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Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 79

 

und solidarisch engagieren. Bitte, versucht, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass das für alle besser werden kann.

 

Zweitens, was auch schon angesprochen worden ist: Es ist eine Katastrophe, wenn Pflegekinder, die schon in Pflegefamilien sind, wieder in Krisenpflegezentren kommen, statt dass man gleich einen fixen Platz für sie findet. Die haben schon einige Male den Ort gewechselt, die haben schon einige Male Beziehungsabbrüche erlebt. So etwas führt zu einer neuen Traumatisierung. Das muss in Zukunft verhindert werden. Jeder weiß, dass, wer aus einer Krisenpflegefamilie kommt, eindeutig einen langfristigen WG-Platz braucht, der braucht nicht eine Krisenbetreuung.

 

Drittens gibt es leider in den Krisenzentren selbst kaum eine Verbesserung. Nach wie vor ist es so, dass alle Krisenzentren, die monitorisiert worden sind, zu viele Kinder vor Ort hatten. Statt acht Kinder waren immer zehn bis zwölf Kinder dort, immer lauter traumatisierte Kinder aus schwer belasteten Familien, die schon ganz viel erlebt haben und die dann in eine große Gruppe mit anderen traumatisierten Kindern ein besseres Leben finden sollen. Wie soll das funktionieren? Wie sollen SozialarbeiterInnen einzeln auf diese Kinder zugehen können und mit denen entwickeln können, was eigentlich deren Zukunft sein kann? Das geht sich nicht aus. Wenn da zehn bis zwölf Kinder sind, heißt das, dass man nur das Notwendigste erfüllen kann. Das heißt, sie kriegen zu essen, sie kriegen ein warmes Bett, und damit ist es dann aber schon. Das ist eine Katastrophe, das kann Wien 2024 nicht bestehen lassen. Das finde ich wirklich nicht in Ordnung.

 

Ich habe dazu auch ein Beispiel, das ich vorlesen möchte. So schaut es jetzt in den Krisenzentren aus. Dieses Beispiel kommt aus eurem Bericht, ich denke, damit ist es auch freigegeben, dass es hier öffentlich vorgelesen werden kann. Ein 5-jähriges ukrainisches Mädchen, das nicht deutsch spricht, kommt in eine Einrichtung und ist dort gemeinsam mit delinquenten 13-jährigen Jugendlichen zusammen, die den ganzen Tag, Tag und Nacht, einen Security-Dienst brauchen, damit sie nicht übergriffig sind. Wie soll sich dieses 5-jährige Kind dort wohlfühlen, wo niemand mit ihr sprechen kann und wo sie die ganze Zeit in Angst lebt? Außerdem ist in derselben Kriseneinrichtung auch noch ein autistischer Junge, der 14 Jahre ist und seit einem Jahr auf ein Pflegschaftsverfahren wartet, ohne dass er eine ordentliche Ansprechperson hat, ohne dass er sich auf eine Beziehung einlassen kann. Das sind katastrophale Zustände. So etwas hätten wir uns früher nicht gedacht, dass Wien in dieser Form mit Kindern umgeht. Das ist nicht eine Obsorge, auf die wir uns einlassen wollen, und das ist nicht eine Obsorge, die diese Kinder schützt. Das geht nicht.

 

Deshalb bitte ich, dass wir uns um diesen Ausbau von Krisenzentren mehr bemühen. Das ist ein Hintergrund: Wir haben unseren Antrag geschrieben, bevor wir diesen Bericht gelesen hatten. Deshalb haben wir einen Antrag gestellt, der sich ganz besonders um die Unterbringung von Kindern im Vorschulalter, nämlich zwischen drei und sechs Jahren bezieht. Warum? Weil derzeit Krisenzentren ab drei für Kinder zugänglich sind, weil wir nicht genug Pflegefamilien und nicht genug Krisenpflegeeltern haben. Das ist ein anderes Thema, über das werden wir noch später reden, das will ich heute in dem Antrag gar nicht sagen. Der Antrag bezieht sich nur auf Vorschulkinder, dass es nicht mehr passiert, dass Vorschulkinder gemeinsam mit pubertierenden, traumatisierten Kindern zusammen untergebracht werden. Das ist gefährlich, das ist schwierig, und es kann kein Sozialarbeiter und kein Betreuer schaffen, diese „range“ ordentlich zu behandeln. Deshalb haben wir ausführlich geschrieben, warum das wichtig ist, weil sechsjährige Kinder Peers brauchen, weil sechsjährige Kinder andere Beziehungen als größere brauchen. Sie brauchen stabile Beziehungsleute, sie brauchen weniger Wechsel in der Betreuung, und deshalb ist es dringend notwendig, da eigene Unterbringungen zu finden.

 

An die ÖVP speziell sage ich, es geht nicht darum, dass es unbedingt WGs werden, der Antrag heißt kindgerechte Fremdunterbringung. Man kann sich auch über neue Pflegefamiliensysteme etwas überlegen, man kann sich auch überlegen, wie man zu mehr Pflegeeltern in dieser Stadt kommt. Vielleicht muss man mit anderen Bundesländern reden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man mit Fachexpertise an diesem Thema arbeiten kann.

 

Ich bitte Sie, das ernst zu nehmen. Sie haben gesagt, Sie wollen das gerne zuweisen, aus diesem Grund muss ich meinen Antrag zurückziehen und jetzt den neuen Antrag auf Zuweisung einbringen. Ich freue mich sehr, wenn das weiter besprochen wird und wenn Sie wirklich in dieses Thema hineingehen. Danke für das Ernstnehmen dieser Sache.

 

Damit bin ich fast am Ende. Verantwortung war das Thema der ÖVP. Verantwortung ist das, was ich auch gerne hier sagen will. Ich glaube, wir alle sehen, es gibt eine Verantwortung, wir alle sehen, es ist wichtig und es wäre gut, wenn wir uns auch hier nicht zu sehr nur darauf verlassen, dass vielleicht der Bund mehr machen könnte, sondern schauen: Hier in Wien ist auch noch Luft nach oben. Das ist zwar traurig, aber es ist andererseits auch schön, denn das heißt, hier in Wien können wir etwas verbessern, ohne dass wir vom Bund abhängig sind. Wir wissen nicht, wie sich der Bund weiterentwickelt, wir hier in Wien können Mittel in die Hand nehmen, wir hier in Wien können Strukturen verbessern, und ich bitte Sie, das ernst zu nehmen und das auch zu tun. Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Maximilian Krauss, und ich erteile ihm das Wort.

 

15.12.56

Abg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ)|: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Anwältin!

 

Auch von unserer Seite vielen Dank für den Bericht, vielen Dank auch für Ihre Tätigkeit in den vergangenen Jahren. Wir Freiheitliche haben ja auch einige Male Dinge kritisiert, wünschen Ihnen allerdings natürlich trotzdem persönlich alles Gute auf Ihrem weiteren Weg

 

Es wurden ja auch schon von meinen Vorrednern viele Punkte angesprochen, die in diesem Bericht kritisiert wer

 

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