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Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 79

 

und bitte um Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Berner, und ich erteile es ihr. Bitte.

 

15.01.26

Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Wunderschönen Nachmittag! Es ist heiß - hier herinnen nicht so. Wir haben schon ganz viel über den Bericht gesprochen, und trotzdem hoffe ich, dass ich noch ein bisschen etwas Neues dazu beitragen kann. Am Beginn steht natürlich auch zuerst ein Dank, ein Dank an Dunja Gharwal und Ihr Team dafür, dass Sie sich wieder ein Jahr lang eingesetzt haben und dass Sie das auch weiterhin tun. Danke, dass ihr auch so viel umgebaut habt und Neues probiert. Ich finde, das kann man auch mit einem Applaus unterstützen. Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.)

 

Es ist eine harte Arbeit, und immer, wenn man auf Missstände hinweist, ist es meistens nicht so, dass das sehr angenehm ist, wenn man mit dem Finger in die Wunde fährt, aber ich bin dankbar, dass ihr das macht, und ich bitte euch, diese Kraft weiter zu behalten, wie auch immer man sich jetzt verändert. Danke.

 

Zweitens möchte ich mich auch besonders bei Peter Sarto und Claudia Grasl für die unermüdlichen Monitoringbesuche bedanken. Es ist eine noch härtere Arbeit, direkt in die WGs zu gehen, direkt in die Krisenzentren zu gehen, direkt mit vielleicht gar traumatisierten Kindern oder zumindest auch mit den Betreuungspersonen zu sprechen. Das ist immer sehr belastend. Wir haben es auch vorhin bei der Rede von meiner Kollegin gehört, und ich möchte mich wirklich bedanken, dass Sie das machen, denn ohne Kontrolle kann da nichts verbessert werden. Es geht nicht darum, irgendjemanden zu blamen, sondern einfach darzustellen, wo man noch genauer hinschauen muss. Herzlichen Dank also ganz speziell an Claudia Grasl und Peter Sarto. Ich würde mir auch einen Applaus für sie wünschen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.)

 

Weil so viel gesagt worden ist, werde ich jetzt meine Rede ein bisschen anders anfangen, als ich es vorbereitet habe. Ich werde zuerst einfach nur sagen: Ja, es braucht dringend einen Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das haben alle gesagt, und ich werde es hier noch einmal wiederholen. Wir müssen es leider jedes Jahr sagen, wir werden es auch noch 100 Mal sagen, aber wir werden uns auch dafür einsetzen, dass das passiert.

 

Ja, es braucht mehr Inklusion auf vielen Ebenen. Wir GRÜNE haben dazu in letzter Zeit viele Anträge gestellt. Ich finde es super, wenn Sie, Herr StR Wiederkehr, das auch ernst nehmen und vielleicht auch aus dem Bericht ernst nehmen und sehen, wie dringlich es ist. Es braucht mehr Inklusion in dieser Stadt, vor allen Dingen, dass Kinder frühzeitig auch ins Bildungssystem inkludiert werden können und nicht wegen besonderer Bedürfnisse herausgehoben werden. Das ist in anderen Bundesländern möglich und sollte in Wien auch möglich sein.

 

Ja, dieser ganze Bereich braucht mehr Ressourcen, mehr Beachtung, mehr Personal und mehr „hands-on“ von Seiten der Politik, damit wir wirklich nicht nur schöne Worte haben, sondern auch tatsächlich eine Veränderung beibringen. Wir alle wissen, es gibt schon lange Schwierigkeiten in der Kinder- und Jugendhilfe. Gut, das will niemand beklatschen. Ich weiß, es ist auch nicht so angenehm. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)

 

Wir haben von Verantwortung geredet. Ich werde mich jetzt vor allen Dingen um das Monitoring in den Krisenzentren bemühen, weil sich hier ein Bild zeigt, das wir leider auch schon aus den letzten Jahren kennen, aber man muss es hier noch einmal verstärken. Es gibt nach wie vor einen Personalmangel, es gibt nach wie vor Pflegeverhältnisse, die nicht im richtigen Verhältnis stattfinden, und es gibt eine systematische Überlastung von Krisenzentren, die allen und auch der Kinder- und Jugendanwaltschaft Sorge bereiten.

 

In Wien können rund 2.400 junge Menschen bis 21 aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern, nicht in den klassischen Familien leben. Diese Kinder werden öffentlich betreut und in die öffentliche Obsorge genommen. Wir haben auch das schon gehört: Öffentliche Obsorge heißt, wir alle oder die Stadt übernimmt die Verantwortung für diese Kinder, und wir können das im Moment nicht ausreichend in einer ausreichend qualitätsvollen Weise machen. Das ist frustrierend, zu lesen, weil wir alle ja wollen, dass diese Kinder auch in einem guten Umfeld aufwachsen und vor allen Dingen, dass wir die Spirale von Gewalt und Vernachlässigung und Armut durchbrechen können. All diese Spiralen kann man durchbrechen, wenn man die Kinder frühzeitig in ein gutes Umfeld bringt. Ich bitte Sie darum, deshalb diese Wünsche auch der Kinder- und Jugendanwaltschaft ernst zu nehmen.

 

Worum geht es? Auch das haben wir gehört, ich werde es trotzdem kurz auflisten: Erstens, es gibt Schließungen von WGs auf Grund von Personalmangel. Das ist eine Katastrophe. Es sind schon jetzt die WGs überbelastet, und trotzdem werden welche geschlossen, obwohl wir zu viele Kinder und nicht zu wenige haben. Das kann nicht weiter sein. Wie kann es sein, dass wir niemanden finden, der da arbeiten will? Es kann sein, dass es an den Arbeitsbedingungen liegt. Bitte, bitte, nehmt die Wünsche ernst, die aus der Personalvertretung kommen! Nehmt es ernst, dass man über Stundenradeln, über Dienstzeiten, über Zugänglichkeiten, über Nachtdienste noch einmal redet und eine Form findet, sodass auch mehr Leute bereit sind, sich diesem schweren Beruf zu öffnen. Es gibt ganz viele engagierte Menschen, die bereit sind, sich sozial zu engagieren, und die auch bereit sind, für das soziale Leben in dieser Stadt ihre Arbeitskraft zu geben, aber sie brauchen Rahmenbedingungen, die sie nicht so ausbrennen lassen, dass sie nach drei Jahren wieder fliehen.

 

Wir hatten vor Kurzem eine Veranstaltung mit einer Diskussion zum Thema Jugend und Schwierigkeiten in der Jugend. Der Saal war gefüllt von Menschen um 25, die sich für soziale Arbeit interessiert haben und gesagt haben, sie kriegen keine Stellen für die Ausbildung. Wie sie dann vom Podium mehr aus dem Arbeitsalltag gehört haben, waren sie auch ein bisschen desillusioniert - sagen wir es einmal so. Ich glaube, das muss aber nicht sein. Wir haben genug Menschen, die sich gerne sozial

 

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