Studie "Wachstumsfaktor Gleichstellung - Der ökonomische Nutzen von Gender Budgeting in Wien"
Die Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) damit beauftragt eine Machbarkeitsstudie zu den ökonomischen Wirkungen von Gender Budgeting in Wien durchzuführen. Dabei wurde bewusst "Neuland" betreten, da in der Forschung zu dieser Thematik bis jetzt wenige Ergebnisse vorliegen, vermutlich auch weil diese Analysen hohe Ansprüche an die Daten stellen und dabei oft an die Grenzen der Datenverfügbarkeit stoßen.
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Ökonomische Potenziale von Gleichstellung
Auf Grundlage der im "Gender Equality Index" von EIGE (2015) verwendeten Indikatoren wird Österreich ein im EU-Vergleich relativ hoher Grad an Gleichstellung bescheinigt.
Innerhalb der Ländergruppe der in dieser Hinsicht am weitesten fortgeschrittenen Länder liegt in Österreich weiterhin ein vergleichsweise hohes Gleichstellungspotenzial vor.
Identifikation und Systematisierung von Maßnahmen in Wien
Rund 38 Prozent der im Wiener Rechnungsabschluss 2017 gelisteten Maßnahmen können dem Bereich "bezahlte und unbezahlte Arbeit" zugeordnet werden und etwa rund 14 Prozent dem Bereich "Aus- und Weiterbildung".
Anhand eines Literatur-Screenings von Studien wurden für diese Maßnahmengruppen Beispiele in Wien ausgewählt, die einen Beitrag zur Gleichstellung leisten und damit einen Einfluss auf Wertschöpfung und Beschäftigung ausüben.
Diese umfassen:
- Einführung des beitragsfreien Kindergartens in Wien im September 2009
- waff-Maßnahmen "Karenz und Wiedereinstieg", "Jobs mit Ausbildung" und die Initiative "Frech - Frauen ergreifen Chancen"
- Reform des Vergabesystems der Wiener Fachhochschul-Förderung auf ein Wettbewerbsverfahren mit Gender Mainstreaming als Förderbedingung im Jahr 2005
- Verlängerung der U1 von Kagran bis Leopoldau 2006
Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse und Datengrundlage zeigt sich, dass für die Bereiche Ausbau der U1-Verlängerung und des beitragsfreien Kindergartens eine tatsächliche Wirkungsanalyse möglich ist.
Wirkungsanalyse anhand von Beispielen
Verlängerung der U1 von Kagran bis Leopoldau 2006
Gemäß den Ergebnissen der Mobilitätsbefragung nutzen Frauen häufiger öffentliche Verkehrsmittel als Männer, demnach sollte der Ausbau der U-Bahn Frauen vermehrt zugutekommen. Am Beispiel der Verlängerung der U1 wurde daher eine mikroökonomische Analyse durchgeführt.
Es zeigt sich, dass die Arbeitslosenquote jener Frauen, die in der Nähe der neu gebauten Stationen wohnen, zwischen 2001 und 2011 stärker zurückgegangen ist, als jene der Frauen im übrigen Wien. Laut internationaler Literatur ist ein Erklärungsansatz für diese Wirkung, dass der bessere Zugang zum öffentlichen Verkehrssystem den Frauen die Arbeitssuche in einem weiteren Umkreis erleichtert und diese damit effizienter erfolgen kann.
Beitragsfreier Kindergarten
Betreffend die Auswirkungen der Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen zeigt der Literatur-Überblick einen weitgehend durchgängig positiven Einfluss. Für Wien wurde in dieser Studie als Untersuchungszeitraum 2007 bis 2013 gewählt, um einen ausreichend langen Vor- und Nachbetrachtungszeitraum zu haben.
Die Berechnungen zeigen, dass mit der Einführung des beitragsfreien Kindergartens die Erwerbsquote von in Wien wohnhaften 20- bis 39-jährigen Frauen mit Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren um 1,5 Prozentpunkte angestiegen ist. Die verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichte es dadurch rund 1.000 Wiener Frauen ihre Arbeitskraft am Arbeitsmarkt anzubieten. Als weiterer positiver Effekt ist zu beobachten, dass der Anteil der überqualifiziert beschäftigten Frauen signifikant zurückgegangen ist. Frauen haben mehr Zeitressourcen und können sich ihrer Ausbildung entsprechende Jobs suchen.
Die 260 Millionen Euro (Mehr-)Ausgaben pro Jahr für den beitragsfreien Kindergarten erzielen einen Gesamteffekt von 400 Millionen Euro in Österreich, wobei 295 Millionen Euro in Wien verbleiben.
Stadt Wien | Wirtschaft, Arbeit und Statistik
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