Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Fraktion - in dieser
Frage sicher unterstützen, damit Sie beim Herrn Dr Grasser ein offenes Ohr
dafür finden. (StR Karin Landauer:
Magister!) Magister, ja. Ich will ja nicht einen zweiten Fall Mag Fabel
schaffen, sonst kriegt er Schwierigkeiten. - Wir werden Sie also unterstützen,
wenn Sie den Herrn Finanzminister dazu auffordern, das Geld für diese
bildungspolitischen Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Ich unterstütze Sie nach
Kräften, wenn Sie dann diese Anregung an den Herrn Finanzminister weiterleiten.
Wir sind immer
für Gespräche offen, ob es die Nicht-Sesshaften betrifft, ob es Haftentlassene
betrifft, die Schulden beim E-Werk haben, weil sie den Strom angezapft haben.
Ich meine, das finde ich wirklich arg, dass die ein Leben lang Schulden
mitschleppen, die sie wirklich nie zurückzahlen werden können. Und da, meine
ich, sollten wir bei den kleinen Leuten nicht strenger sein, als man es beim
Libro zum Beispiel ist, wo die Banken sehr wohl als Gläubiger auf viele
Millionen S verzichten. Also da müssen wir wirklich für die Kleinen, für
die Armen, die überhaupt nichts mehr haben, denen der Boden unter den Füßen
weggerissen worden ist, in den Einzelfällen Lösungen finden, wo man sagt, das
ist gescheit und das ist vernünftig und man gibt den Menschen wieder Hoffnung.
Das, denke ich, ist ganz wichtig.
Ich wollte
absichtlich jetzt keine Verteidigungsrede aufbauen, weil, Frau Kollegin
Jerusalem, ich Ihre Anregungen auch gar nicht als Angriff verstehe. Deswegen
brauche ich auch keine Verteidigungsrede zu halten. Es ist für mich eine
Diskussion, ein Austausch von Ideen, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten,
und man kann so ziemlich über alles reden.
Nur - und
jetzt komme ich zum Schluss -, die FPÖ stimmt dem Rechnungsabschluss nicht zu,
weil - ich habe mitgeschrieben - es keine Mobilitätsschulung für Behinderte
gibt, weil es angeblich keine Drogenaufklärung in den Schulen gibt. Was beides
natürlich der Fall ist. Ich meine, ich war in der Klasse und ich habe in meiner
Schule ständig Projekte dazu gemacht. Dass es mehr werden kann, das bezweifle
ich überhaupt nicht. Es kann noch mehr sein. Aber wenn Sie in der Klasse stehen
und Sie fragen die Schüler, welches Projekt sie besprechen wollen, sind das
drei Themen: Sex, Tierschutz - Vier Pfoten und Drogen. Gehen Sie in die Schulen
und schauen Sie sich das an! Gehen Sie ein bisschen aus diesem Haus hinaus und
schauen Sie sich die Wirklichkeit an.
Sie stimmen
nicht zu, weil Sie den Gratiskindergartenplatz fordern. Ich frage mich daher,
bei diesem Milliardenbudget, bei diesen vielen Maßnahmen, die wir setzen, bei
dieser ganz tollen roten Politik, die nicht nur ein dünnes Fädchen ist, sondern
wirklich Hand und Fuß und Herz hat, da frage ich mich, warum die FPÖ eigentlich
nicht zustimmt.
Bei den GRÜNEN
denke ich mir: Die Kritik, die vorgetragen wurde, nämlich hinsichtlich der
Nicht-Sesshaften-Hilfe, dass es da Probleme gibt, der Heimreform, der
Haftentlassenen, privater Wohngemeinschaften und so weiter, bitte, das sind für
mich Peanuts. Das sind doch in Wirklichkeit, wenn wir ehrlich sind, Peanuts.
Und da frage ich mich, warum man nicht im Großen diesem großen
sozialpolitischen Wurf, der in Wien sich als Modell, auch als Gegenmodell,
darstellt, zustimmen kann. Das heißt, vom Sachlichen her habe ich wenig
Begründungen herausgehört. Es kann sich also dann nur um Parteitaktik handeln. (Zwischenruf des GR Heinz Christian Strache.)
Ich höre nicht nur zu. Ich habe die große Gabe, ich verstehe es auch, Herr
Strache.
Zum Schluss
meine ich, dass wir die politische Legitimation haben, vor allem seit dem
25. März eine noch verstärkte politische Legitimation. Die Leute haben
kein rotes Fädchen gewählt, sondern Frauen und Männer, die starke rote Politik
auch vertreten. Und die Wählerinnen und Wähler wollten es. Sie wollten es
genauso wie wir und die Sozialdemokraten. Wien ist anders. Wien bleibt anders.
Und das ist gut so. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GR Sommer-Smolik gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GR Claudia Sommer-Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich könnte
natürlich jetzt versuchen, Herrn GR Strache zu erklären, was schlecht ist am
Kindergeld oder warum sich die Frauen in Wien und in Österreich nicht über
einen Minister Haupt freuen. Aber ich denke, wir haben morgen dazu Gelegenheit,
dieses Thema zu erörtern.
Ich möchte
heute über ein Thema sprechen, das bis jetzt noch etwas zu kurz gekommen ist,
nämlich ich möchte über jene sprechen und für jene sprechen, die in Wien leben
und keine wirklich gehörte Stimme haben, nämlich die Kinder.
Wien ist, wie
Umfragen und Studien uns immer wieder zeigen, eine der kinderfeindlichsten
Städte und auch die Bevölkerung weist sich immer mehr damit aus, dass sie
irgendwie mit Kindern nicht umgehen kann. Alle kennen die Situationen in den
Straßenbahnen, in den U-Bahnen: Kinder singen, lachen, laufen herum, man regt
sich darüber auf, es wird kein Verständnis aufgebracht. Auf der einen Seite
werden die Kinder gesehen als unsere Zukunft, als die, die unsere Pensionen
sichern. Auf der anderen Seite wird von ihnen verlangt, sie sollen sich
unauffällig, ruhig, angepasst, möglichst unsichtbar verhalten. Ich denke, das
ist das Problem in dieser Stadt, dass wir sie nicht wahrnehmen oder auch
einfach nicht wahrnehmen wollen beziehungsweise ihre Bedürfnisse nicht wahrnehmen
wollen.
Kinder wollen nicht
wie kleine Erwachsene behandelt werden, sondern sie wollen als das gesehen werden,
was sie sind, nämlich als Kinder, und sie wollen sich auch verhalten können wie
Kinder und die Möglichkeiten bekommen, dass sie sich auch so verhalten können.
Ich möchte Ihnen jetzt drei Beispiele nennen,
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