«  1  »

 

Gemeinderat, 3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 121

 

Stadtentwicklungsplan. Dort gilt es Strategien zu entwickeln, vor allem auch für die Rolle Wiens im neu entstehenden mitteleuropäischen Zentralraum. Planung ist immer per se nicht nach hinten gerichtet, sondern, wie schon gesagt, auch Auseinandersetzung mit der Zukunft.

 

Ich stehe aber auch nicht an, verschiedene Vorschläge oder Kommentare, die ich von Herrn StR Schicker im Sinne der Weiterführung des Ressorts wie in den letzten Jahren bisher gehört habe, als positiv zu kommentieren. Da war zum Beispiel die Anregung, im Herbst einen Masterplan für den Verkehr herauszugeben, seit 1994 endlich einmal wieder. Herr Kollege Gerstl wird dann darüber sicherlich genauer referieren und zum Verkehr Stellung nehmen.

 

StR Schicker hat zugegebenermaßen genauso wenig wie seine Vorgänger Schuld daran, wenn es sich auf der Tangente staut. Aber es gehört natürlich sozusagen zum Erbe Ihres Ressorts, dass Sie letzten Endes politisch dafür verantwortlich gemacht werden.

 

Es ist richtig - wie Chorherr vorhin gesagt hat -, dass die Verkehrsplanung sich nicht nur auf die Stadt Wien, auf die Grenzen innerhalb der Stadt beziehen sollte, sondern dass das etwas ist, was sehr weit über die Stadtgrenzen hinausreicht. Das Kästchen-Denken der Vergangenheit - hier ein Bundesland, dort das Nächste, wer gehört zur Ostregion und wer nicht? - sollte wirklich der Vergangenheit angehören. Es wird schwierig genug sein, unsere anderen Bundesländer hier in der Ostregion, vor allem Niederösterreich und Burgenland, davon zu überzeugen, sie sind nicht immer ganz mit uns d'accord.

 

Aber ich glaube, die Stadt Wien sollte in Zukunft viel stärker unter dem schon geprägten Begriff der "Vienna Region" auftreten. "Vienna Region" umfasst nicht nur auch das niederösterreichische Umland und Burgenland, sondern "Vienna Region" reicht, wie wir es auch von meinem Vorredner gehört haben, heute zweifellos bis Bratislava und darüber hinaus.

 

Das Problem gerade im Hinblick auf die Planung besteht dabei selbstverständlich darin, dass es hier auch vom Bundesgesetzgeber, von der gesamten Raumordnung und von der Flächenwidmung her, eher in Richtung eines Partikularismus, also in Richtung Einzelinteressen geht und dass die Flächenwidmung und Raumordnung nicht so sehr als regionsübergreifende Materie gesehen wird. Da nützt auch kein Lamento auf die ach so böse Bundesregierung. Da gibt es nur eines: nicht raunzen, sondern zusammenarbeiten zum Wohle des gesamten Bundesgebiets wie auch unserer Region hier in Wien.

 

Meine Damen und Herren! Für positiv finde ich auch die Ankündigung für den Herbst, dass es einen Hochhausplan, ein Konzept für verdichtete Verbauung geben soll. Die Stadt will also definieren, wo in Zukunft Hochhäuser gebaut werden können oder sollen. Kristallisationspunkte hat es schon gegeben, gewollt auf der Platte, weniger gewollt zum Beispiel am Wienerberg.

 

Wichtig wird es für uns sein, hier als Stadtplanung einen Mittelweg zu finden, zwischen moderner Architektur - die, auch da bin ich mit Chorherr einer Meinung, durchaus mutig und kontrovers sein kann; moderne Architektur einer Großstadt heißt eben zum Teil auch hochgeschossige Verbauung, also Hochhäuser - und dem Anliegen, gleichzeitig auch unsere historische Altsubstanz, unsere historisch gewachsene Innenstadt zu erhalten.

 

Die Wiener ÖVP will hier weder eine übertriebene Aufzonung an allen möglichen Orten, noch wollen wir einen falsch verstandenen architektonischen Historismus, der Neuerungen schon vom Prinzip her ausschließt und lieber eine Art Mittelalterland konservieren möchte. Aber gerade die Ablehnung moderner Architektur hat in Wien, in der Stadt des Adolf Loos, durchaus Tradition.

 

Interessant und verfolgenswert sehe ich in diesem Zusammenhang auch das, was im Rahmen der Hochhausstudie in den USA herausgekommen ist: die Modelle des Public Private Partnership, dass man - ich möchte jetzt nicht "Abgaben" sagen, aber - von Developern und Projektanten, die Aufzonungen bekommen, einfordert, dass sie auch für die öffentliche Hand etwas leisten, sei es in Form von öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel Schulen, von Plätzen oder Grünlandschaffung et cetera. Ich denke, das ist ein Modell, das es verdient, von uns weiter verfolgt zu werden.

 

Mein Vorredner hat sich einige Zeit lang mit der Demokratisierung des Planungsprozesses beschäftigt. Ich glaube, gerade VBgm Görg war ein Meister der öffentlichen Diskussion. Ich denke nur an das Bürgerbeteiligungsverfahren, das in den letzten Jahren in Wien zu völlig neuen Höhen gekommen ist. Ich denke, dass wir diesen Prozess unbedingt weiterführen sollten. Ich bin absolut auch für mehr Transparenz und mehr Information im Planungsprozess, was aber gleichzeitig nicht heißen darf, dass sich dadurch Planungszeiträume bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben.

 

Herr StR Schicker hat in dem Zusammenhang etwas angesprochen, was ich aufgreifen möchte, nämlich das Problem des Zeitraums zwischen einer Flächenwidmung und dem erst viele Jahre später erfolgenden Bau vor Ort. Die Leute können sich gar nicht mehr daran erinnern, dass hierzu einmal ein Bebauungsplan zur Auflage und zur Begutachtung stand. Dann wird einige Jahre später ein Gebäude errichtet und sie können sich überhaupt nicht mehr erinnern, wieso eigentlich. Ich glaube, dass wir auch Mittel und Methoden finden müssen, genau diesen Zeitraum zu überbrücken. Vielleicht kann hier gerade das World Wide Web mit seinen neuen Visualisierungsformen und Möglichkeiten Zugänge schaffen.

 

Ein letzter Punkt noch in Bezug auf den mir sehr wichtigen Wirtschaftsstandort Wien, meine Damen und Herren! Es ist interessant - Sie wissen ja, ich komme aus der Immobilienwirtschaft und habe das in den letzten Jahren insbesondere am Gewerbe-

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular