Geschlechtssensible Verkehrsplanung
Die Anforderungen an den öffentlichen Raum sind verschiedenartig je nachdem, ob Menschen mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind.
Mobilitätschancen hängen sehr stark von der individuellen Lebenssituation ab und werden unter anderem von Geschlecht, Alter und kulturellem Hintergrund mitbestimmt. Der überwiegende Teil aller Wege zu Fuß oder mit dem öffentlichen Verkehr wird von Frauen zurückgelegt. Männer fahren eher mit dem Auto. Darüber hinaus legen Frauen in Wien beinahe um die Hälfte mehr Begleit- und Versorgungswege zurück als Männer. 50 Prozent dieser Wege sind Fußwege (Socialdata, 2002), die besonders in Kombination mit Erwerbsarbeit komplexe Wegeketten ergeben.
Neben Menschen, die Versorgungs- und Betreuungsarbeit leisten, sind Kinder sowie Seniorinnen und Senioren jene Gruppen, die den höchsten Fußwegeanteil aufweisen. Faire Verkehrsplanung berücksichtigt die Interessen von Fußgängerinnen und Fußgängern, nimmt Rücksicht auf langsame VerkehrsteilnehmerInnen und beachtet komplexe Wegeketten.
In der traditionellen Verkehrsplanung war die systematische Betrachtung des Fußgängerverkehrs kein vorrangiges Thema und stellte über weite Strecken einen "blinden Fleck" dar. Dadurch sind strukturelle Benachteiligungen und Barrieren für den Fußgängerinnen- und Fußgängerverkehr – und damit insbesondere für Frauen, Kinder und ältere Menschen – entstanden. Ziel der Wiener Verkehrsplanung ist es, die Chancengleichheit für Fußgängerinnen und Fußgänger durch Erarbeitung von Planungsempfehlungen, Vertretung der Anliegen von Fußgängerinnen und Fußgängern in Verkehrsplanungsprozessen und die Initiierung von Mitbestimmungsverfahren, die durchsetzungsschwächeren Gruppen Gehör verschaffen, zu verbessern
Aktion "Stadt fair teilen"
2008 lobte die damalige Leitstelle Alltags- und Frauengerechtes Planen und Bauen zum Thema Gender Mainstreaming im öffentlichen Straßenraum einen wienweiten Bezirkswettbewerb aus. Alle Bezirke waren eingeladen, Projekte einzureichen, die einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit im öffentlichen Raum leisten. Aus den Projekten wurden die vier besten ausgewählt und prämiert. In der darauf folgenden Ausstellung "Stadt fair teilen – Beispiele für den fair geteilten Raum", die von März bis Mai 2009 in den vier prämierten Bezirken zu sehen war, wurden alle eingereichten Projekte präsentiert.
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