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Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 79

 

während wir sehen, dass das ein paar Kilometer außerhalb Wiens funktioniert. Vor Kurzem wurde eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tulln eröffnet, und diese wird heute mit Ärzten und medizinischem Personal bespielt, und zwar tagtäglich. Ein paar Kilometer außerhalb Wiens funktioniert es also, in Wien selbst funktioniert es hingegen nicht!

 

Wie gesagt: Vom Wiener Gesundheitsverbund und auch vom Herrn Stadtrat wird uns, egal, ob in der schriftlichen oder mündlichen Beantwortung von Anfragen, dauernd erzählt, dass man einfach kein Personal findet. - Das mag stimmen, weil der Wiener Gesundheitsverbund eventuell als Arbeitgeber nicht sehr attraktiv ist. Und wenn man sich dann noch ein bisschen in die Materie einarbeitet - und ich habe mir das am Wochenende wirklich angetan und mir das Jobportal des Wiener Gesundheitsverbundes angesehen -, dann stellt man fest: Uns Wienerinnen und Wienern ist ja versprochen worden, dass es im Krankenhaus Nord, heute Klinik Floridsdorf, eine stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie geben wird. Das Spital ist jetzt seit fünf Jahren in Betrieb, diese Station gibt es aber noch immer nicht. StR Hacker erzählt zwar, dass es diese gibt, es ist aber nachlesbar und nachweisbar - egal, mit wem man spricht -, dass es sie nicht gibt.

 

Ich habe mir jetzt einmal angeschaut, wie viele Kinder- und Jugendpsychiater die Klinik Floridsdorf aktuell in ihrem Jobportal sucht. Und ich war ziemlich erstaunt: Sie sucht nämlich keinen einzigen! Einerseits beklagt man sich also, dass man niemanden findet, andererseits sucht man aber im Jobportal niemanden. Ich möchte das jetzt nett formulieren und meine, dass man mit ein bisschen Fingerspitzengefühl sagen sollte, dass man überhaupt niemanden sucht, weil man eh von vornherein weiß, dass keiner kommt, weil die Bedingungen so unattraktiv sind, dass man aber nicht einen solchen Humbug erzählen und sagen sollte: Wir finden niemanden! Ich meine, das kann doch irgendwie nicht sein! Leider Gottes ist das in Wien aber der Fall.

 

Ich habe noch einige Punkte vorbereitet, die allerdings wahrscheinlich beziehungsweise ziemlich sicher erst nächste Woche, wenn beim Rechnungsabschluss Herr StR Hacker auch wieder einmal dabei ist, zur Sprache kommen werden. Dann besteht vielleicht die Möglichkeit, das mit ihm persönlich zu klären. Es gibt nämlich noch sehr viele Dinge, die im Wiener Gesundheitsverbund, nett formuliert, nicht rund laufen und die wir optimieren könnten. Das werden wir aber, wie gesagt, nächste Woche mit dem Herrn Stadtrat persönlich klären.

 

Sehr geehrter Herr Dr. Jelinek! Ihnen sage ich noch einmal ein Dankeschön für den Bericht und wünsche alles Gute. Im Best Case wäre es natürlich am Ende des Tages das Ziel, dass wir uns irgendwann einmal auch die Pflege- und Patientenanwaltschaft ersparen könnten. Als gelernter Wiener befürchte ich allerdings, dass das leider nie der Fall sein wird. - Danke. (Beifall bei der FPÖ)

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Prack. Ich erteile es ihm.

 

12.47.04

Abg. Georg Prack, BA (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr PatientInnenanwalt!

 

Ich darf heute in dieser Debatte Kollegin Huemer vertreten, die erkrankt ist.

 

Uns liegt der Tätigkeitsbericht der PatientInnenanwaltschaft für 2023 vor, für den ich mich gleich vorab bei Ihnen bedanken will.

 

Man muss leider feststellen, dass der Befund kein besonders positiver ist. Das kann man zunächst an der schieren Anzahl der Beschwerden, die bei der PatientInnenanwaltschaft eingelangt sind, festmachen. Die Zahl der Beschwerden, sowohl betreffend die niedergelassenen ÄrztInnen als auch betreffend die städtischen Krankenanstalten haben zugenommen. Die meisten Beschwerden im niedergelassenen Bereich betreffen übrigens ZahnärztInnen, und im Spitalsbereich betreffen besonders viele Beschwerden die Orthopädie, was auffällig ist, und aber bei Wartezeiten auf einen OP-Termin von derzeit bis zu einem Jahr auch nicht besonders verwunderlich ist.

 

Die Häufung von Beschwerden von Patientinnen und Patienten ist zuallererst die Folge von Personalknappheit. Ich zitiere den Bericht: „Lange Wartezeiten, wiederholte OP-Verschiebungen, Bettensperren und Kommunikationsmängel sind eindeutige Symptome einer zu knappen Personalausstattung.“ So heißt es auf Seite 23 des Berichtes. Das ist ein dramatischer Befund, sehr geehrte Damen und Herren, denn neben der eingeschränkten Versorgungsleistung, die man dann aus diesem Bericht auch herauslesen kann, erhöht sich durch eine zu knappe Personalausstattung wohl auch die Wahrscheinlichkeit für Behandlungsfehler. Unter Zeitdruck entstehen Fehler, das wissen wir alle. Das ist ein dramatischer Befund, weil auf Grund der langen Wartezeiten eine Mehrklassenmedizin bewirkt wird: PatientInnen, die es sich leisten können, weichen auf Privatspitäler aus.

 

Lange Wartezeiten, wiederholte OP-Verschiebungen, Bettensperren und Kommunikationsmängel. Das klingt zunächst einmal noch abstrakt. Deshalb möchte ich ein paar konkrete Beispiele aus dem Bericht herausgreifen. Es geht darum, dass Spitäler für Mandeloperationen bei Kindern eine Wartezeit von bis zu einem Jahr angeben. Es geht um Fälle wie jenen eines Kindes mit Blinddarmentzündung, das in einem Spital nicht aufgenommen und nicht operiert wurde. Stundenlanges Warten älterer PatientInnen in den Ambulanzen ohne Möglichkeit, etwas zu essen und zu trinken, ist eher die Regel als die Ausnahme. Weiters geht es um Mängel bei der kinderpsychiatrischen Versorgung. Die Abweisung eines suizidgefährdeten Jugendlichen, der danach Selbstmord beging, ist ein besonders drastisches, dramatisches Beispiel in diesem Bericht.

 

In anderen Fällen wird über viel zu frühe Entlassungen und mangelnde Therapien im Spital berichtet. Ein grob mangelhaftes Versorgungsangebot für Long-Covid-Patientinnen wird kritisiert. Es geht um sehr lange Wartezeiten auf MRT-Termine auch in dringlichen Fällen. Lange Wartezeiten, wiederholte OP-Verschiebungen, Bettensperren und Kommunikationsmängel sind eindeutige Symptome einer zu knappen Personalausstattung.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Uns muss klar sein: Wenn das Problem der geringen Personalausstattung im

 

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