Mauersegler (Apus apus)
- Merkmale und Lebensweise
- Brutbiologie und Brutplätze
- Gefährdung und Schutz
- Mauersegler gefunden
- Brutplätze melden
Merkmale und Lebensweise
Erkennungsmerkmale
Mauersegler (Apus apus) sehen ähnlich wie Schwalben aus, sind aber etwas größer. Der Körper des Mauerseglers ist bis zu 18 Zentimeter lang. Die Flügelspannweite beträgt bis zu 40 Zentimeter. Im Gegensatz zur Schwalbe ist der Bauch des Mauerseglers komplett schwarz und nicht weiß gefärbt. Nur an der Kehle des Mauerseglers befindet sich ein weißer Fleck. Die Geschlechter lassen sich beim Mauersegler optisch nicht unterscheiden.
Der Mauersegler gehört zu den Seglern (Apodiformes). Markante Zeichen sind sein gegabelter Schwanz und seine sichelförmigen, schmalen, langgestreckten Flügel. Diese machen ihn zu einem wahren Flugkünstler.
Mauersegler können Geschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometer erreichen und gehören damit zu den schnellsten Vögeln der Welt. Ein weiteres Kennzeichen der Mauersegler sind die kurzen Klammerfüße, mit denen sie sich sehr gut an Mauer- und Felswänden festhalten, aber kaum zu Fuß fortbewegen können.
Das Rufen der Mauersegler ist auffällig: Die Tiere geben im Flug eine typische Abfolge von hohen, schrillen "srieh, srieh" Lauten von sich. Die Rufe sind im Sommer in den Straßen und Höfen fast in ganz Wien gut hörbar und wesentlicher Bestandteil der Geräuschkulisse.
Lebensweise
Mauersegler kommen Anfang Mai aus ihren Winterquartieren in Zentralafrika zurück. Bereits Mitte Juli beginnen die ersten Mauersegler wieder abzuziehen.
Ihre Flugaktivität hängt stark von der Witterung ab: Bei Schönwetter sind sie im Frühsommer abends häufig bei ihren rasanten Flugspielen zu sehen. Dabei nutzen sie vor allem die Thermik aus.
Die Nahrung der Mauersegler besteht ausschließlich aus sogenanntem "Luftplankton", das sind Insekten und Spinnen, die sie mit ihrem breiten Schnabel im Flug erbeuten. Auch die Wasseraufnahme erfolgt im Flug knapp über der Wasseroberfläche.
Kaum ein anderer Vogel ist so an das Leben in der Luft angepasst wie der Mauersegler. Er verbringt den Großteil seines Lebens in der Luft - sogar im Schlaf. Er sucht dazu höhere Luftschichten auf, die ihn, unterstützt durch leichte Aufwinde, auch ohne ständigen Flügelschlag tragen und somit Ruhepausen ermöglichen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Vögel, ähnlich wie Delfine, abwechselnd immer eine Gehirnhälfte einschlafen lassen, während die andere die lebensnotwendigen Grundfunktionen steuert.
Mauersegler können bis zu 20 Jahre alt werden.
Brutbiologie und Brutplätze
Video: Artenschutz im Gemeindebau
Brutbiologie
Wenn die Mauersegler aus ihren Überwinterungsgebieten zurück nach Wien kommen, kommen üblicherweise zuerst die Männchen an und besetzen die Brutplätze. Die Weibchen treffen meist etwas später ein. Die Paarung erfolgt in den ersten Maiwochen und ab Mitte Mai legen die Weibchen etwa 2 bis 3 Eier. Nach etwa 18 bis 20 Tagen, bei schlechtem Wetter auch nach bis zu 27 Tagen, schlüpfen die Jungen in Abständen von ungefähr 24 Stunden.
Mauersegler sind sehr wetterempfindlich. Finden Altvögel wegen Regens oder feuchten Wetters keine Insekten, müssen sie zum Teil weit entfernte Gebiete für die Nahrungssuche anfliegen. Die Jungvögel verfallen dann mangels Nahrung in einen Hungerschlaf, den sogenannten "Torpor". Dabei senken die Jungvögel für 1 bis 2 Wochen ihre Körpertemperatur so weit ab, dass sie nur mehr 1 Grad Celsius über der Außentemperatur liegt. So sparen sie viel Energie und können bis zu 2 Wochen ohne Nahrung überleben. Das ist in der Vogelwelt sehr außergewöhnlich, da Jungvögel üblicherweise ständig Futter verlangen.
Nach etwa 42 Tagen sind die Jungvögel fast gleichzeitig flügge und sofort selbstständig. Haben sie das Nest verlassen, bleiben sie in den folgenden 2 bis 3 Jahren ausschließlich in der Luft und landen erst wieder, wenn sie selbst mit der Brut beginnen.
Ersatzbruten finden häufig 2 bis 3 Wochen nach dem Verlust der ersten Brut im selben Nest statt.
In Wien brüten jährlich vermutlich zwischen 5.000 und 10.000 Brutpaare in den hohen Altbauten und historischen Bauwerken, aber auch in Gemeindebauten und Industriegebäuden. Im Zuge der Kartierung der Brutplätze der Mauersegler konnten 2017 und 2018 bereits über 1.600 Brutplätze erfolgreich nachgewiesen werden.
Brutplätze
Mauersegler führen monogame Saisonehen und haben eine äußerst hohe Bindung zu ihrem Brutplatz. Sie kommen jedes Jahr wieder zu ihrem angestammten Brutplatz zurück und sind dadurch meist nicht nur für eine Saison monogam, sondern über viele Jahre, da sie immer wieder dieselbe Partnerin oder denselben Partner am Brutplatz treffen.
Als Kulturfolger sind Mauersegler perfekt an den Lebensraum Stadt angepasst. Dementsprechend kommt die Vogelart in Österreich vor allem in Städten vor und Wien bildet einen der österreichischen Verbreitungsschwerpunkte.
Ein eher ungewöhnlicher Brutplatz: Zierelemente aus Blech am Otto-Wagner-Pavillon an der Schemerlbrücke im 19. Bezirk, die jedes Jahr als Brutplatz genutzt werden.
Die Vögel brüten meist in Kolonien, verteidigen aber sehr stark ihren Brutplatz. In den Städten suchen sie sich meist Plätze unter Dachrinnen und Blechen im Bereich der Dachtraufe, in oder hinter Stuckelementen an der Fassade, in Mauerlöchern oder in undichten Jalousiekästen. Auch von Spechten erschaffene Löcher an Gebäuden werden gerne genutzt. Die Einflugöffnungen sind nur schwer zu entdecken, da die Vögel keine Spuren hinterlassen und blitzschnell einfliegen.
Die Nester selbst sind meist etwas weiter vom Eingang zur Bruthöhle entfernt und bestehen aus Halmen, Federn und anderen faserartigen Materialien, die die Vögel im Flug aufnehmen. Durch den sich schnell verhärtenden Speichel erhalten die Nester eine gewisse Stabilität. Allerdings wird nicht immer ein Nest gebaut, teilweise werden die Eier auch direkt auf den Untergrund des Brutplatzes gelegt.
Brutmöglichkeiten in der Stadt
Mögliche Mauersegler-Nistplätze - Detailansicht (277 KB PDF)
Die Stadt bietet zahlreiche Brutmöglichkeiten für den Mauersegler. In Wien bilden Einschlüpfe unter die Verblechung von Gesimsen und in hohle Zierkonsolen einen wichtigen Teil des Brutplatzangebotes.
Gefährdung und Schutz
Gefährdung
Mauersegler-Nistkästen an einem Wiener Gemeindebau: Die Nistkästen wurden in die Wärmedämmung eingelassen und überstrichen.
Mauersegler sind durch das Wiener Naturschutzgesetz und die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union streng geschützt.
Ein wesentlicher Gefährdungsfaktor für den Mauersegler in Mitteleuropa und weitere Vogel- wie auch Fledermausarten ist der Verlust von Brutplätzen und Quartieren im Zuge von Sanierungsarbeiten oder Dachgeschoßausbauten. Baugerüste während der Arbeiten versperren den fütternden Altvögeln in der Brutzeit den Zugang zu ihren Nistplätzen. Der Verschluss der meist unentdeckten Brutplätze führt zum Verlust der Gelege und einer oft Jahrzehnte alten Brutplatztradition. Die Folge sind meist lokale Bestandseinbrüche, die langfristig zum Verlust dieser Vogelart in Österreichs Städten führen könnten.
Es kann unerlässlich sein, Gebäude zu restaurieren, thermisch zu optimieren und Wohnraum zu schaffen. Zugleich ist aber auch der Erhalt der Brutplätze und die zeitliche Abstimmung der Arbeiten auf die Brutzeiten unerlässlich. Bei entsprechender Vorlaufzeit ist dies erfahrungsgemäß weder mit hohen Kosten noch mit viel Aufwand verbunden.
Schutzmaßnahmen
Wiederhergestellter Mauersegler-Brutplatz unter der Verblechung einer Dachtraufe eines Gebäudes im 10. Bezirk
Nur durch zeitgerechte Planung von Maßnahmen lassen sich Verzögerungen des Bauvorhabens und Konflikte aufgrund der Anwesenheit der Vögel zur Bauzeit sicher ausschließen. Grundsätzlich sollten Gebäude möglichst schon vor der Planung des Bauvorhabens von Biologie-Fachkräften begutachtet und diese auch bei der Planung des Vorhabens miteinbezogen werden.
Als Ersatzmaßnahme für Brutplätze, die nicht erhalten werden können, gibt es viele Möglichkeiten. Am Idealsten ist jedoch aufgrund der starken Bindung der Vögel an den Brutplatz immer der Erhalt oder zumindest ein möglichst genauer Nachbau des jeweiligen Brutplatzes.
Neben der Montage von geeigneten Nistkästen an der Fassade kann meist auch durch sogenannte "konstruktive Lösungen" ausreichend Brutraum geschaffen werden. Brutplätze unter dem Blech im Bereich der Dachtraufe können im Zuge eines Dachgeschoßausbaus beispielsweise leicht erhalten oder wieder hergestellt werden.
Das "Wiener Modell" ist eine elegante Lösung, um an Gründerzeithäusern wieder Brutplätze zu schaffen: Durch seitliche Öffnungen an Zierkonsolen entsteht ein wertvoller, unauffälliger Brutplatz.
Zierkonsolen als Mauersegler-Nistplätze - Das Wiener Modell (320 KB PDF) - Bericht 2011
Mauersegler können sehr enge Spalten und Löcher durchklettern, weswegen ihre Brutplätze für Tauben in der Regel nicht zugänglich und somit unbrauchbar sind.
Mauersegler verursachen bei der Brut keine Verschmutzungen an der Fassade und die Bausubstanz bleibt intakt.
Beachten Sie bei Bau- und Sanierungsarbeiten Folgendes:
- Führen Sie nötige Bau- und Sanierungsarbeiten bitte außerhalb der Brutzeit, also von September bis April, durch und stimmen Sie diese rechtzeitig vorher mit der MA ab.
- Haben Sie die Möglichkeit Nisthilfen aufzuhängen, steht Ihnen die MA 22 gerne beratend zur Seite. Nisthilfen lassen sich je nach Modell einfach in Dämmung und Putz integrieren.
- Bestehende Nester müssen Sie erhalten oder ersetzen. Eine Neubesiedelung muss unbedingt gewährleistet sein.
- Geeignete Nistkästen erhalten Sie im Naturschutz-Fachhandel: Geschützte Tiere an Gebäuden - Bezugsquellen für Nistkästen und Ersatzquartiere (DIE UMWELTBERATUNG). Alternativ können Sie Nistkästen auch selbst bauen: Bauanleitungen zum Selbstbau von Mauerseglernistkästen
Die MA 22 unterstützt Sie gerne fachlich bei Sanierungsmaßnahmen und eventuell auftretenden Konflikten.
Fund eines Mauerseglers am Boden
Immer wieder werden hilflose Mauersegler am Boden gefunden. Es sind meistens Jungvögel, die wegen starker Hitze das Nest verlassen haben oder aus Ungeschick aus dem Nest gefallen sind. Solche Vögel sind in der Regel auf unverzügliche Hilfe angewiesen.
Sollten Sie einen Mauersegler am Boden finden, setzen Sie den Vogel bitte vorsichtig in einen geschlossenen, vorher mit Luftlöchern versehenen Karton und stellen Sie den Karton an einen kühlen, schattigen Platz. Danach kontaktieren Sie bitte umgehend das Wildtier-Service der Stadt Wien unter +43 1 4000-49090 (Montag bis Sonntag inklusive Feiertags von 7.30 bis 22 Uhr). Alternativ können Sie auch die Eulen- und Greifvogelstation Haringsee kontaktieren.
Versuchen Sie nicht, den Vogel selbst aufzuziehen! Mauersegler brauchen eine sehr spezielle Nahrung, ohne die sie nicht flugfähig werden und sterben.
Mauersegler-Brutplätze melden
Junger Mauersegler am Brutplatz
Für das Citizen-Science-Projekt "Mauersegler in Wien" gehen seit Mai 2017 jedes Jahr zur Brutzeit Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich auf die Suche nach den Brutplätzen der Vogelart. Gemeinsam konnten in den bisherigen 3 Projektjahren über 2000 Nistplätze in Wien exakt verortet werden. Die Datenerhebung selbst erfolgt durch Citizen Scientists, also ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürgern. Analysiert werden die gewonnen Daten von wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Geleitet und koordiniert wird das Projekt von DI Ferdinand Schmeller.
Die Erhebung der Brutplätze erfolgt in 2 Schritten:
- Über das Melde-Formular können Beobachtungen von Brutplätzen gemeldet werden.
Gerne nehmen wir auch Ihre Beobachtungen zu Brutplätzen von Mehlschwalben, Turmfalken und Haussperlingen per E-Mail unter service@ma22.wien.gv.at entgegen. - Die Beobachtungen werden dann von methodisch geschulten, ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach einer standardisierten Methode und unter Erhebung weiterer Attribute bestätigt. Die Einschulung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Methodik erfolgt im Rahmen von Exkursionen zu bekannten Brutplätzen.
Die erhobenen Brutplatz-Daten werden von der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) in ihrer Funktion als Naturschutzbehörde des Bundeslandes Wien für den Schutz der Vogelart und für die Forschung genutzt. Aufgrund der bisher im Projekt kartierten Brutplätze konnten zahlreiche Nester im Zuge von Sanierungen und Umbauten erhalten oder neu geschaffen werden.
Zudem werden die gewonnenen Erkenntnisse und darauf aufbauende Publikationen und Berichte wie Evaluation and improvement of a method for mapping Common Swifts Apus apus (Linnaeus, 1758) auf dieser Homepage und nach Möglichkeit in Open-Access-Zeitschriften publiziert. Für wissenschaftliche Arbeiten können die entsprechenden Daten auch zur Verfügung gestellt werden.
Wenn Sie Interesse an einer aktiven, ehrenamtlichen Mitarbeit im Projekt haben oder Näheres über die Kartierung der Brutplätze erfahren möchten, kontaktieren Sie die MA 22 bitte über das Kontaktformular am Ende der Seite oder per E-Mail unter service@ma22.wien.gv.at. Informationen zum Projekt finden Sie außerdem auf der Facebook-Seite "Wiener Nachhaltigkeit".
Mauersegler-Brutplätze im Stadtplan
Die Karte im Themenstadtplan "Wien Umweltgut" zeigt die derzeit bekannten Mauersegler-Brutplätze in Wien, die großteils im Rahmen des Citizen-Science-Projekts der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) erhoben wurden:
Publikationen
- Poster "Wunderbare Wiener Vogelwelt" (3 MB PDF) - DIE UMWELTBERATUNG
- Broschüre "Mauersegler - Tiere an Gebäuden, Architektur und Bauen"
- Broschüre "Mauersegler: Die Könige der Luft - Eine Belebung der Stadt"
- Film "Wilde Untermieter - Artenschutz für Vögel und Fledermäuse in Wien"
Weiterführende Informationen
- Arten- und Lebensraumschutz an Gebäuden
- Netzwerk Natur - Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm
- Baumaßnahmen für Wildtiere (Wiener Umweltanwaltschaft)
- Mauersegler - Nisthilfen
- Wiener Naturschutzgesetz
- Vogelschutzrichtlinie und Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie
- Gebäudebrüter und Fledermäuse - Veranstaltungen
Stadt Wien | Umweltschutz
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