Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 107 von 125
eröffnen den großen
Gasometer. In der Zwischenzeit wissen wir, haben wir gehört, und wer die
Zeitung liest, hat das gelesen, dass dort viele, viele Leute gearbeitet haben
und dass es auch Schwarzarbeiter gegeben hat. Es wäre sehr interessant, das
näher zu beleuchten. Ich glaube, hier müsste man zur Arbeitsplatzschaffung auch
etwas beitragen. (GR Franz Ekkamp: Die
Stadt Wien ist ein großer Arbeitgeber!)
Meine Damen
und Herren! Ich sage, Wien hat keine Akzente gesetzt in den letzten Monaten des
Jahres 2001 und Wien setzt auch keine Akzente im Jahr 2002. Betroffen davon ist
ganz vehement - wir haben es schon gehört - die Bauwirtschaft. Aber daran ist
nicht der Bund schuld, daran ist Wien schuld. Das ist eine hausgemachte
negative Wirtschaftspolitik. (Beifall bei
der ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Herr Kollege,
ich weiß nicht, ob Sie das Budget gelesen haben. Bei "Wiener Wohnen"
zum Beispiel werden Investition zurückgehalten. Da sind von "Wiener
Wohnen" um 660 Millionen S weniger in die Sanierung investiert
worden, obwohl es veranschlagt gewesen ist. Aber das ist nicht alles. Es geht
dann weiter. Daher wissen Sie auch - und deswegen sage ich es -, woher diese
Arbeitslosigkeit kommt, die hausgemacht ist von Wien, die nicht der Bund
verursacht hat, wie Sie es immer sagen.
Die thermische
Sanierung, um die wir alle gekämpft haben, dass sie gemacht wird in Wien, weil
sie viele, viele Arbeitsplätze schafft, weil sie auch Jugendarbeitsplätze
schafft, denn auch Jugendliche können dort beschäftigt werden, wird nicht
gemacht. Für die thermische Sanierung THEWOSAN gibt es eine Unmenge von
Rückstellungen, die nicht herangezogen worden sind.
Oder wo ist
die Grünoffensive, die man im urbanen Raum gemacht hat? - Wohnen im Grünen, da
sind wir sehr stark dran gewesen sind und da haben wir gesagt, wir müssen den
Menschen die Möglichkeit geben, in der Stadt zu bleiben. Wenn Sie sich die
Abwanderung von Wien ansehen, so spricht das ja eine eindeutige Sprache. Und warum
wandert jemand ab? - Wenn jemand nicht den adäquaten Wohnraum findet, geht er
an den Stadtrand, geht er hinaus nach Niederösterreich oder woanders hin. Da
fließt Geld ab, aber arbeiten geht er wieder zurück nach Wien. Das verursacht
Verkehrsprobleme, aber das Kapital fließt ab.
Was haben Sie
denn im Wohnbau unternommen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie,
was haben Sie unternommen im Bereich des Wohnens im Grünen? - 45 Prozent
der Abwanderer wollen zuerst ihren Wohnbedarf mit einer adäquaten Wohnung in
Wien decken, aber wenn es sie nicht gibt in Wien, dann suchen sie sich das
Reihenhaus draußen am Stadtrand.
Aber es ist ja
nicht so, dass wir keine Grundstücke hätten, dass wir kein Investitionsgeld
hätten, dass der Fonds leer wäre, die Kassa des Fonds leer wäre. Das ist ja
alles da! Die Grundstücke sind ja vorhanden. Aber der jetzige Planungsstadtrat
und der Wohnbaustadtrat, die können sich anscheinend nicht finden. Da geht eben
nichts weiter. Wir haben das Wohnen im Grünen betrieben, aber es wird nicht
fortgesetzt. Und das ist die Tragik an der ganzen Geschichte. (Beifall bei der ÖVP.)
Und wo haben
Sie, meine Damen und Herren, den Anreiz fürs private Kapital, damit der
Hausbesitzer hergeht - der Bund macht jetzt etwas - und sagt: Jetzt lasse ich
eine Sockelsanierung machen, jetzt schaue ich, dass der Substandard wegkommt?
Wo haben Sie das verstärkt gemacht? Wo gibt es denn ein gezieltes
Bezirksentwicklungsprogramm, durch das die Integration richtig stattfinden
kann, die heute schon bemängelt worden ist, durch das die Barrierefreiheit
geschaffen wird, damit die älteren Leute leichter wohnen können, damit sie
nicht entwurzelt werden, damit sie nicht in einen anderen Bereich übersiedeln
müssen, in einen anderen Bezirk, über die Donau, obwohl sie im 16. Bezirk
oder im 10. Bezirk zu Hause sind? In einer neuen Wohnung sind sie
verloren, seelisch verloren. - Sie haben da nichts gemacht. Auch für die
Integration nichts, für die Durchmischung nichts oder viel zu wenig, obwohl die
Mittel vorhanden sind.
Ich frage Sie daher ganz
offen: Wann machen Sie das? - Machen Sie das in einer Zeit, wenn die
Zuwanderung wieder kommt, wenn die Beitritte ehemaliger Oststaaten in die EU
erfolgt sind, wenn wir wieder neu bauen müssen und viele Milliarden S in
den Wohnungsneubau hineinfließen müssen? - Nein, meine Damen und Herren, jetzt
ist der Zeitpunkt, und zwar nicht nur für die Arbeitsplatzschaffung, sondern
natürlich auch der Zeitpunkt, dafür zu sorgen, dass die Substanz unserer Stadt
erhalten bleibt.
Daher, glaube
ich, muss eine Weiterentwicklung stattfinden, und diese Weiterentwicklung haben
Sie überhaupt nicht geschafft, auch nicht beim Bürokratieabbau. Es gibt
Prüfungen, Prüfungen und nochmals Prüfungen. Viereinhalb Jahre braucht ein
privater Hausbesitzer oft, bis ihm die Förderungsmittel zugesagt werden, bis
die Zusicherung kommt, und dann pfeift er schon drauf. Geht er zur Bank ohne
Förderungsmittel, dann hat er keinen gebundenen Mietzins, und dann schafft er
das in zwei Jahren auch. Das ist doch kein Service, bitte, dass in unserer
Stadt etwas passiert. Hier muss doch etwas geschehen, eine Veränderung
herbeigeführt werden. Sie haben nicht weitergearbeitet beim Bürokratieabbau. (Beifall bei der ÖVP.)
Und was ist die Folge
daraus? - Es ist nicht nur so, dass die Substanz nicht weitergekommen ist,
sondern darunter leidet zum Beispiel auch die Sanierungstätigkeit. Die
Produktionswerte im Sanierungsbau sind um 19,3 Prozent zurückgegangen, im
Wohnungs- und Siedlungsbau um 23,3 Prozent, obwohl Tausende Leute für
Wohnen im Grünen vorgemerkt sind. Fragen Sie einmal die sozialdemokratischen
Genossenschaften, die Ihnen gehören, die "Sozialbau" oder egal, wen
immer, alle, die in Ihrem Dunstkreis sind. Fragen Sie, wie viele Tausende Vormerkungen
es gibt. Da müss-
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