Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 125
dafür, dass sich die
Wiener in ihrer Stadt wohl fühlen und hier auch bleiben wollen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme schon
zum Schluss. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien ist eine Stadt, in der
sich die Menschen im Großen und Ganzen - ich habe es gerade gesagt - wohl
fühlen. Wien muss sich aber, um im Wettbewerb der Europäischen Zentralregionen
bestehen zu können, auch positionieren. Auf Wien kommt in der erweiterten
Europäischen Union eine wichtige, eine regionale, eine nationale und eine
europäische Knotenfunktion zu, und zur Stärkung dieser Wirtschaftskraft und der
Lebensqualität bedarf es der von mir erwähnten Verbesserung der
Verkehrsinfrastruktur.
Abschließend:
Sollte der Bund, meine Damen und Herren von der Opposition, durch seine
momentan aus meiner Sicht desorientierte Verkehrspolitik - ich habe es
geschildert - die Region Wien gefährden, dann werden wir Sozialdemokraten, an
der Spitze mit Bgm Dr Michael Häupl, vehement darauf aufmerksam machen. - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau GRin Cordon zum Wort gemeldet. Ich darf Sie darauf aufmerksam
machen: Redezeit 20 Minuten.
GRin Waltraud
Cecile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Damen und Herren!
Die
Entwicklung einer Stadt ist sicher eine komplizierte Angelegenheit. Es müssen
viele Interessen gewahrt werden und die Entwicklung sollte sicher gut geplant
und durchdacht werden. Ein No-na-Satz.
Ich habe
allerdings schon in mehreren Fällen eine raschere Kopfüber-Entscheidung erlebt,
als in diesem Fall, den ich Ihnen jetzt vorführen möchte.
Beim
Durchblättern meiner gesammelten Akte, was den Hakoah-Sportplatz betrifft, fiel
mir wieder einmal auf, wie langsam die Stadt Wien sein kann, wenn es sich um
Restitution handelt.
Ich möchte
Ihnen nur eine kleine Chronologie der Versprechungen, Ansuchen, Antworten auf
Anfragen und Anträge geben, die alle die Restitution des einst von den Nazis
aufgelösten und mit Gewalt weggenommenen Sportplatzes und der Sportanlagen des
Hakoah-Sportvereins betreffen.
Auf eine
Anfrage der GRÜNEN im September 1998 antwortet Bgm Dr Häupl: "Obwohl
Ansprüche von während der Zeit des NS-Regimes verfolgten Personen oder
Vereinigungen gegenüber dem Bund geltend zu machen sind, ist die Stadt Wien
sehr bemüht, eine gemeinsame Lösung zu finden, um dieses von den
Nationalsozialisten begangene Unrecht spät, aber doch wieder gutzumachen und
dem traditionsreichen Wiener Sportverein Hakoah ehestmöglich wieder zu einem
eigenen Standort zu verhelfen."
Auf eine Frage
der GRÜNEN bezüglich des Angebots des Wirtschaftsministers betreffend Augarten
antwortet Bgm Dr Häupl: "Ein derartiges Angebot des
Wirtschaftsministeriums wurde der Stadt Wien nie offiziell mitgeteilt."
Was das auch immer heißen mag in diesem Fall. "Dies ist auch nicht
notwendig, da dies eine eindeutige Angelegenheit des Bundes ist."
Erstaunlich. Der Vertrag mit der Hakoah vor 1938 war mit der Stadt Wien
abgeschlossen und demnach war es wohl auch ein Grundstück der Stadt Wien. Aber
gut.
Jetzt frage
ich mich wirklich: Was hat diese Antwort damals bedeutet? Kein Interesse der
Stadt und der Stadtplanung. Aber dann hätte man es den Vertretern der Hakoah
wirklich sagen müssen.
Übrigens als
Pikanterie: Laut Dr Muzicant kam die Idee für den Augarten nicht vom Bund,
sondern aus dem Büro von Dr Häupl. Vielleicht reden die Beamten über solche
Vorschläge nicht mit dem Bürgermeister. Das war vor gut drei Jahren.
Im November
1998 drückt das LIF seine Unterstützung für die Rückgabe des ehemaligen
Hakoah-Sportplatzes durch einen Antrag aus. Der ehemalige Hakoah-Sportplatz
befindet sich östlich vom Stadion, also östlich hinter dem Stadion im Prater.
Die Antwort aus dem Rathaus lautet: Die Restitution des ehemaligen Sportplatzes
im Prater sei aus Kompetenzgründen einfach schwierig. Gut. Auf diesem Platz ist
jetzt der Wiener Tennisverband, das Wiener E-Werk und, soviel ich weiß, das Finanzamt.
Die Stadt Wien müsste hier Hallen, also Versprechen auf längere Nutzung,
abgelten.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wer hier bezahlen muss und soll, wenn er sich auf
einem Sportplatz niederlässt, von dem man gewusst hat, dass er arisiert worden
ist, das wird ja wohl festzustellen sein. Und irgendwem tut die Rückgabe eines
zu Unrecht angeeignetes Gutes immer weh. - Am meisten wehtat es wahrscheinlich
den Mitgliedern der Hakoah, denen man mit Gewalt diesen Platz weggenommen und
den Sportplatz zerstört hat. Von anderen Zerstörungen will ich hier gar nicht
reden.
November 1998.
Eine Aussage von Dr Haber: Der Bürgermeister hat ihm versichert, er blicke mit
Wohlwollen auf diese Angelegenheit. - Ja, Wohlwollen scheint hier nicht
gereicht zu haben.
Am 7. Mai
1999, also ein halbes Jahr später, auf eine zweite Anfrage der GRÜNEN, wie weit
die Verhandlungen betreffend Hakoah denn nun gediehen seien, antwortet der
Bürgermeister Folgendes: "Nach Vorliegen einer Standortentscheidung im
Sommer 1999 kann nach Einholung der erforderlichen Genehmigung und nach
Abschluss der allenfalls notwendigen Verträge mit der eigentlichen Realisierung
begonnen werden." 1999: "Die bislang mit den vorbereitenden Arbeiten
betrauten Dienststellen des Magistrats werden auch weiterhin unterstützend
tätig sein." Worin, war nicht wirklich festzustellen.
Ich frage mich
auch, es war mit keinem Wort hier angegeben: Wer entscheidet eigentlich? Wird
die Sache jetzt doch vom Bund oder hätte sie 1999 doch von der Stadt Wien
entschieden werden sollen? - Es ist nicht ganz klar.
"Ansonsten",
schreibt der Bürgermeister weiter, "gilt der einleitende Absatz in der
Anfragebeantwor-
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