Mitschrift
Mein Name ist Erik Hanke. Ich bin im Mai 1933 geboren. Das war eine interessante und schwierige Zeit. Und ... ich hab eben die Volks- und die Hauptschule in Wien besucht. Unter schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit. Vom beruflichen Werdegang her war ich zuerst Geschäftsführer bei den Kinderfreunden, dann Geschäftsführer bei der Gewista-Werbegesellschaft in Wien. Und jetzt bin ich ehrenamtlich auf verschiedenen Gebieten tätig. Wobei ich voraussetzen möchte, dass ich das immer war. Ich war immer bei den Kinderfreunden, ich war immer in meiner Jugend bei den Roten Falken. Dort hab ich überhaupt begonnen, in meiner Kindheit nach dem Krieg. Bei den Kinderfreunden war ich ja in allen Funktionen, bis zu den Obmann-Funktionen tätig. Jetzt bin ich noch als Präsident der "Gesellschaft Österreichischer Kinderdörfer" und noch einige Zeit als Präsident vom Verein "Licht ins Dunkel" tätig. Mit einem Wort, es gäbe vieles zu erzählen, was ich getan und gemacht habe. Wichtig wäre auch noch die Zeit als Wiener Gemeinderat. Das war von 1971 bis 1991. Bekanntlich ist man als Gemeinderat auch Landtagsabgeordneter. In den letzten Jahren war ich Vorsitzender des Gemeinderates. Im Rahmen dieser Funktion habe ich viele Aufgaben gehabt: im Jugend-, im Kultur-, im Finanz- und im Planungsbereich. Jedenfalls war es für mich eine aufregende Zeit. Und ich möchte sagen, schlussendlich eine schöne Zeit. Zu meiner Familie wäre zu sagen, dass meine Mutter und mein Vater sich beim Arbeiter-Turnen kennengelernt haben. Und mein Vater ist sehr frühzeitig in den Krieg gezogen. Das war 1938. Er ist dann in Russland verschollen gewesen. Wir haben erst spät die Nachricht von seinem Ableben erfahren. Meine Mutter war nach heutigen Begriffen Alleinerzieherin, die ganzen Jahre. Sie hat sich wirklich sehr aufopferungsvoll um mich gekümmert. Und, ja - die Schule habe ich in Wien besucht. Zuerst die Volksschule, dann die Hauptschule. Es war eigentlich eine schwierige Schulzeit, weil die Schulen so oft gewechselt wurden. Die eine wurde ausgebombt, in der anderen gab es nicht genug Lehrer. Dann wurden wir in die nächste Schule geschickt. Nach dem Krieg war das mit den Zonen in Wien ein bissel problematisch. Wir wohnten in der englischen Zone, und ich musste in der russischen Zone in die Schule gehen. Dort wurde ich auch genötigt, Russisch zu lernen, wobei die Sprachkenntnisse in Russisch natürlich bescheiden sind. Ich habe schon sehr vieles vergessen. Aber trotz den Fährnissen des Krieges kann ich sagen, ich hab eine schöne ... Manche würden sagen, eine schwierige Kindheit, aber ich würde sagen, es war eine schöne Kindheit. Die Familie, vor allem meine Mutter, hat sich sehr mit mir beschäftigt und sich um mich gesorgt. Ich kann mich noch erinnern, als ich ungefähr sechs war, verbrachten wir ... Da war auch mein Vater noch da. An den kann ich mich ja nur sporadisch erinnern, aber das war so ein einschneidendes Erlebnis, dass ich immer noch daran denke. Wir waren in der Oststeiermark auf Urlaub. Es waren immer schöne Urlaube, die wir dort verbracht haben. Daraus ergab sich auch eine Freundschaft mit den Bergbauern, die damals noch kein Licht, keine Stromzufuhr hatten. Also, es war noch sehr urig dort. Als wir eines Tages den Urlaub beendet haben, das war im Jahr 1938, und zum Autobus zu Fuß ins Zentrum von Vorau gegangen sind, wo der Autobus haltgemacht hat, haben wir über Lautsprecher gehört, dass der Krieg erklärt wurde, dass der Krieg ausgebrochen ist. Die Menschen waren fürchterlich betroffen. Mein Vater hatte schon gewisse Vorahnungen, was ihm bevorstünde. Das hat ja dann auch stattgefunden: Er wurde eingezogen und nach Russland gebracht. Dort war er sehr lange im Einsatz. Und in der Nachkriegszeit haben wir lange nichts von ihm gehört. Da war er, wie gesagt, vermisst. Und erst später haben wir von seinem Tod erfahren. Aber diese Zeit in der Oststeiermark hatte noch eine Fortsetzung. In den Jahren des Krieges war meine Mutter mit mir in der Oststeiermark. Und es war die Einflugschneise für die englischen und amerikanischen Kampfverbände, die über die Oststeiermark geflogen sind und zum Beispiel Wiener Neustadt bombardiert haben. Wiener Neustadt war ja die schwerst- bombardierte Stadt Österreichs. Und bis in die Oststeiermark hörte man das Grollen, dieses Bombendonnern von Wiener Neustadt. Und es haben auch einige Kämpfe, so Abwehrkämpfe in der Luft stattgefunden. Ich meine, die deutsche Luftabwehr war ja damals, wie ich nachher auch nachlesen konnte, nicht mehr sehr stark. Aber ab und zu hat sich eben ein Kampfflieger verirrt und ist dem Kampfverband entgegen geflogen. Und dann gab es da so kleinere Scharmützel. Die haben meistens damit geendet, dass entweder ein amerikanisches Flugzeug abgestürzt ist oder das deutsche Flugzeug. Die Piloten sind zum Teil mit Fallschirmen abgesprungen. Und, äh ... die Bauern waren unterwegs, diese Fallschirme einzusammeln. Denn das war ganz wertvolle Seide, wirklich hochwertige Seide. Und die Frauen haben dann Blusen und alles Mögliche daraus gemacht. Aber das war auch so. Und dann ist natürlich die Militärpolizei gekommen und hat nach diesen Piloten gefahndet. Manche Bauern haben sie versteckt und mit Zivilkleidung versorgt. Aber nicht alle, weil es gab ja genug Nazis, die im Gegenteil die Leute sogar angezeigt haben und hingewiesen, wo sie sich versteckt haben. Aber das hab ich alles nur am Rande mitbekommen. Aber es war eine Zeit, wo jeder Angst hatte, wo jeder auch Angst hatte, wenn er Radio möglicherweise gehört hatte. Mit ausländischen Sendern. Im Nachhinein hab ich das nachgelesen, als Kind hab ich das natürlich nicht ganz verstanden. Aber viele haben ihre Informationen aus dem Radio bekommen, weil sie BBC gehört haben. Aber das hab ich alles erst später erfahren und nachgelesen. Meine Kindheit war natürlich davon geprägt, dass ich vom Krieg nur einen Teil mitbekommen habe. Aber einen fürchterlichen Teil, vor allem die Bombenangriffe in Wien. Wir mussten manche Bombennacht oder manchen Bombentag, meist waren die Angriffe in der Nacht, im Keller verbringen. Das Nebenhaus wurde ausgebombt. Meine Mutter war immer besorgt um mich. Wir saßen im Keller mit Mundbinden und mit Motorradbrillen. Der Kalk rieselte von den Wänden. Und es war schrecklich. Es war wirklich schrecklich und schlimm. Und wenn ich mich so erinnere damals, die Menschen waren natürlich sehr angegriffen. Viele haben während der Angriffe gebetet. Jeder war besorgt, dass es ihn nicht trifft. Und wir haben eigentlich Glück gehabt. Manchmal konnten wir sogar mit einem Grünzeughändler, der ein Auto hatte, in den sechsten Bezirk in die Hermanngasse fahren. Dort gibt es tiefe Keller, drei Stock tiefe Keller. Da konnte man den Bombenlärm nicht erfahren. Aber umso schrecklicher war's dann, als man die Bomben richtig gehört hat, das Surren der Flugzeuge. Und das war auch ein Problem in der Schule, nicht? Wir waren in der Schule, und dann gab's Fliegeralarm. Und der Fliegeralarm wurde ja meistens vorher angekündigt. Da gab's den sogenannten "Kuckuck", einen Kuckucksschrei im Rundfunk. Da wusste man, da kommt etwas. Und dann war die Ankündigung: "Feindlicher Kampfverband im Anflug auf Wien." Da gab's dann Alarm, und dann sind wir halt alle nach Hause gelaufen und sofort in den Keller. Die Mutter war schon bereit mit Koffer, unseren Habseligkeiten, Schmuck und Dokumente und so. Das hat man alles mit in den Keller genommen. Und dort hat sich natürlich das ganze Haus versammelt und hat gewartet, was passiert. Und es war immer eine Erleichterung, wenn die Sirenen verkündet haben, dass der Angriff vorbei war. Nur war das Bild manchmal grausam. Das Haus meiner Großeltern wurde von den Bomben zur Hälfte zerstört. Mein Großvater hatte ein Gasthaus in Margareten, in der Diehlgasse. Und er war damals bis zur Hüfte im Schutt. Er war gerade im Stiegenhaus, als der Angriff erfolgte. Er war bis zur Hüfte im Schutt begraben. Wir konnten ihn dann rausholen, aber es waren leider einige Menschen tot aus dem Haus. Das alles hab ich als Kind natürlich mitbekommen. Man nimmt das als Kind wahrscheinlich leichter auf als als Erwachsener. Ein Erwachsener denkt viel mehr über diese Dinge nach. Als Kind, möchte ich fast sagen, verdrängt man das. Das zerstörte Haus meiner Großeltern diente mir auch zur Haltung von Kaninchen. Ich hatte einen richtigen Hasenstall aufgebaut. Wobei heute werden ja Kaninchen als liebevolle Tiere betrachtet. Damals waren sie ein Teil unserer Nahrung, wenn ich das so sagen darf. Und dieser Kaninchenstall wurde ebenfalls vom Bombenschutt ... überdeckt und zum Teil vernichtet. Ich war sehr unglücklich, weil meine Hasen anscheinend zugrunde gegangen waren. Doch in den späteren Stunden haben sich die Hasen aus dem Schutt befreit und sind hervorgekommen, und ich konnte sie alle wieder einfangen. Ich war eigentlich sehr glücklich über diese Tatsache. In diese letzten Kriegsjahre, so zwischen '41 und '45, fiel auch die Zeit, wo es üblich war, dass Kinder bereits beim Deutschen Jungvolk waren. Das war so die Vorfeldorganisation der Hitlerjugend. Und, äh ... Es war die halbe Klasse dabei. Meine Mutter hat weitgehend verhindert, dass ich dort teilnehmen muss. Allerdings gab es dann eine Szene, das war ... 1941: Mein Vater war aus der Front auf Urlaub. Und es war Sonntagfrüh, wir haben länger geschlafen. Und dann klopft es an der Tür. Mein Vater steht auf, geht zur Tür, macht sie auf. "Heil Hitler, ich bin der ... .. Hordenführer" oder so ähnlich hat das damals geheißen. Der Erik Hanke soll zum Dienst kommen. Mein Vater war sehr betreten und verärgert. Der hat gesagt: "Einen Dienst gibt's nicht." "Wenn ich aus der Front auf Urlaub bin, dann geht der Hanke zu keinerlei Dienst!" "Schau, dass du wegkommst!" Der junge Mann ist dann geflüchtet förmlich und hat sein Dienstbuch mit unseren Namen und Adressen verloren. Das haben wir natürlich übernommen, mein Vater hat's sofort vernichtet. Und fortan hatte ich ziemlich lange Zeit, bis zu dem Zeitpunkt, wo man mich als Luftschutzmelder haben wollte ... Ich möchte nicht verhehlen, dass man als junger Mensch ganz gern ... aktiv gewesen wäre. Es gab da auch den Stahlhelm der Luftschutzhelfer und so. Aber meine Mutter hat auch das verhindert. Sie hat alle möglichen ärztlichen Atteste beigebracht: Ich war lungenkrank ... und anfällig auf verschiedene Dinge. Und so hat sie das verhindert, dass ich - Gott sei Dank aus heutiger Sicht! - nicht diesen Dienst verrichten musste. Weil der war gefährlich. Als Luftschutzmelder musste man mitten raus, quasi in die Angriffe hineinlaufen, Meldungen überbringen. Das hat sie verhindert, und heute bin ich sehr froh, dass meine Mutter neben allen anderen Aktionen, die sie für mich gestartet hat, diese Tat gesetzt hat. Diese Zeit, die ich damals erlebt hab, war auch noch von einer anderen Problematik überschattet, von der ich allerdings erst nach dem Krieg, also im Frühjahr 1945, erfuhr. Man hatte mir in dieser Zeit oft gesagt, meine Mutter wäre im Krankenhaus und wäre krank. Und ich müsse bei Freunden bleiben. Die haben sich um mich sehr gesorgt, die Freunde. Und ich hab bei ihnen gewohnt und wurde gut versorgt. Und man hat gesagt, deine Mutter kannst du nicht besuchen, weil sie im Krankenhaus behandelt wird. Später, 1945, hab ich dann erfahren, dass der Bruder meiner Mutter, mein Onkel, von der Gestapo im Jahr 1941 bereits verhaftet wurde. Und er wurde dann mit 37 Jahren in Mauthausen hingerichtet. Da war eine Aktion gegen tschechische Terroristen angesagt. Und im Zuge dieser Aktion wurde er miterschossen. Und meine Mutter wurde natürlich öfters verhört von der Gestapo. Das hat man von mir ferngehalten. Weil man natürlich Angst hatte, dass ich in der Schule vielleicht Probleme bekäme. Das war im Nachhinein gesehen ein Schatten über dieser Zeit, der meine Mutter sehr belastet hat. In den frühen Apriltagen war es dann so weit, dass der Krieg sich seinem Ende zuneigt. Und wir haben in diesen Tagen, wo der Angriff auf Wien war, eigentlich nur im Keller gelebt. Mit all unseren Habseligkeiten. Das ganze Haus hat im Keller gelebt. Wir haben auch in unseren Kellerabteilen geschlafen. Auf die Kohle wurden Matratzen aufgelegt, und da haben wir geschlafen während dieser Zeit. Und dann kam der Krieg immer näher und die Kämpfe immer näher. Und ... es war schon so, dass es also die russische Armee geschafft hat, da über Oberlaa auch nach Margareten zu kommen. Und die SS hatte sich im Gemeindebau am Gürtel verschanzt, auf den Balkonen. Und ein besonders eifriger Nachbar aus unserem Nachbarhaus hat eine Hakenkreuzfahne umgewidmet in eine rote Fahne, ja? Wobei das natürlich ... Man sah noch den weißen ... den Kreis des eingenähten Hakenkreuzzeichens. Und der hat die Fahne rausgestreckt beim Fenster. Na prompt hat die SS mit ihren Maschinengewehren runtergeschossen und ihm das weggefetzt. Aber das war dann schon sehr kritisch. Und dann kamen die ersten russischen Soldaten, schlichen an den Häuserwänden entlang. Wir haben ja nur durch Spalten an den Fenstern, die vermacht waren, das gesehen. Wir hatten natürlich fürchterliche Angst. Es war anscheinend eine mongolische Einheit, weil es kleine Männer waren, die unterwegs waren. Die haben dann natürlich auch an das Haus geklopft und haben Einlass begehrt. Sie sind durch das ganze Haus gelaufen, bis ins letzte Stockwerk und zu uns in den Keller. Die Frauen hatten natürlich große Angst. Es ergab sich dann eine Chance, die Frauen zu verstecken. Da gab es so eine Art Kellerverschlag, der nicht richtig einsehbar war. Dort habe sich vor allem die jüngeren Frauen alle versteckt. Und unsere Habseligkeiten haben wir unter den Brennmaterialien, unter Koks und Kohle eingegraben. Weil sie waren schon bereit, verschiedene Dinge mitzunehmen. Damals war ja die große Frage nach den Uhren bei den Männern. Aber das hat bei uns nicht stattgefunden. Es war überhaupt so, dass die Kampftruppe verhältnismäßig human war. Es war dann der Tross, der nachgefolgt ist, eher problematisch für uns. In dieser Zeit war es auch schwer, zu Lebensmitteln zu kommen. Wir hatten einen Fleischhauer und einen Fuhrwerksunternehmer im Haus. Und die Soldaten hatten so Pferdegespanne. Und zum Teil waren herrenlose Pferde unterwegs auf den Straßen. Und da wurden zwei Pferde von den Männern hineingezogen in das Haus. Das waren ältere Männer, die nicht mehr zum Militär mussten. Das Haus wurde dann sofort versperrt. Die Pferde wurden geschlachtet. Und das ganze Haus konnte, ich glaub, zwei oder drei Wochen, das kann ich nicht nachvollziehen, davon leben. Wir hatten zumindest genug Fleisch für einige Zeit. Es war überhaupt die Zeit, wo es sehr schwierig war, das hab ich schon gesagt, an Lebensmittel heranzukommen. Manche Geschäfte wurden gestürmt, geplündert von den Menschen. Weil sie einfach nicht aufgesperrt hatten und nicht verkaufen wollten. Ja, das war diese Zeit, wo das sehr schwierig war. Es ist auch das Wasser ausgefallen. Die Wasserleitung ausgefallen, und der Strom ausgefallen. Auf den Strom waren wir schon eingestellt, dass der ausfällt, der ist bei jedem Bombenangriff ausgefallen. Da hatte schon jede Familie eine Petroleumlampe zur Hand. Damit konnte man sich lichtmäßig helfen. Beim Wasser war es schon schwieriger. Und damals, heute wäre das undenkbar, aber damals gab es noch in vielen Häusern Brunnen. Und da sind wir eben hingepilgert mit Kübeln und haben das Wasser in die Wohnung geholt. Überhaupt, damals waren ja die Wohnungen Substandardwohnungen nach heutigem Begriff. Mit Wasser und Toilette am Gang. Man brauchte also das Wasser für alle möglichen Zwecke, also sind wir sehr oft zum Brunnen gependelt. Dort war es auch nicht sehr leicht, die Menschen stellten sich an, um zum Wasser zu kommen. Aber letztlich haben wir das doch hinbekommen. Nach einigen Tagen nach dem Einmarsch der Roten Armee war es etwas ruhiger geworden, sodass man sich auf die Straße getraut hat und sich ein bisschen entfernt hat von den Wohnungen. Und da sprach sich's herum, dass es am Wienerberg in den Ziegelwerken riesige Mengen von Lebensmitteln gab. Da sind wir dort hingepilgert. Es gab dort nur mehr Marmelade in großen Fässern. Und geschwefelt, geschwefelt, sehr geschwefelt ...! Uns ist förmlich der Atem weggeblieben. Aber wir haben kübelweise diese Marmelade nach Hause gebracht. Und meine Mutter hat tagelang die Marmelade gekocht, sodass also der Schwefel entwich. Also, das war für uns natürlich schön, weil als Kind liebt man natürlich Süßigkeiten. Und es gab ja keine anderen Süßigkeiten als die Marmelade. Aber wir hatten auch Glück: Dann, als es schon besser ging, als es wieder Post gab und so, bekamen wir von befreundeten Bauern, wo wir vor dem Krieg und während des Krieges öfters Urlaub gemacht haben, aus der Oststeiermark so quasi "Liebesgabenpakete". Da kam zum Beispiel, in Blättern eingepackt, Butter. So ganze Butterstollen. Oder geselchtes Fleisch. Also wir waren sehr froh über diese Gaben. Natürlich war das auch ein gewisses Gegengeschäft. Man hat den Leuten dann nachher natürlich einiges gebracht an Schmuck und dergleichen. Meine Mutter war auch sehr besorgt um unser Wohlergehen. Es gab ja wohl Lebensmittelmarken, aber da bekam man nicht allzu viel. Da hat der Schleichhandel geblüht. Es kann sich jeder aus unserer Generation noch an den Resselpark erinnern, im vierten Bezirk. Das war so der Umschlagplatz des Schleichhandels. Und im Schleichhandel bekam man natürlich sehr viel im Tauschverkehr. Es gab als Schmuck als Tausch. Meine Mutter hat zum Beispiel Schritt für Schritt eine wertvolle Briefmarkensammlung, wie man so sagt, auf den Markt gebracht. Um dafür Schmalz zu bekommen oder Fleisch zu bekommen. Und so gab es einen Handel, einen Schleichhandel, der uns über die schwierigste Zeit hinweggebracht hat. In den ersten Jahren der Nachkriegszeit hatte ich auch das unwahrscheinliche Glück, zwei Ferienaufenthalte zu genießen. Einer war in Ybbs an der Donau. Da waren wir als Kinder im Krankenhaus untergebracht und wurden dort verpflegt. Und dann sind wir natürlich ausgestreunt in die Gegend, und wie Kinder halt sind, waren wir auch besorgt, dass wir was nach Hause bringen. Und da waren wir eigentlich zu den Bauern sehr unfreundlich und haben dort Gemüse und Obst und alles mitgenommen und dann nach Hause gebracht. Und der zweite Erholungsaufenthalt, den ich hatte, der war organisiert vom Freien Wirtschaftsverband. Da hat man die Kinder der Mitglieder in die Schweiz bringen können. Und ich war eines dieser glücklichen Kinder, die in die Schweiz fahren konnten. Natürlich ein bissel mit Heimweh im Bauch und schon mit Bedenken. Es war doch eine riesige Reise, in die Schweiz zu fahren, zu der Zeit. Und ich war dort untergebracht in einer Familie. Ich kann mich noch genau erinnern: Es war in Kaiseraugst am Rhein, bei Basel. Die Familie war wahnsinnig besorgt um mich und hat mich verwöhnt. Und es war dann so, es waren so lustige Situationen wie: Die Familie war sehr katholisch und hat bei mir unbedingt darauf bestanden, dass ich am Sonntag in die Kirche gehe. Das hab ich auch getan. Und ich hab immer 50 Rappen auf den Weg mitbekommen. Und diese 50 Rappen sollte ich in den Klingelbeutel werfen. Ich war sehr traurig, dass ich das hineinwerfen musste, weil um 50 Rappen hätte ich eine Tafel Schokolade bekommen. Aber ich hab's dann letzten Endes doch getan. Die Pflegeeltern haben mich, weil ich das unvorsichtigerweise einmal gesagt habe, dann mit Schokolade verwöhnt. Also ich hab das alles bekommen im Nachhinein. Und ich wurde auch für die Heimreise ausgestattet mit Saccharin, wie man damals gesagt hat. Das war künstlicher Süßstoff. Sie haben mir die Taschen gefüllt mit diesem künstlichen Süßstoff. Der war in Wien heißbegehrt, im Schleichhandel musste man viel Geld bezahlen, um dazu zu kommen. Ich hab ein bissel Sorge gehabt bei der Grenze, aber die Grenzer haben uns Kinder überhaupt nicht beachtet. In Wien war ich ganz glücklich, als ich meiner Mutter die Schätze aus der Schweiz ausbreiten konnte. So um 1947, '48 kam ich als Kind über Wunsch meiner Mutter - sie war eine Sozialdemokratin von Grund auf - zu den Roten Falken. Dort fühlte ich mich sehr rasch wohl. Es war eine schöne Gemeinschaft. Wir haben Zeltlager gemacht, wir sind auf Ferien gefahren. Wir haben Heimabende gehabt. Es war eine schöne Gemeinschaft, die ich dort erlebt hab. Draus hab ich auch den Schluss gezogen: Da möcht ich bleiben. Und ich wurde dann bei den Roten Falken so ziemlich alles, was man an Karriere machen konnte. Zuerst war ich Gruppenfalke, wie's so schön heißt. Dann Bezirksfalke, dann Landesfalke, dann Bundesfalke. Also alle diese Funktionen hab ich mitgemacht. Das führte auch dann dazu, dass ich aus meiner beruflichen Tätigkeit - ich war lange Jahre bei der Wiener Gebietskrankenkasse beschäftigt - hauptberuflich zu den Kinderfreunden kam. Dort wurde ich sehr bald Geschäfts- führer der Wiener Kinderfreunde. Ich hatte dafür Sorge zu tragen, dass Tausende Kinder jedes Jahr Ferien erleben konnten. Ich hatte dafür Sorge zu tragen, dass Kindergärten und Horte gegründet und geführt werden. Das hab ich eigentlich, obwohl ich am Anfang völliger Laie war zu diesem Thema, letztlich alles gut geschafft. Und ich hab die Organisation durch viele Jahre als Geschäftsführer geführt. Bis ich dann selbst Obmann der Wiener Kinderfreunde wurde. Das überschneidet sich auch mit der Tatsache über einen Einstieg in eine weitere wirtschaftliche Funktion. Ich war dann 24 Jahre Geschäftsführer der Gewista-Werbegesellschaft in Wien. Das ist die größte Außenwerbefirma in Österreich. Und ich war Gemeinderat und Landtagsabgeordneter der Stadt Wien. Zuerst war ich drei Jahre als Vertreter der Margaretner Bevölkerung im Gemeinderat. Und dann 17 Jahre in der Donaustadt. In einem Entwicklungsbezirk, der sich enorm und rasant entwickelt hatte. Und dort bekam ich ein Grundmandat und war dann 17 Jahre im Wiener Gemeinderat tätig. Die Wiener und die Österreichischen Kinderfreunde sind natürlich eine Teilorganisation der Sozialdemokratischen Partei. Die Kinderfreunde hatten von der Gründung her den Auftrag, sich für die Arbeiterkinder einzusetzen und ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen. Das war der Grundgedanke. Anton Afritsch hat in der Steiermark die Kinderfreunde gegründet. Und Max Winter in Wien. Max Winter war eben Vizebürgermeister der Stadt Wien vor 1934. Er war der Wiener Obmann der Kinderfreunde, der hat das Werk fortgeführt. Ich durfte dann viele Jahrzehnte bei den Kinderfreunden tätig sein. Dien Kinderfreunde sind auch so etwas wie eine Interessensvertretung der Eltern und der Kinder. Sie sind die größte Kinder- organisation in Österreich. Zur Zeit haben die Wiener Kinder- freunde ungefähr 1700 Angestellte und sind ein Faktor in Wien. Sie sorgen für Kindergärten und Horte. Sie betreiben auch Schulpolitik und Familienpolitik. Sie setzen sich für die Rechte der Kinder ein. Und vor allem in der derzeitigen Situation ist es notwendig, sich für die Kinderrechte einzusetzen, um diese in die Verfassung zu bekommen, endgültig in die Verfassung zu bekommen! Denn es sind noch einige Dinge der Kinderrechtscharta noch nicht in der österreichischen Verfassung. Dafür setzen sich die Kinderfreunde ein. Und das war mein Job, und das war auch, wenn Sie wollen, mein Leben und mein Inhalt. Für die Kinderfreunde war ich, man kann sagen, Tag und Nacht unterwegs. Ich wurde dann in den Wiener Gemeinderat gewählt, war dort 20 Jahre tätig. Ich hab viele Bereiche abgedeckt, vor allem im Jugend- und Kinderbereich. Ich war auch Präsident der Jugendzentren in Wien. Die wurden in dieser Zeit gegründet. Ich konnte auch viel mit Gertrude Fröhlich-Sandner zusammenarbeiten, die auch bei den Kinderfreunden engagiert war. Sie war die Bundesvorsitzende der Kinderfreunde. Und als ich in den Gemeinderat kam, hab ich eigentlich so etwas wie eine Gründerzeit erlebt. Es war eine Zeit zwischen 1970 und 1990, wo in Wien sehr viel bewegt wurde. Begonnen hat es allerdings mit einem Problem, und zwar gab es die erste Bürgerinitiative, wenn ich so sagen darf. Und zwar war geplant, im Sternwartepark ein neues zoologisches Institut zu errichten. Dafür hat sich der damalige Bürgermeister Felix Slavik sehr eingesetzt und musste allerdings nach einer Volksabstimmung, die gegen dieses Projekt ausfiel, zurücktreten. Das ist sehr zu bedauern, denn Felix Slavik war eigentlich an der Wiege vieler Wiener Projekte. Von der U-Bahn bis zur Donauinsel, das waren damals alles mit seine Ideen. Er war ein unwahrscheinlicher Stratege, ein ausgezeichneter Finanzmann. Und es war richtig schade, dass er damals ausgeschieden ist. Nach ihm kam Leopold Gratz. Und da hatte ich die große Ehre, mit Leopold Gratz den ersten Wahlkampf zu erleben. Ich bin mit Leopold Gratz jeden Tag im Wahlkampf von früh morgens bis spät in die Nacht unterwegs gewesen. Wir haben Betriebsbesuche gemacht, wir waren auf der Straße unterwegs, waren bei Versammlungen unterwegs. Und sehr schnell haben die Menschen erkannt, dass Leopold Gratz sich für die Stadt einsetzt, aber auch ein sehr starker Sympathieträger war. Die Menschenherzen sind ihm zugeflogen. Ein kleines Erlebnis: Im Zuge einer Wahlkampfveranstaltung kam eine Frau auf ihn zu und sagt: "Herr Bürgermeister, ich habe Sie heute schon geküsst." Darauf sagt der Bürgermeister: "Ja, ich wüsste nicht, wann." "Wie ist das möglich?" Sagt sie: "Ich war in der Früh unterwegs und hab Ihr Plakat gesehen, und das hab ich geküsst." Solche Szenen haben sich laufend abgespielt. Er war wirklich in den Herzen der Menschen. Und Beweis dafür war der Ausgang dieser Wahl. Für heute total unverständlich: Leopold Gratz hat damals von 100 Mandaten 62 Mandate errungen. Er hat fast - die absolute Mehrheit sowieso -, aber er hat fast die Zweidrittel- mehrheit erreicht nach dieser Wahl. Also ein Wahlausgang, der ihn voll bestätigt hat. Und es ist auch dann in seiner Ära sehr viel geschehen. Wenn ich nur dran denke: Es ist die erste U-Bahn-Linie geschaffen worden. Es ist mit dem Bau der Donauinsel begonnen worden. Es ist mit den Internationalen Gartenbauausstellungen in Wien vorangegangen. Also, der Kurpark und die ganze Kuranstalt in Oberlaa zum Beispiel sind auf sein Wirken damals zurückzuführen. Es ist so viel geschehen in dieser Zeit. Für Wien und natürlich auch für Österreich. Und seine Tätigkeit war wirklich eine erfolgreiche. Auch die Stadtentwicklung muss man sehen. Die Altstadtentwicklung, zum Beispiel der Spittelberg. Das ist heute ein Juwel der Altstadt! Oder die Blutgasse im ersten Bezirk. Das sind Stätten, wo Wien-Kultur wirklich erlebbar ist. Das war auf seine Initiative zurückzuführen. Und es war eine schöne Zeit, mit ihm zu arbeiten und mit ihm tätig zu sein. In meine aktive Zeit als Gemeinderat fiel natürlich auch die Entwicklung in der Donaustadt. Donaustadt ist flächenmäßig sowieso der größte Wiener Bezirk. Aber auch bevölkerungsmäßig ist er natürlich enorm gewachsen. Weil sehr viel Potenzial an Grund und Boden vorhanden war, ist auch der Wohnbau in der Donaustadt sehr forciert worden. Es sind wahnsinnig viele Menschen aus anderen Bezirken in die Donaustadt gezogen. Damals gab es 80.000 Einwohner in der Donaustadt. Heute sind es mehr als 150.000. Man kann also sehen an dieser Entwicklungsschiene, es ist sehr viel geschehen. Hervorragend war auch die Entwicklung an der Neuen Donau. Es gab damals den Plan, dass Wien die Chance bekäme, die dritte UNO-Weltstadt zu werden. Und dazu benötigte die Regierung natürlich ein riesiges Konferenzzentrum mit allen Nebeneinrichtungen. Und, wie immer, wenn in Wien etwas geschieht, sind sehr viele Menschen einmal dagegen. Später merken sie natürlich den Fehler. Aber man war gegen das Konferenzzentrum. Es gab eine Abstimmung, für die sich Bruno Kreisky damals sehr eingesetzt hat. Weil Bruno Kreisky hatte damals natürlich den großen Überblick über die Weltpolitik, und er hat es auch geschafft, die UNO letztlich nach Wien zu bringen. Und dieses Konferenzzentrum fand vorerst die Ablehnung der Wiener: Zu teuer! Wir können uns das nicht leisten! Es ist ein Projekt des Gigantismus! Und alles Mögliche wurde aufgetragen. Und alle Bemühungen, auch bei uns im Bezirk, in der Donaustadt, haben nichts gefruchtet. Es gab eine Volksbefragung, und mit überwiegender Mehrheit ist der Bau des Konferenzzentrums abgelehnt worden. Das war einmal eine Entscheidung. Bruno Kreisky hat es aber geschafft, Verbündete zu finden und auch Financiers zu finden für das Projekt, und hat es durchgezogen. Und heute? Heute ist nicht nur die Donaustadt, sondern ganz Österreich glücklich und zufrieden, dass es dieses Konferenzzentrum gibt. Es ist eine Entwicklungsachse für Wien entstanden. Die ganze neue Donau-City ist quasi im wahrsten Sinn des Wortes emporgewachsen. Die vielen Hochhäuser, die vielen angesiedelten Unternehmen sprechen also Bände. Es war eigentlich ein Erfolgskonzept von Bruno Kreisky, das er damals gestartet hat. Und für die Donaustadt war es natürlich auch sehr wichtig, weil Donaustadt natürlich wirtschaftlich davon sehr profitiert. In der Zeit meiner Tätigkeit in der Donaustadt gab es natürlich auch andere Ereignisse, schwierige Situationen. Und ich denke da vor allem an den Einsturz der Reichsbrücke. Das war am 1. August 1976. Ich war gerade unterwegs in Kärnten, um in Döbriach ein Kinderfreunde-Lager zu besuchen. Ich hab in der Früh im Rundfunk diese Nachricht gehört. Ich hab meine Gemeinderatskollegin in der Donaustadt sofort angerufen, hab gesagt: "Du ..." Die hat das nicht gewusst, hab ich gesagt: "Schau aus dem Fenster." "Die Reichsbrücke gibt's nicht mehr." Und wir waren alle natürlich sehr erschüttert. Aber es ist uns dann doch gelungen, mit unzähligen Planungen den Verkehr so zu gestalten, dass also der Neubau der Reichsbrücke letzten Endes stattfinden konnte und dieses Problem beherrscht war. Einer meiner guten Freunde war Heinz Nittel. Wir kannten einander aus der Jugendzeit. Er war bei der Sozialistischen Jugend aktiv, ich war wiederum bei den Kinderfreunden und bei den Roten Falken aktiv. Dann führte uns das Leben quasi wieder zueinander, und wir waren im Gemeinderat gemeinsam. Er holte mich dann auch in die Österreichisch-Israelische Gesellschaft. Dort war er Präsident. Ich war dann Kassier und hab mich gesorgt um den weiteren Fortbestand dieser Gesellschaft. Und dann geschah etwas ganz Furchtbares. Ich war mit dem Auto unterwegs zu den 1. Mai-Kundgebungen in der Früh, auf einmal eine dringende Durchsage im Rundfunk: Heinz Nittel ist vor seinem Haus erschossen worden. Also mich hat das wie ein Blitz getroffen. Ich war also momentan sprachlos, weil ich mir das nicht vorstellen konnte. Es hat sich später herausgestellt, dass seine Funktion in der Öster- reichisch-Israelischen Gesellschaft Vorwand für den Mord an ihm war. Das war der 1. Mai im Jahr 1981, wo diese Abu Nidal-Gruppe zugeschlagen hat. Und der Verantwortlich dafür, ein gewisser Younis, hat 20 Jahre dafür ... vor Gericht bekommen. Allerdings hat er nur 14 Jahre davon verbüßt. Und heute denken wir noch an den Menschen Nittel, der auch sehr viel kommunalpolitisch bewegt hat. Vor allem der Ausbau der U-Bahn ist ihm sehr am Herzen gelegen. Er hat schon Jahre vor der Eröffnung der U-Bahn Einladungen für die Eröffnung ausgegeben, mit Fahrschein. Und er hat diese Tage eingehalten. Es ist dann die Linie genau an dem Tag eröffnet worden, wie Heinz Nittel das vorgegeben hat. Also er hat unwahrscheinliche kommunalpolitische Leistungen auch in seiner Zeit gesetzt. Natürlich wurde die Trauerfeier 1981 anstatt einer Maikundgebung durchgeführt. Die Menschen waren betroffen, sie sind trotzdem nicht marschiert, aber auf den Rathausplatz gekommen und haben dort seiner gedacht. "Gemeinde Wien - Städtisches Ankündigungsunternehmen". Ich durfte dieses Unternehmen 1974 mit meinem Kollegen Klackl übernehmen. Und ich hatte die Chance, dieses Unternehmen insofern auszubauen: Es war sehr dezentral in Wien aufgestellt, es gab verschiedene Unternehmensstandorte. Und ich hab dann veranlasst, dass wir ein gemeinsames Gewista-Zentrum im dritten Bezirk starten und bauen. Das ist geschehen. Helmut Zilk hat uns dazu verholfen, dass wir noch einen schönen Straßennamen bekommen. Die Straße hieß - heißt heute noch - Litfaßstraße. Also, was Schöneres kann man sich nicht vorstellen für einen Betriebsstandort. Und dann haben wir sukzessive Wien ausgebaut. In meine Zeit fällt auch die Errichtung der gläsernen Wartehallen in Wien. Das war eine Idee, die einmal in Frankreich geboren wurde. Und ich hab damals an die tausend dieser schönen, gläsernen, durchsichtigen Wartehallen in Wien aufgebaut, die anderen verschwinden lassen. Und das ist für das Wiener Stadtbild, glaub ich, eine sehr markante Angelegenheit gewesen. Und dann hat dieses Unternehmen in den Reformstaaten ... Tochterfirmen gegründet. Es ist uns gelungen in Tschechien, in der Slowakei, in Ungarn, in Polen, in Jugoslawien damals noch, Firmen zu gründen. Und wir waren eigentlich sehr erfolgreich unterwegs. Ein Anliegen war mir auch immer, eine internationale Tätigkeit wahrnehmen zu können. Und so hat das begonnen bei den Roten Falken: Da gibt es die Internationale Falkenbewegung, wo ich Kontakte nach ganz Europa und auch nach Übersee finden konnte und bei Konferenzen die Leute getroffen habe. Dann war ich in der Internationalen Spielplatzvereinigung tätig, hab einen Kongress nach Wien geholt. Weil Wien für die Menschen wirklich das Mekka in Richtung Spielplätze und Freizeiteinrichtungen ist. Wir haben so viele Grünanlagen und so viele Sportanlagen in Wien, wie kaum eine andere Stadt. Und wenn ich die Donauinsel dazu nehme, so ist hier ein Freizeitparadies in Wien gegeben, das man in keiner anderen Stadt findet. Und darauf sollten wir eigentlich alle mitsammen stolz sein. Ja, und diese internationale Tätigkeit ging dann natürlich weiter. Ich hab im Verein der Gemeinwirtschaft auch den Kontakt gehabt, im wirtschaftlichen Bereich international an Kongressen und Aktionen teilzunehmen. Letztlich auch beruflich, durch mein Engagement, hab ich einen Weltkongress nach Wien gebracht, in die Hofburg. Es war ein toller Erfolg. Und das führte dazu, dass ich dann Weltpräsident der Außenwerbung wurde. In Paris hatte ich ein Büro. Das war auch für mich eine Erfahrung. Paris ist auch so etwas wie ein Mekka der Außenwerbung wieder. In Paris versteht man, Außenwerbung qualitativ zu präsentieren. Da hab ich sehr viel gelernt. Und in dieser Funktion wurde ich Weltpräsident, wie gesagt, und hab hier Fäden in die ganze Welt ziehen können. Und bis zu meiner Pension war ich dort tätig und aktiv. Wien wird ja in vieler Hinsicht für Betrachter aus dem Ausland als Metropole für Kultur in erster Linie, dann für Soziales gesehen. Und hier hab ich natürlich eine Brücke bauen können zu vielen Menschen aus dem Ausland, die nach Wien kommen, uns bewundern ob all dieser Kulturstätten, ob der Stadterneuerung, ob der Freizeitanlagen. Hier haben wir wirklich sehr viel zu bieten. Und ich bin ja in meinen verschiedensten Funktionen sehr viel in der Welt herumgekommen. Jetzt ohne Eigenlob kann ich sagen, dass Wien wirklich die Spitze all dieser Einrichtungen ist, die ich vorhin erwähnt habe. Und dass man nach Wien kommt, um zu studieren. Ich denke da an den sozialen Wohnbau. Der ist in Wien eigentlich vorbildlich gewesen. Seit der Vorkriegszeit bis zum heutigen Tag ist hier in Wien so viel geschehen wie kaum in einer anderen Stadt.
Archiv-Video vom 12.08.2014:
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Erik Hanke (Manager)
Wir und Wien - Erinnerungen Die Geschäftswelt kennt Erik Hanke als Pionier der Außenwerbung. Von 1974 bis 1998 war er Geschäftsführer der Gewista - Werbegesellschaft. In diese Zeit fallen unter anderem der Bau des Gewista-Zentrums in der Litfaßstraße und die Errichtung von taußend modernen, gläßernen Straßenbahn und Buswartehäußchen mit hinterleuchteten Plakaten, die sich harmonisch in das Stadtbild einfügen. Pionierarbeit leistete er mit der Gründung der Europlakat International, einer Kooperation von Außenwerbefirmen aus sieben Ländern des europäischen Ostens. 1992 stand er dem Kongress der Weltorganisation aller Außenwerbefirmen (FEPE) vor, deren Präsident er war.
Länge: 46 Min. 50 Sek.
Produktionsdatum: 2013
Copyright: Stadt Wien