Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln

Unsere Ernährungsentscheidungen haben täglich Auswirkungen auf die Umwelt. Die Lebensmittelproduktion trägt einen erheblichen Teil zum Klimawandel bei. Durch die industrielle Landwirtschaft kommt es zu zahlreichen negativen Umweltveränderungen, zum Beispiel Verlust an Biodiversität, Bodendegeneration und Wasserknappheit.

Grafik einer Blüte; in der Mitte sind Gabel, Messer und Löffel abgebildet, in den Blütenblättern stehen die Namen von Projekten wie zum Beispiel Gutes Gewissen - guter Geschmack, Natürlich gut Teller und Abfallvermeidung bei Lebensmitteln

Die "Lebensmittelblume" der MA 22 bietet einen Überblick über die wichtigsten Initiativen, Maßnahmen und Programme für einen achtsameren, nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln.

Lebensmittel werden äußerst rohstoff-, personal- und energieintensiv produziert, oft über weite Strecken transportiert, gekühlt oder tiefgekühlt und zu qualitativ hochwertigen Speisen verarbeitet. Wenn sie nicht gegessen werden, müssen sie auch noch kostenintensiv entsorgt werden. Jede Stufe der Lebensmittelkette ist mit Umweltbelastungen wie Schadstoffemissionen verbunden und verbraucht Ressourcen. Ein sorgsamer Umgang ist daher angebracht.


Milan Urban Food Policy Pact - Nachhaltige Ernährung für Wien

2015 wurde der sogenannte Milan Urban Food Policy Pact vorgelegt. Das Abkommen wurde auch vom Wiener Bürgermeister unterzeichnet. Es handelt sich um das Bekenntnis zur Entwicklung eines nachhaltigen kommunalen Ernährungssystems. Dabei wird sowohl auf ökologische als auch soziale und ökonomische Belange Bedacht genommen. Bisher haben bereits mehr als 200 Städte das Abkommen unterschrieben, das unter anderem von WHO, den Vereinten Nationen und der Europäischen Kommission unterstützt wird.

Mailänder Abkommen über städtische Ernährungspolitik (70 KB PDF) - Milan Urban Food Policy Pact

Seit März 2017 kümmert sich in der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) eine Koordinatorin um den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln für die Stadt Wien und damit um die Umsetzung des Milan Urban Food Policy Pacts.

Beispielhafte LebensmittelPunkt Wien-Initiativen

  • FAIRteiler-Kühlschränke zur Lebensmittelweitergabe beim Wiener Hilfswerk
  • Ernährungsrat: Im Dezember 2018 wurde in Wien ein Ernährungsrat gegründet.
  • Low Energy Lots*innen in Garten und Ernährung - Ökosoziales Forum Wien
  • Obststadt Wien - Obstbäume im öffentlichen Raum
  • FoodCoops sind Zusammenschlüsse von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien, usw. beziehen.
  • Unverschwendet verwandelt Überschüsse an Obst, Gemüse und Kräutern in haltbare Produkte wie Marmelade und Chutneys
  • Markta bietet ausgesuchten Bauern aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern die Möglichkeit, ihre Produkte über die Einkaufsplattform den Kunden anzubieten. Derzeit gibt es 4 Abholstationen sowie eine Hauszustellung.
  • CSA-Betriebe und Initiativen; CSA steht für eine solidarische Landwirtschaft, die die Existenz der Produzent*innen sichert.
  • Bio-Verbände vertreten die Interessen der biologisch produzierenden Bäuer*innen und setzen sich für eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln ein: BioAustria, Demeter

Unser Ernährungsstil hat großen Einfluss

Immer mehr Leute wohnen in Städten und bestimmen mit ihrem Ernährungsstil (viel Fleisch oder vegetarisch, vor allem Bio und regional et cetera) die landwirtschaftliche Entwicklung sowie die damit verbundenen Umweltauswirkungen zu einem wesentlichen Teil mit. Daher lautete die Botschaft des Welternährungstages 2016: "Das Klima ändert sich, die Ernährung und die Landwirtschaft müssen es auch."

Eine FAO-Studie aus dem Jahr 2006 belegt, dass die weltweite Tierhaltung und Tierproduktion für 18 Prozent der anthropogenen CO2-Äquivalente verantwortlich und damit klimaschädlicher ist als das gesamte weltweite Verkehrsaufkommen.

Mit dem hohen Verzehr an Fleisch sind Massentierhaltung, lange Transportwege und große Schlachthöfe eng verknüpft. Wie die Situation der Tierhaltung derzeit in Österreich aussieht und welche Umweltauswirkungen damit verbunden sind, wurde in der Studie Analyse der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Österreich - Umwelt- und Tierschutzaspekte" (4 MB PDF)) untersucht, die Anlass zu zahlreichen Verbesserungsvorschlägen und kritischen Anmerkungen gibt. Durch die zunehmenden Betriebsgrößen treten vermehrt ökologische Probleme auf, wie die Überdüngung der eigenen Flächen mit anschließender Belastung des Grundwassers sowie Ammoniak-Emissionen, die auch zu Geruchsbelastungen bei den Anrainer*innen führen können. Durch den notwendigen Import von Tierfutter werden Umweltbelastungen auch in weiten Bereichen ausgelagert. Auch bei der Tierhaltung gibt es noch erhebliches Verbesserungspotential. Manche Gütesiegel erheben auch nur scheinbar den Anspruch, dass die Tiere besser gehalten werden. So entspricht das AMA-Gütesiegel mit vereinzelten Ausnahmen nur den gesetzlichen Mindeststandards in Österreich. Kritisch müssen auch Förderprogramme hinterfragt werden, die zu wenig Wert auf Haltungsbedingungen legen.

Broschüre "Was jede*r tun kann!"

Ökologische und nachhaltige Lebensmittelbeschaffung in Wien

Wien ist im Vergleich mit 18 anderen Städten in Bezug auf nachhaltige Lebensmittel vorbildlich. Das belegt der im Oktober 2016 fertiggestellte Projektbericht "Green Public Food Procurement in Wien" der Bioforschung Austria, der im Auftrag der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) erstellt wurde. In der Studie werden aber auch Bereiche aufgezeigt, wo andere Städte bereits ambitioniertere Ziele verfolgen. Empfehlungen für Wien beruhen daher auf den Best-Practice-Beispielen für eine nachhaltige Weiterentwicklung des kommunalen Ernährungssystems.

Studie "Green Public Food Procurement in Wien: Status Quo und Optionen im Vergleich europäischer Großstädte" (770 KB PDF)

Damit die Wien umgebende regionale Landwirtschaft sich künftig noch besser auf die Anforderungen und den Bedarf der Stadt einstellen kann und somit vermehrt regionale Produkte eingekauft werden können, wird 2018 in Fortsetzung des Projekts SUM FOOD (Regionales Gemüse für Wien und das Umland) eine Dialogplattform mit relevanten Stakeholdern aus Wien und Niederösterreich eingerichtet.

Nachhaltiger Einkauf mit ÖkoKauf Wien

Im Programm ÖkoKauf Wien gibt es bereits eine Reihe von Kriterien und Richtlinien für eine ökologische und nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln:

Mit dem neuen Positionspapier von ÖkoKauf Wien "Nachhaltiger Einkauf von Lebensmitteln und Speisen durch die Stadt Wien" (Oktober 2016) werden wesentliche Grundlagen für die Beschaffung in diesem Bereich definiert und die Beweggründe erläutert.

Die folgenden 9 Grundsätze bilden die Basis für die künftige Beschaffung von Lebensmitteln der Stadt Wien:

  • Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft
  • Regionalität
  • Saisonalität und Frische
  • Gentechnikfreiheit
  • Minimierung von Abfall
  • Reduktion tierischer Produkte
  • Tiergerechtigkeit
  • Hohe Sozialstandards in Produktion und Handel
  • Geringer Verarbeitungsgrad

ÖkoKauf Wien empfiehlt den "natürlich gut Teller"

Beim "natürlich gut Teller" wird neben biologischer Erzeugung auf weitere Kriterien wie Regionalität, Saisonalität sowie auf einen geringeren Fleischkonsum geachtet. Zahlreiche öffentliche Einrichtungen, beispielsweise der Wiener Gesundheitsverbund und alle "Häuser zum Leben", bieten "natürlich gut Teller" an. Im Kriterienkatalog "Der natürlich gut Teller" (350 KB PDF) werden die Muss- und Soll-Kriterien für ein klimafreundliches Gericht definiert.

Lebensmittel bei Veranstaltungen der Stadt Wien

Bei der Ökologisierung von Veranstaltungen spielt die nachhaltige Lebensmittelversorgung ebenfalls eine wichtige Rolle. Beim Speisen- und Getränkeangebot sollte auf biologische, regionale, fair gehandelte und saisonale Lebensmittel geachtet werden, und wenn möglich eine ÖkoEvent-Auszeichnung angestrebt werden. Die Stadt Wien hat schon seit langem Richtlinien über die Ökologisierung von Veranstaltungen entwickelt und strebt für Veranstaltungen im eigenen Wirkungsbereich ÖkoEvent PLUS an.

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