Studie "Wirtschaftliche Effekte ehrenamtlicher Tätigkeit in Wien"

Freiwilligenarbeit spielt eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Sie schafft sozialen Wert, indem sie Brücken zwischen verschiedenen Gruppen der Gesellschaft schlägt und so die soziale Integration unterstützt. Darüber hinaus hat sie politischen, ökologischen und psychologischen Wert.

Obwohl Freiwilligenarbeit keinen Marktpreis hat, hat sie auch einen wirtschaftlichen Wert, da sie per Definition eine produktive Tätigkeit ist. Gleichzeitig bleibt die ökonomische Bewertung der Freiwilligenarbeit problematisch, da das Volumen der Freiwilligenarbeit sehr oft nicht systematisch erfasst wird.

Die Ziele dieser Studie sind daher vielfältig:

  • Zunächst werden die sozioökonomischen Merkmale der Freiwilligen in Wien und die Art der Freiwilligenarbeit beschrieben.
  • Zweitens schätzt die Studie den wirtschaftlichen Wert der Freiwilligenarbeit in Wien.
  • Drittens wird auf Grundlage bestehender Forschungsergebnisse ein Überblick über die nichtwirtschaftlichen Effekte der Freiwilligenarbeit sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene gegeben.
  • Schließlich werden Rahmenbedingungen für die Freiwilligenarbeit in Wien beschrieben und bewertet.

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Umfragedaten

  • Für die Analyse verwendet die Studie Umfragedaten aus dem Jahr 2016, die die neuesten verfügbaren Daten zum Thema Freiwilligenarbeit in Österreich darstellen.
  • Als zweite Datenbasis verwendet sie Daten der Zeitverwendungserhebung aus dem Jahr 2008/2009, die ebenfalls die neuesten verfügbaren Zeitverwendungsdaten in Österreich darstellen.
  • Schließlich wurden 3 Leitfaden-Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Praxis durchgeführt, um die Ergebnisse aus der Literatur zu untermauern.

Tätigkeitsbereiche, Alter und Motive der Freiwilligen

Freiwillige in Wien engagieren sich in unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen, insbesondere im Bereich Kunst, Kultur, Unterhaltung und Freizeit (7 Prozent), gefolgt von den Bereichen Katastrophenhilfs- und Rettungsdienste, Umwelt, Natur und Tierschutz, kirchlich-religiöser Bereich, Soziales und Gesundheit sowie Sport und Bewegung (jeweils 5 Prozent).

So vielfältig wie die Tätigkeiten sind auch die Motive, die hinter einem freiwilligen Engagement stecken. Grundsätzlich beteiligen sich alle Bevölkerungsgruppen, wobei es Unterschiede im Ausmaß der Beteiligung gibt.

Der Beteiligungsgrad steigt mit zunehmendem Bildungsgrad.

Jüngere und ältere Bevölkerungsgruppen engagieren sich stärker als Menschen zwischen 40 und 49 Jahren, was auf erhöhte berufliche und familiäre Verpflichtungen zurückführbar sein könnte. Neben zeitlichen Restriktionen werden vor allem mangelnde Informationen und die geringe Auseinandersetzung mit Engagement-Möglichkeiten als Gründe dafür genannt, dass sich Menschen nicht engagieren. Nur wenige geben an, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.

Ökonomischer Wert

Der geschätzte ökonomische Wert der Freiwilligenarbeit liegt zwischen 507 Millionen Euro und 5,7 Milliarden Euro, was eine beträchtliche Schwankungsbreite darstellt und zeigt, wie wichtig eine systematischere Erfassung des Volumens der Freiwilligenarbeit wäre. Bei Annahme eines Brutto-Stundenverdienstes nach Branche oder für den Dienstleistungsbereich - was den Empfehlungen der ILO entspricht - zeigt sich, dass der ökonomische Wert der Freiwilligenarbeit in Wien bei circa 2,3 Milliarden Euro (Berechnung auf Basis der IFES-Daten) beziehungsweise bei 680 Millionen Euro liegt (Berechnung auf Basis der Zeitverwendungserhebung).

Die Ergebnisse auf Basis der Zeitverwendungserhebung werden aufgrund eventuell vorhandener Erinnerungslücken der Befragten und Selektionsverzerrungen in den Befragungsdaten (IFES-Daten) als die ein Stück weit verlässlicheren Ergebnisse eingeschätzt, gleichzeitig stellen sie eine Art Untergrenze des geschätzten ökonomischen Werts bei Annahme eines durchschnittlichen Stundenlohns im Dienstleistungsbereich dar.

Mithilfe dieser Daten wird - konservativ - der Wert der Freiwilligenarbeit in Wien auf 680 Millionen Euro geschätzt, was 0,19 Prozent des österreichischen BIPs beziehungsweise 0,75 Prozent des Wiener BIPs (2016) darstellt.

Positive Auswirkungen

Aus der Darstellung aktueller Forschungsergebnisse zu weiteren Effekten von Freiwilligenarbeit zeigt sich, dass Freiwilligenarbeit sich auf individueller Ebene positiv auf die physische und psychische Gesundheit auswirken kann, sowie Jobchancen und Einkommen erhöhen kann.

Freiwilligenarbeit ist wichtig für die soziale Integration und ermöglicht den Ausbau eines sozialen Netzwerks. Auf gesellschaftlicher Ebene wird in der Forschung der Wert der Freiwilligenarbeit für die Solidarität in der Gesellschaft und die Stärkung von Partizipation und demokratischen Prozessen betont. Ebenso kann Freiwilligenarbeit innovative Lösungen für gesellschaftliche Probleme finden.

Infrastruktur zur Förderung von Freiwilligenarbeit

In Wien gibt es einige gute Ansätze einer unterstützenden Infrastruktur, wie etwa die Freiwilligenmessen sowie die Plattform "Freiwillig für Wien". Die Freiwilligenbörse des Wiener Hilfswerk unterstützt Organisationen und Freiwillige, die sich für ein freiwilliges Engagement interessieren, allerdings mit sehr eingeschränkten (eigenen) Mitteln.

Dies zu unterstützen und im Rahmen einer Freiwilligenagentur organisationsübergreifend verstärkt Unterstützung anzubieten, könnte freiwilliges Engagement in sinnvoller Art und Weise fördern, wie dies in anderen Großstädten bereits der Fall ist (zum Beispiel freiwillig.Berlin). Ebenfalls sinnvoll wäre es, ein Modell der Haftpflicht- und Unfallversicherung für Freiwillige anzubieten, damit Freiwillige im Rahmen ihres Engagements entsprechend abgesichert sind.

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