze Region, leider nicht richtig. (GR
Godwin Schuster: Das stimmt aber nicht!) Herr Kollege Schuster, das stimmt
leider nicht.
Ich kann wieder nur auf den Bericht des Wirtschaftsforschungsinstituts
verweisen. Das hat vorhin schon der Kollege Chorherr kurz angeschnitten. Das
Wirtschaftsforschungsinstitut sagt, die Ostregion schwächle wegen der lahmen
Wiener Wirtschaft. (GR Godwin Schuster:
Sie müssen das komplett lesen!) Auch wenn Sie ununterbrochen den Kopf
schütteln, damit können Sie die Realitäten nicht verändern. Es wäre aber so wichtig,
dass gerade Sie die Realität zur Kenntnis nehmen, weil Sie ein Realitätsverweigerer
sind, wie man es überhaupt noch nie erlebt hat. Das ist das, warum Sie von
Ihrer falschen Politik, von Ihrer Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik nicht
weggehen. Wir wollen Ihnen helfen, damit Sie endlich erkennen, dass das leider
eine erfolglose und negative Politik ist. Da steht also weiters, das Zurückbleiben
der Ostregion gegenüber dem Westen sei ausschließlich auf eine schwache
Entwicklung der Wiener Wirtschaft zurückzuführen, nämlich auch durch das Minuswachstum,
also minus 0,2 Prozent. Dagegen sei im Burgenland mit 2,5 Prozent das
höchste Wachstum erzielt worden. Auch in Niederösterreich fiel das Jahreswachstum
überdurchschnittlich aus, obwohl dort die Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte
beträchtlich gewesen sei.
Daher glaube ich, hat es keinen Sinn, wenn man sagt,
das stimmt alles nicht, sondern es ist so und das muss auch erkannt werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie jetzt sagen, wir haben Motorfunktion,
dann kann man nur sagen, der Bürgermeister verwechselt das Gaspedal mit der
Bremse und da schleudert es einen bekanntlich. Das ist genau der Zustand, in
dem die Wiener Wirtschaft ist. Sie schleudert leider. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Finanzstadtrat, da hilft es auch nicht, dass Sie sich
mit einem zweiten Sozialdemokraten zu einer Pressekonferenz zusammensetzen und
dann sagen, das ist alles nicht wahr, nämlich mit dem Herrn Präsidenten Nettig
zusammen. Sie treten schon als sozialdemokratische Zwillinge auf und sagen, das
ist nur ein Krankreden Wiens. Nein, Herr Finanzstadtrat und Herr Präsident
Nettig! Er ist nicht von der Arbeiterkammer, seien Sie beruhigt, er ist schon
noch bei der Wirtschaftskammer.
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