Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Ganz kurz zum
Radverkehr: Herr Görg, der Zweierlinien-Radweg wird gebaut - das ist gut so und
das ist wunderbar! (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Dabei darf es aber nicht bleiben. Wir haben auch etwas für Symbole
übrig, das ist ein wichtiger Aspekt. Ich lade Sie ein, ein Rad Ihrer Wahl
werden wir ausborgen und ganz auf Ihre Größe einstellen. Sie werden einmal
erleben, was für ein anderes Gefühl es ist, nicht im Dienstauto im Stau zu
stehen, sondern sanft vorbeizuschweben; um 17 oder 18 Uhr an einem Freitag
ist das wirklich ein Superfeeling. (GR
Gerhard Pfeiffer: Das ist schon zu spät! 15 Uhr!) Vielleicht genießen
Sie es dann im Nachhinein, dass es so ausgegangen ist und dass das ermöglicht
werden kann.
Dem jetzigen
Planungsstadtrat sage ich: Bei dem allein kann es nicht bleiben. Das war ein
richtiger Schritt, der auch etwas in die Richtung der Planungsinstanz
signalisiert: Wenn ihr eine Radeinrichtung - es muss nicht immer ein Radweg
sein - vergesst, dann wisst, es gibt die GRÜNEN! Dann kann es euch passieren,
dass ihr das im Nachhinein unter fürchterlichem Ärger nachbauen und euch
überlegen müsst, wo ihr das Geld herbekommt.
Die Lehre aus
der Geschichte der Zweierlinie: von Anfang an daran denken, gleich an den
Radverkehr denken, gleich das bisschen Geld investieren, das - einmal noch
"Garage" - einen Bruchteil jeder Volksgarage kostet, und den
billigsten Bereich zu haben. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Wir warten
jetzt natürlich darauf, dass die Anbindung in anderen Bereichen funktioniert.
Wir warten darauf, dass das, was auch vereinbart wurde - die
80 Millionen S -, bereits im Budget 2002 vorgesehen ist, dass nach
Ansicht aller Parteien - ich weiß es explizit auch von der ÖVP - die
Dezentralisierung der Radverkehrsplanung auf die Bezirke falsch war und rasch
rückgängig gemacht werden soll, dass wir wieder zu einer vernünftigen
Verkehrsplanung auch für den Radverkehr kommen können, wo für das Kompakte der
Stadt mit jenem individuellen Verkehrsmittel, das gerade an Tagen wie diesem
unser Herz höher schlagen lässt, die Voraussetzungen geschaffen werden.
In diesem Sinn
hoffen wir, dass vieles von dem umgesetzt wird. Über den Stau auf der Tangente
streiten wir ein anderes Mal. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Neuhuber. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich möchte
zuerst gleich die ungeheuerliche Spannung, die jetzt über diesem Haus schwebt,
auflösen und der Form halber mitteilen, dass wir auch in diesem Ressort dem
Rechnungsabschluss 2000 zustimmen werden. Nicht zuletzt betrifft er auch noch
die Ära von Vizebürgermeister und früherem Planungsstadtrat Dr Görg.
Der neue StR
Schicker hat erfreulicherweise auch in einem Chat auf "wien.at" am
6.6. angekündigt, dass er diesen erfolgreichen Weg im Wesentlichen weiter
fortzusetzen gedenkt. Bisher gab es auf Grund der kurzen Zeit seit Amtsantritt
noch wenig Gelegenheit, die eigene Handschrift des neuen Stadtrats kennen zu
lernen und zu erkennen. Es gibt daher noch relativ wenig zu kritisieren oder zu
loben, sieht man einmal vom Vorschlag des LKW-Fahrverbots auf der Tangente ab,
die natürlicherweise nicht unbedingt die Zustimmung der Wirtschaftskammer
gefunden hat.
Meine Damen
und Herren! Einen negativen Aspekt, der eine meiner Meinung nach sehr tiefe
Symbolik hat, möchte ich Ihnen doch nicht vorenthalten. Herr Stadtrat! Ist
Ihnen eigentlich aufgefallen, dass die SPÖ auf die Zukunft vergessen hat? -
Früher hieß das Ressort "Planung und Zukunft", jetzt heißt es
"Stadtentwicklung und Verkehr". Ich hoffe wirklich im Interesse
Wiens, dass das ein Zufall war und dass es eben nur bei der Symbolik bleibt und
nicht um Inhalte geht. Denn dieses "Stadtentwicklung und Verkehr"
klingt natürlich schon wesentlich technokratischer, als früher noch
"Planung und Zukunft".
Wie weit Sie
letzten Endes Zukunftsvisionen entwickeln, wird sich in den nächsten Jahren
zeigen. Ich glaube, keiner spricht Ihnen die handwerklichen Fähigkeiten ab.
Aber um ein Zitat direkt von Ihnen selbst aus diesem Chat auf
"wien.at" herzunehmen, Sie sagten da: Wenn man Stadtplanung als
Steuerungsinstrument betrachtet, ist sie sehr dynamisch; wenn man Stadtplanung
nur als Rechtsinstrument einsetzt, Verordnung, Flächenwidmung, Bebauungsplan,
dann ist es ein statisches und unflexibles Instrument.
Herr StR
Schicker! Was wir uns wünschen, ist eine dynamische Stadtplanung. Verwalten ist
vor allem in diesem Querschnittsressort, das auch viele andere Ressorts
betrifft und dem in Bezug auf die Zukunft Wiens eine Schlüsselrolle zukommt,
eindeutig zu wenig. Wien braucht gerade jetzt mehr als Verwaltung, Wien braucht
eine dynamische Stadtplanung. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir befinden
uns, wie wir gestern auch in der Generaldebatte mehrfach gehört haben, als
Wirtschaftsstandort an einer Art Scheidepunkt. Das ist gestern in mehreren Reden
durchgeschienen. Es war etwa davon die Rede, dass die Osterweiterung als Chance
genutzt werden soll. Aber, meine Damen und Herren, jede Chance birgt natürlich
aus Risken. Für Wien heißt das Risiko, dass wir zu statisch sind, vor allem in
der Planung, und dass wir zu langsam auf Veränderungen reagieren. Wenn das
passiert, dann wird der Wirtschaftsstandort beschädigt, dann wird vor allem
auch die Lebensqualität für die Wienerinnen und Wiener in den nächsten Jahren
sinken und dann werden wir an Lebensqualität verlieren.
Es gilt also - und da
bin ich bei Chorherr -, strategische Überlegungen anzustellen, sei es in einem
Strategieplan, wie es dankenswerterweise bereits in der letzten
Legislaturperiode geschehen ist, oder im neuen
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