Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 17 von 121
dem, was Blau und
Schwarz uns in der Bundespolitik vorzeigen. Sie helfen den Reichen – das soll
man auch so sagen - und Sie sparen bei den armen Schluckern.
Ein Beispiel
kann ich Ihnen gerne geben: Sie wissen es und Sie wollen es sicher nicht hören.
Aber die Besteuerung der Unfallrenten ist so eine konkrete politische Maßnahme
Ihrer unsozialen Politik, wo Sie die ärmsten Schlucker dafür bestrafen, dass
sie einen Unfall gehabt haben. Jene, die sowieso schon finanziell am unteren
Ende der Leiter stehen, die besteuern Sie noch. Aber Sie helfen dem Herrn
Prinzhorn und der Frau Schwarzenberg und dem Herrn Westenthaler mit zirka mindestens
60 000 S. Und das soll man der Bevölkerung sagen! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei der
FPÖ.) Sie wollen es nicht hören, aber es ist gut, wenn Sie ein Korrektiv
haben. Nicht nur das Wahlverhalten am 25. März, sondern auch die ständige
politische Auseinandersetzung mit uns. Ich weiß, es tut Ihnen sehr weh, aber
wer austeilt, muss auch einstecken können, sehr geehrter Herr Strache. (Beifall bei der SPÖ.)
Rote Kinder-
und Familienpolitik in Wien bedeutet "Reform Heim 2000", auch für private
Heime, wo es selbstverständlich Wohngemeinschaften gibt, wo sie gefördert werden.
Sie kennen die Beispiele sehr gut.
Rote Kinder-
und Familienpolitik, bedeutet auch, dass zum Beispiel bei privaten Heimen der
Tagsatz in der letzten Gemeinderatssitzung um mehr als die Abgeltung der Inflationsrate
erhöht wurde und Sie haben das sicher mitgetragen.
Rote
Kinderpolitik heißt, im Jahr 2000 in jedem Monat die Eröffnung eines neuen Kindertagesheims.
Und da sage ich Ihnen: Das ist angewandte Frauenpolitik, das ist angewandte
Kinderpolitik, wo wir aber den Ansatz haben, die Frau nicht von Almosen eines
Herrn Frauenministers und eines Herrn Finanzministers oder von ihrem Mann
abhängig zu machen. Wir sind nicht für den dienenden, für den abhängigen Teil,
sondern für die Selbstbestimmung und Selbstbestimmtheit der Frauen, und das
heißt auch, durch Berufstätigkeit für sich selbst zu sorgen, jetzt und in
Zukunft in der Pension. Das war unser Frauenbild und ist unser Frauenbild: Die
rote starke Frau. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube,
ich brauche zu der Forderung nach dem Gratiskinderplatz nicht mehr viel auszuführen.
Mit sozial schwachen Familien meine ich zum Beispiel auch Alleinerziehende mit
einem Kind. Das ist für mich genauso eine Familie. Und da haben Sie natürlich
Recht, dass man diesen Familienbegriff in der heutigen Zeit sowieso viel
breiter sehen muss und viel offener. Für diese Gruppe von Menschen, die wenig
verdienen, gibt es den Gratiskindergartenplatz in Wien. Und wider besserem
Wissen stellen Sie sich hierher und wollen der Bevölkerung etwas anderes weismachen.
Nur, die, die es betrifft, wissen es, denn die haben den
Gratiskindergartenplatz. Das, was Sie machen, ist, herauszukommen und einem
Herrn Prinzhorn, einer Frau Gräfin Schwarzenberg und dem Herrn Westenthaler zu
signalisieren: Trotz euren hohen Einkommen fordern wir, dass ihr eure Kinder auch
noch gratis in den Kindergarten geben könnt. Und dagegen sind wir! (Beifall bei der SPÖ. - GR Heinz Christian
Strache: Die Kinder sind gleichwertig!)
Rote
Sozialpolitik bedeutet auch unter anderem: Ganslwirt, Streetwork,
fix & fertig oder check it. Und Ihre Worte in Grassers Ohr: Genau jene
Projekte sind die Projekte, die vom Bund am Anfang monatelang auf bereits
zugesicherte Geldmittel gewartet haben, wo wir kurz davor gestanden sind, zum
Beispiel die Streetworker kündigen zu müssen. Das ist die Realität! Sie bauen
hier ein Potemkin'sches Dorf auf. Nur, die Leute, die davon unmittelbar
betroffen sind, auch durch die tolle Arbeit im Ganslwirt, wo Gott sei Dank
Tausende Spritzen im Monat gewechselt werden, die wissen sehr wohl, was sie an
dem Auffangnetz "rote Wiener Drogenpolitik" haben, und sie wissen
auch genau, wer sie im Stich lässt. Aber Sie können dieser Gruppe gerne sagen,
dass Sie sich beim Herrn Finanzminister und beim Herrn Frauenminister, Sozialminister
Haupt, zukünftig auch dafür einsetzen werden, dass die Geldmittel für check it,
dass die Geldmittel für Streetwork vom Bund nicht nur gleich bleiben, sondern
auch erhöht werden. Ich garantiere Ihnen, ich unterstütze Sie in dieser Forderung.
(Beifall bei der SPÖ.)
Rote
Schulpolitik bedeutet aber zum Beispiel nicht, dass man einige wenige fördert.
Ich meine, soll sein, ja. Aber das Ziel einer roten Bildungspolitik soll auf
jeden Fall sein, dass uns jedes Kind gleich viel wert ist und jedes Kind in
jeder Schule von seiner Begabung aus gefördert wird. (Zwischenruf des GR Heinz Christian Strache.) Nur - und Sie können
sich das Schreien dann gleich sparen -, das gibt es seit Jahrzehnten. Seit ich
im Schuldienst bin, fördere ich in jeder Klasse jedes Schuljahr, von der
Hauptschule über die polytechnische Schule bis zur berufsbildenden Schule fördern
die Lehrerinnen und Lehrer die Begabungen der einzelnen Kinder. Und auf diese
Leistungen können wir stolz sein. Und dass diese Begabungsförderung auch
wirklich funktioniert, na, die Beispiele sitzen ja hier, nehme ich an. Weil ich
nehme an, dass alle hier im Hohen Hause von Wien zu den wirklich begabten
Leuten in Wien zählen. Und ich weiß genau, dass keiner von uns in der
Karl-Popper-Schule war, sondern alle aus relativ mehr oder weniger
stinknormalen Schulen kommen. Wir sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass die
Begabungs- und die Begabtenförderung in Wien als Standard qualitätssichernd
ausgeübt und vorgeführt wird. Und darauf können wir als Abgeordnete stolz sein!
(Beifall bei der SPÖ.)
Kindergärten verpflichtend
sozusagen als bildungspolitische Maßnahme halte ich für genial. Sie sollten die
Rede so wie sie ist einfach fünf Minuten mit dem Boten weiterschicken zum Herrn
Finanzminister Grasser, der dann nämlich diese bildungspolitische Anregung auch
mit Geld umsetzen wird können. Ich finde diese Idee grandios und werde Sie auch
- und meine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular