Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Immobilienbereich
mitverfolgen können -, dass die meisten Betriebsansiedelungen auch heute noch
im Süden erfolgen, dass die meisten Kunden und Betriebsansiedler den Süden
Wiens nachfragen und eigentlich, aus welchen emotionalen Gründen auch immer,
den Norden in vielen Fällen ablehnen.
Hier hat vor
allem die Verkehrsplanung schon seit sehr langer Zeit in Wien versagt. Man
hätte dem viel stärker Rechnung tragen müssen, nämlich dem, wenn Sie so wollen,
Kunden- und Bürgerwunsch, sich im Süden Wiens anzusiedeln. Das gilt nicht nur
für den Gewerbebereich, sondern wir haben dasselbe auch im Wohnbereich. Der
Süden Wiens ist einfach beliebter.
Die Politik
hat dem aber nicht voll Rechnung getragen. Wir haben, wie wir wissen, im Süden
viel zu wenig öffentliche Anbindung. Wir haben zu wenig Park-and-ride-Anlagen
et cetera. Aber wir sollten daraus lernen, meine Damen und Herren. Was können
wir daraus lernen?
Erstens sind
das wirtschaftsfreundliche Widmungen auch im Norden Wiens und in anderen
Gebieten, um die Wirtschaft in der Stadt zu halten und zu verhindern, dass
Betriebsansiedlungen vor den Toren Wiens stattfinden. Da muss ich - ich habe es
schon einmal gesagt - neuerlich anführen, ich halte es für eine besondere
Chuzpe, dass eine große Versicherung, die der Sozialdemokratie nahe steht und
die den Namen dieser Stadt in ihrem Namen trägt, gerade vor den Toren Wiens
einen großen Gewerbepark baut. Da aber - natürlich man hätte sich das vorher
schon denken können - nicht alle Ansiedler neu aus Alaska zuziehen, versucht
man nun ganz vehement, Wiener Betriebe aus dem Süden Wiens auf niederösterreichischen
Boden hinüberzuziehen. Das ist nicht erfolgreiche Betriebsansiedlungs- und
Widmungspolitik, wie sich das die Wiener ÖVP vorstellt. Damit muss Schluss
sein, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich möchte -
im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen; bis auf 45 Minuten wurden heute
zum Teil die Reden unnötigerweise ausgedehnt - jetzt nicht überdehnen und darf
zum Abschluss noch Folgendes sagen.
Meine Damen
und Herren! Abgesehen von der Ostöffnung, ist Stadtplanung in den nächsten
Jahren in Wien etwas sehr Spannendes. Ich freue mich schon jetzt auf die
angeregten Diskussionen. Wenn ich nur an die vielen Projekte denke, die
sozusagen anstehen und in den nächsten Jahren realisiert werden sollen - vom
Westbahnhof, Nordbahnhof, Aspern-Gründe, Schlachthof St. Marx,
Metzgerwerke und so weiter -, ist es eine Riesenchance, die sich Wien da
bietet. Wir können froh und stolz darauf sein, dass wir noch so große
innerstädtische Entwicklungsflächen haben.
Das ist eine
große Chance, wenn wir sie auch als solche ergreifen und wenn wir nach vorne,
nämlich in die Zukunft gerichtet, planen und denken. Die Wiener ÖVP wird darauf
schauen, dass es auch so passiert. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenredner ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor ich
inhaltlich auf den Rechnungsabschluss eingehe, möchte ich nur etwas richtig
stellen, was heute einer der Vor-, Vor-, Vorredner, nämlich Herr Mag Maresch,
in der Debatte zum vorigen Kapitel gesagt hat. Ich möchte das nur deswegen
richtig stellen, weil er - wie so oft von der grünen Fraktion - hier
Unwahrheiten oder Halbwahrheiten verbreitet hat.
Er hat nämlich
gesagt, dass der ehemalige Abg und GR Amhof im 9. Bezirk gemeint hätte,
dass wir einen ausländerfreien Bezirk haben wollen. Das ist nichts anderes
gewesen, als dass im "Standard" ein Artikel darüber erschienen ist.
Da hat ein Journalist aufgegriffen, was der Kolping-Präses, Herr Ludwig Zack,
gesagt hat, das ist im "Standard" als Meldung gestanden. Es gibt ein
Verfahren sowohl gegen den "Standard" als auch gegen Herrn Ludwig
Zack und Thomas Rottenberg. Es ist ein Verfahren anhängig und wir sind in einem
Rechtsstaat - gewöhnen Sie sich das an! Lernen Sie das, wenn Sie hier drinnen
sind und verbreiten Sie keine Unwahrheiten, solange es kein rechtliches Urteil
gibt! - Das nur zum Anfang, damit das einmal klargestellt ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Nun zum
Rechnungsabschluss des letzten Budgets: Hier hat offensichtlich einer meiner
Vorredner, nämlich Herr Chorherr, die schon von ihm dafür vorfabrizierte Rede,
dass er Stadtrat geworden wäre, gehalten, damit er sie endlich irgendwann
halten kann. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Ich weiß nicht, was er eigentlich wollte. (GR
Mag Hilmar Kabas: Vizebürgermeister wollte er werden!) Denn in Wirklichkeit
sollten wir uns beim Rechnungsabschluss doch ein bisschen mit dem beschäftigen,
was im letzten Jahr geschehen ist, im eigenen Kapitel, beziehungsweise diesmal
ergibt sich ja die schöne Konstellation, dass wir über eine ganze Legislaturperiode
urteilen, kritisieren oder auch loben können.
Wenn wir jetzt
auf die letzte Periode und die letzten Jahre zurückblicken, dann ist eines
interessant. StR Swoboda, der Vorgänger von Herrn Görg, ist im Gedächtnis
geblieben und wird den Wienerinnen und Wienern immer - oder zumindest lange -
im Gedächtnis bleiben. Das ist derjenige, der die Rampen gebaut und die
30-Stundenkilometer-Zonen überall - auch dort, wo sie nicht notwendig sind -
eingeführt hat. Er hat Hindernisse für Autofahrer, Radfahrer und Fußgeher
produziert, Poller aufgestellt und sonstiges getan. Er bleibt Ihnen in
Erinnerung.
StR Svihalek,
der im Verkehrsbereich einen Teil übernommen hatte, wird ebenfalls im
Gedächtnis aller Wienerinnen und Wiener bleiben, und zwar dafür, dass er das
meiste von dem wieder abgerissen hat, was Swoboda gebaut hatte. Diese zwei bleiben
im Gedächtnis.
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