Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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für das heurige Jahr
verbinden. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Jahr 2000
war deswegen anders als sonst und natürlich sehr viel herausfordernder als
früher, weil das Jahr 2000 unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen stattgefunden
hat. Wie wir alle wissen, ist fünf Minuten von hier von ÖVP und FPÖ die große
politische Wende eingeläutet und auch diese Ehe vollzogen worden.
Die Kinder,
die allerdings aus dieser Ehe, aus dieser Verbindung entstanden sind, sind
Kinder, auf die wir aus sozialpolitischer Sicht nicht so stolz sein können, wie
wir auf unsere roten Kinder in Wien stolz sein können.
Die
blau-schwarze Regierung lässt - und sie hat das schon vorher längst publiziert
und auch verbreitet - keinen Stein auf dem anderen. Sie sammelt die Steine aus
der mühsam aufgebauten Mauer, löst die Steine mit Überschallgeschwindigkeit,
und zwar mit politischer Überschallgeschwindigkeit. Dazu möchte ich anmerken,
dass die Maßeinheit für diese politische Überschallgeschwindigkeit nicht Mach
ist, sondern Macht. Diese Macht wird im Sinne ihrer Klientel, im Sinne ihrer
bürgerlichen blau-schwarzen Politik, aber wirklich bis zum letzten Verein, bis
zur letzten Subvention, bis zum letzten Menschen, der Hilfe braucht und sie
auch bitter nötig hätte, vollzogen, mit der Konsequenz, dass die
Treffsicherheit auch für jene gilt, die im Prinzip sowieso schon genug haben.
Und davon unterscheidet sich unsere Sozialpolitik vehement. Ich gehe dann später
noch darauf ein.
Wir stellen
uns eindeutig auf die Seite derer, die unsere Solidarität, die die Solidarität
der Gesellschaft brauchen. Wir sind fest davon überzeugt, dass ein Herr
Westenthaler mit seinem Einkommen, dass ein Herr Prinzhorn mit seinem
Einkommen, dass die Mutter seines Kindes, die Frau Schwarzenberg, mit ihrem
Einkommen gut überleben kann. Um die machen wir uns keine Sorgen. Wir stehen
auf der Seite derer, die die Hilfe notwendig haben, auf der Seite der Schwachen,
und das haben die Wählerinnen und Wähler auch sehr deutlich erkannt. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber bleiben
Sie ruhig bei Ihrer Klientel. Sie bekommen die Rechnung bei den Wahlen, auch
bei den Bundeswahlen 2003, sicher präsentiert so wie in Wien.
Wien ist
anders und das ist gut so. Das rote Wien der Wählerinnen und Wähler vom 25. März
bedeutet Sozialpolitik, rote Sozialpolitik mit menschlichem Antlitz, wie ich
schon sagte, für alle, die es brauchen.
Es bedeutet
aber auch, und an dieser Stelle soll das noch einmal gesagt werden, obwohl es
der Herr Bürgermeister bereits in seiner Regierungserklärung gesagt hat. Aber
auch ich als Gemeinderatsausschussvorsitzende möchte eindeutig festhalten, dass
für mich rote Politik, rote Sozialpolitik, rote Bildungspolitik eine Politik
des Dialogs ist, des Gesprächs ist und der Offenheit ist, der Offenheit
gegenüber jedem Vorschlag, jeder Idee. Ich glaube, dass der gestrige
Gemeinderatsausschuss, das Gespräch mit den Jugendlichen über das Jugendschutzgesetz,
genau diese Gesprächskultur gezeigt hat, wo ich denke, dass man etwas
konstruktiv weiterentwickeln kann im Sinne der Betroffenen, im Sinne der
Jugendlichen. Und das ist für mich Gesprächskultur, die vorbildhaft ist, wo ich
mich ausdrücklich bedanke bei denen, die dabei waren und diese konstruktive
Arbeit mitgetragen haben.
Ich bin
allerdings nicht für eine Gesprächskultur, wo man automatisch zu jedem
"ihr" sagt und "euch" und mit jedem plötzlich per Du ist.
Obwohl, ich habe mich spontan herumgehört: Keiner ist mit Ihnen per Du, Herr
Strache. Also bitte sagen Sie nicht "ihr" und "euch" und so
weiter. Wir legen großen Wert auf diese Abgrenzung. (Beifall bei der SPÖ.) Wohlgemerkt, das soll keine Ausgrenzung
sein, sondern eine Abgrenzung und hat einfach mit Höflichkeit, Benehmen und
einer gewissen Distanz, die jeder möchte, zu tun.
Zu dieser, zur
roten Sozialpolitik gehört natürlich auch Folgendes: Meine Dreijährige würde
sagen, das ist unfair, und ich würde auch sagen, das ist unfair, wenn Sie mir
vorwerfen, ausgerechnet mir, dass ich mich herausstelle und dann jedes Mal
sage: Alles super! Alles total gut! Sie wissen genau, dass ich für Kritik, für
Weiterentwicklung ständig offen bin. Das liegt schon in meinem politischen
Verständnis als Sozialdemokratin, überhaupt nie zufrieden zu sein mit dem
Erreichten, sondern ständig an der Weiterentwicklung zu arbeiten, ständig
Verbesserungen einzuführen. Würde der Fall eintreten, dass alles super, toll,
megacool, stark ist und 100-prozentig alles erreicht ist von dem, so wie ich
mir die Gesellschaft vorstelle, dann schwöre ich Ihnen, dass ich nicht da stehen
würde, sondern ab jetzt im Schafbergbad oben wäre und mir dort oben die Sonne
auf den Bauch scheinen ließe. (Beifall
bei der SPÖ.)
Nur muss man
diese Diskussion - und darum ersuche ich Sie auch - immer in dem finanzpolitischen
Rahmen sehen, der vorgegeben ist oder verhandelt werden muss. Ich ersuche Sie
darum, die finanziellen Möglichkeiten den Forderungen sozusagen gegenüberzustellen.
Dann wird man darauf kommen, dass man unmöglich alles gleichzeitig bis ins
kleinste Detail machen kann. Ich glaube, da werden Sie mir auch zustimmen. Dann
muss man eine Prioritätenliste machen, wo man sagt: Der finanzielle Kuchen ist
begrenzt, ihn auf 5 000 einzelne Partikelchen aufzuteilen, ist
wahrscheinlich auch nicht sinnvoll, mit der Gießkanne zu verteilen, ist auch
nicht sinnvoll. Wo setzen wir die Prioritäten? - Ich denke, dass die
100 Projekte, die wir präsentiert haben in unserer Politik,
beziehungsweise die Projekte zwischen den GRÜNEN und den Sozialdemokraten bereits
eine Art der Prioritätensetzung sind und ein sichtbares Zeichen unserer roten
Politik, die für Offenheit, Transparenz, Weltoffenheit und vor allem Demokratie
steht und eine möglichst breite Gesprächsbasis, wo wir uns auch treffen. (Beifall bei der SPÖ.)
Damit grenzen wir uns
nicht nur durch den roten Faden, sondern auch durch unsere rote Politik ab von
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