Mitschrift
Schulsystem und Bildungswege – Infos in arabischer Sprache zum Schuleinstieg in Wien
Fatmé Khalil-Hammoud
Ich begrüße Sie herzlich! Ich bin Fatmé Khalil Hammoud von der Stadt Wien, Integration und Diversität. Ich begrüße Frau Raoudha Lejri vom Sprachförderzentrum der Bildungsdirektion Wien. Herzlich willkommen, Raoudha!
Raoudha Lejri
Hallo Fatmé!
Fatmé Khalil-Hammoud
Nach unserem Video “Schulplatz und Orientierungsklassen” möchten wir in diesem Video über den Schulbesuch in Wien reden. Das Bildungssystem in Österreich bietet viele Möglichkeiten. Gerade kommen viele arabischsprachige Kinder und Jugendliche nach Wien, die einen Schulplatz benötigen. Was sie an einer Wiener Schule erwartet, bespreche ich deshalb mit einer Expertin.
In unserem ersten Video hast du uns erklärt, wie Eltern ihre Kinder für einen Schulplatz anmelden. Wie funktioniert anschließend der Einstieg in eine Wiener Schule, wenn das Kind noch keine Deutschkenntnisse hat?
Raoudha Lejri
Neu in Wien ankommende Kinder und Jugendliche bekommen auch während des Schuljahres einen Schulplatz als sogenannte “Seiteneinsteiger”. Solange sie dem Unterricht auf Deutsch noch nicht ausreichend folgen können, sind sie "außerordentliche Schülerinnen und Schüler”. Sie bekommen damit eine spezielle Förderung in Deutsch. Diese Sprachförderung findet entweder in Deutschförderklassen oder Deutschförderkursen am Vormittag, parallel zum Unterricht der Regelklasse, statt. Bei der Aufnahme in die Schule werden die Deutschkenntnisse der Kinder und Jugendlichen überprüft. Diese Überprüfung entscheidet, in welcher Form die Kinder und Jugendlichen gefördert werden. Machen die Schülerinnen gute Fortschritte beim Erlernen der neuen Sprache Deutsch, erhalten sie den ordentlichen Status und werden damit „ordentliche Schülerinnen“. Die Lehrkräfte nehmen aber weiterhin besondere Rücksicht auf individuelle Sprachkenntnisse.
Fatmé Khalil-Hammoud
Die Lernfortschritte der Kinder und Jugendlichen werden also regelmäßig überprüft. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Raoudha Lejri
Wie schon gesagt, werden die Deutschkenntnisse schon bei der Aufnahme des Kindes/des Jugendlichen in die Schule überprüft. Dazu wird in Österreich verpflichtend der Test MIKA-D (Messinstrument zu Kompetenzanalyse Deutsch) verwendet. Dabei führt eine Lehrerin, ein Lehrer ein Gespräch mit jeder Schülerin, jedem Schüler. Es werden Bilder gezeigt, Fragen zu den Bildern gestellt und über die Abbildungen gesprochen. Schülerinnen ab 10 Jahren müssen auch einen Text lesen und einzelne Wörter schreiben. Diese Überprüfung der Deutschkenntnisse erfolgt jedenfalls immer am Ende eines Semesters. Ist das Ergebnis „ungenügend“, sind die Kinder/Jugendlichen außerordentliche Schülerinnen und besuchen vormittags die Deutschförderklasse. Sie erhalten keine Noten. Ist das Ergebnis „mangelhaft“, sind die Kinder/Jugendlichen noch immer außerordentliche Schülerinnen, besuchen aber den Deutschförderkurs und können schon in einzelnen Fächern beurteilt werden. Ist das Testergebnis ausreichend, so wechselt das Kind in den ordentlichen Status und muss dann auch in allen Fächern beurteilt werden. Schülerinnen im ordentlichen Status werden nicht mehr mit MIKA-D getestet.
Fatmé Khalil-Hammoud
Kinder und Jugendliche können also gleich am Unterricht teilnehmen und werden erst dann beurteilt/benotet, wenn es die Fortschritte in Deutsch ermöglichen. Was für grundlegende Informationen über das Schulsystem in Österreich benötigen neu ankommende Menschen?
Raoudha Lejri
Die Schulpflicht in Österreich dauert 9 Jahre. Im Alter von 6 Jahren startet der Schulbesuch in der Volksschule und dauert 4 Jahre. Für alle Schultypen gilt: Auf jeder Schulstufe gibt es mehrere Klassen, je nach Anzahl der Schülerinnen. Jede Klasse hat außerdem einen eigenen Klassenvorstand. Diese Lehrkraft ist die erste Ansprech- und Vertrauensperson für Schülerinnen und Eltern – auch bei schwierigen Themen. Schulbücher und einige andere Materialien bekommen die Schüler*innen kostenlos in der Schule. Eine Schultasche, ein Federpennal mit Stiften und einige andere Sachen müssen Sie selbst besorgen. Informationen dazu erhalten Sie in der Schule. Jedes Schuljahr beginnt im September und besteht aus 2 Halbjahren, auch Semester genannt. Das 1. Halbjahr (Wintersemester) dauert von September bis Februar – dann gibt es eine Woche Semesterferien. Danach beginnt das 2. Halbjahr (Sommersemester), das bis Juni dauert. Im Juli und August sind Sommerferien.
Fatmé Khalil-Hammoud
Schüler*innen im außerordentlichen Status können dann in die nächsthöhere Schulstufe aufsteigen, wenn sie benotet werden können. Was ist zu beachten?
Raoudha Lejri
Grundsätzlich werden die Leistungen in der Schule mit den Noten 1 (Sehr gut), 2 (gut), 3 (Befriedigend), 4 (Genügend), 5 (Nicht genügend) im “Zeugnis” beurteilt.
Alle “außerordentlichen” Schülerinnen erhalten die Information über die Leistung am Ende des 1. Halbjahres in Form einer Schulnachricht und am Ende des 2. Halbjahres in Form einer “Schulbesuchsbestätigung”. Dabei ist zu beachten, dass außerordentliche Schülerinnen der Deutschförderklasse in keinem Unterrichtsfach eine Beurteilung (Note) bekommen. Sie wiederholen die Schulstufe. Schüler*innen, die den Deutschförderkurs besuchen, können in einzelnen Unterrichtsfächern beurteilt (benotet) werden. Wenn Sie in jedem Unterrichtsfach eine positive Beurteilung (Benotung) erhalten, können sie in die nächsthöhere Schulstufe aufsteigen. Das “Mitteilungsheft” und “Elternsprechtage” informieren Eltern rechtzeitig über die Leistung und das Verhalten ihrer Kinder.
Fatmé Khalil-Hammoud
Achten Sie auf den Lernfortschritt Ihrer Kinder! Kontrollieren Sie das Mitteilungsheft und besuchen Sie Elternabende und Elternsprechtage! So wissen Sie über die Leistung Ihrer Kinder Bescheid und können sie auch gut unterstützen. Beginnen wir bei der Volksschule! Was erleben die Kinder dort?
Raoudha Lejri
In der Volksschule werden folgende Gegenstände unterrichtet: Mathematik, Deutsch, Sachunterricht, eine lebende Fremdsprache, Musik, Kunst und Gestaltung, Technik und Design, Bewegung und Sport sowie "Informatische Bildung und Medienbildung". Außerdem gibt es Religionsunterricht und an vielen Schulen auch Erstsprachenunterricht, zum Beispiel in Arabisch. Durch das Stärken der sozialen Kompetenzen in der Schule wird die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gefördert. Ziel ist ein respektvoller Umgang miteinander. Der Unterricht in Bewegung und Sport ist besonders wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder. Jede Klasse plant Ausflüge mit den Schülerinnen, wie Wandertage, Museums-, Kinobesuche oder Ähnliches. Es ist verpflichtend, dass alle Schülerinnen an diesen Aktivitäten teilnehmen.
Fatmé Khalil-Hammoud
Und wie sieht es mit der Tagesbetreuung aus? Gibt es an Schulen Betreuung für Nachmittage und für die unterrichtsfreie Zeit?
Raoudha Lejri
Es gibt an ganztägigen Volksschulen und Mittelschulen eine schulische Tagesbetreuung, die auch mit einem ausgewogenen Mittagessen verbunden ist. Generell besteht der Betreuungsteil aus der Lernzeit, dem Mittagessen und der Freizeit.
Betreuer*innen unterstützen die Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben und gestalten gemeinsam die verbleibende Freizeit. Die Schulleitung wird Sie über alle möglichen Formen und Kosten der schulischen Tagesbetreuung informieren. Bitte fragen Sie an der Schule Ihres Kindes nach.
Fatmé Khalil-Hammoud
Wie geht es nach der Volksschule weiter?
Raoudha Lejri
In Österreich können Kinder nach der Volksschule entweder eine Mittelschule oder ein Gymnasium besuchen. Für den Wechsel an ein Gymnasium benötigen Kinder sehr gute Zeugnisnoten in der Volksschule. Die Mittelschule dauert 4 Jahre und hat die Aufgabe, die Schüler*innen für weiterführende Schulen sowie auf das Berufsleben vorzubereiten. Das Gymnasium (Unterstufe und Oberstufe) dauert 8 bzw. 9 Jahre und wird mit der Matura abgeschlossen. Sie ist die Voraussetzung, um auf einer Universität oder Fachhochschule studieren zu können.
Fatmé Khalil-Hammoud
Jugendliche entscheiden sich nach der Mittelschule für eine Berufsausbildung oder für eine höhere Schule, um studieren zu können. Ist das Gymnasium die einzige Möglichkeit, die Matura zu machen?
Raoudha Lejri
Nein, nicht nur das Gymnasium macht das Maturieren möglich! Es gibt auch andere weiterführende Schulen wie zum Beispiel berufsbildende höhere Schulen, die mit einer Matura abschließen. Bei Fragen zur Schullaufbahn Ihres Kindes steht Ihnen nicht nur die Schulleitung, sondern auch die Bildungsberatung der Bildungsdirektion Wien zur Verfügung: Telefon: +43 1 525 25-7700 E-Mail: bildungsberatung@bildung-wien.gv.at
Fatmé Khalil-Hammoud
Junge Menschen ab 15, die neu in Wien sind und für die keine Schulpflicht mehr gilt, finden sehr gute Angebote bei “Interface Wien”. Interface Angebote unterstützen Jugendliche beim Deutschlernen und helfen bei der Suche nach einem Schulplatz, beim Pflichtschulabschluss und bei der Vermittlung von Lehrstellen. Auch für Kinder finden Sie auf interface-wien.at wertvolle Unterstützungsangebote für das Lernen oder die Ferienzeit. Für mehr Informationen schreiben Sie an info@interface-wien.at oder rufen Sie an unter 0043 1 524 50 15 0 Weitere Informationen für Jugendliche und Erwachsene bietet die Bildungsberatung-Wien auf www.bildungsberatung-wien.at und StartWien für neu Zugewanderte in Wien https://start.wien.gv.at/bildung
Danke Raoudha Lejri! Neu in Wien ankommende Kinder und Jugendliche dürfen zuversichtlich an einer Wiener Schule starten. Nutzen Sie die vielen Angebote und Möglichkeiten für einen erfolgreichen Bildungsweg und unterstützen Sie Ihr Kind dabei, indem Sie selbst ein gutes Vorbild sind und die Angebote der Stadt Wien zum Erlernen der deutschen Sprache nutzen! Vielen Dank fürs Kommen, Raoudha Lejri, und für die wertvollen Informationen!
Raoudha Lejri
Danke, Fatmé!
Schulsystem und Bildungswege - Infos in arabischer Sprache zum Schuleinstieg in Wien
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Länge: 15 Min. 22 Sek.
Produktionsdatum: 2024
Copyright: Stadt Wien - Integration und Diversität