Landtag, 26. Sitzung vom 23.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 68
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Zunächst möchte ich sagen: Die Verzichtsdiskussionen könnte man einfach auf die Art und Weise führen, dass man sagt: Verzichten wir auf die Dinge, die blöd sind! - Blöd ist zum Beispiel ein Überkonsum an industriell produziertem Fleisch. Genau dafür steht aber auch „Wiener Gusto“, nämlich erstens dafür, dass Fleisch unter Bedingungen, die tierfair und eben biologisch sind, produziert werden kann, und zweitens dafür, dass das auch im Einklang zu unserer Umwelt- und Klimapolitik steht.
Nehmen wir als Beispiel den Lainzer Tiergarten. Dort werden Rinder für die Weidehaltung eingesetzt. Das ist sehr wichtig, um die Weideflächen und Wiesenflächen offen zu halten, und das ist ein bestmögliches Beispiel dafür, dass man zum Beispiel Rinder an sich nicht verteufeln kann und soll. Das wäre ja absurd! Und genau in dieser Hinsicht arbeitet auch ein Biobetrieb. Die Rinder, die dort zum Einsatz kommen, werden dann zu Biorindfleisch von „Wiener Gusto“.
Last but not least gehört natürlich ein Wildmanagement zur resilienten Forstwirtschaft dazu. Wenn wir Quellschutzwälder haben, dann müssen wir die Quellschutzwälder auf eine Art und Weise bewirtschaften, dass der Boden sicher ist und die Quellen bestmöglich schützt. Dazu gehört Wildmanagement. Und was ist naheliegender, als dieses hochqualitative Fleisch auch sinnvoll als „Wiener Gusto“-Produkt zu vermarkten?
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg. Pipal-Leixner. Ich erteile das Wort.
Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landesrat!
Welche Maßnahmen werden, abgesehen von den eigenen Einrichtungen der Stadt Wien, die Sie schon erwähnt haben, gesetzt, um im Bereich der Gastronomie den Bioanteil zu erhöhen?
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich habe jetzt einerseits die Maßnahmen der Förderung und andererseits die entsprechenden Maßnahmen über den Konsum genannt. Die Maßnahmen, die wir in die Hand nehmen können, um dafür zu sorgen, dass es auch in der Gastronomie Biopionierinnen und -pioniere gibt, sind natürlich genauso zentral und auch eine echte Säule unserer Politik. Wir haben das Programm „Natürlich gut essen“ schon vor langer Zeit als Co-Finanzierungsangebot für Wiener Gastronominnen und Gastronomen ins Leben gerufen, um sie dabei zu unterstützen umzusteigen. - Die Voraussetzung für ein Bronzesiegel ist 30 Prozent Bioanteil, die Voraussetzung für ein Goldsiegel ist 90 Prozent, und dieses hat die überwiegende Anzahl der teilnehmenden Betriebe. Daran sieht man, dass sich auch in der Wiener Gastronomie wirklich viel verändert hat, und ich spreche jetzt von Spitzengastronomie bis zum Würstel- oder Kebapstand. Da hat sich wirklich einiges getan.
Es freut mich sehr, dass wir aktuell daran arbeiten, dieses sehr erfolgreiche Projekt auch auf verarbeitende Betriebe auszuweiten. Dieses Programm befindet sich derzeit in der Pilotphase. Verarbeitungsbetriebe werden beim Umstieg auf Bio unterstützt und inhaltlich beraten. Die Zertifizierungskosten werden gestützt, und damit können wir auch in diesem Bereich viel weiterbringen.
Im Rahmen des Programmes „Natürlich gut essen“ werden Gastronomiebetriebe auch aufgefordert, aktiv gegen die Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Es ist dies also wirklich eines der Erfolgsprogramme.
Besonders freut mich, dass ich den „Bio-Oscar“ entgegennehmen durfte, also den Preis für die beste Biostadt Europas, übrigens gemeinsam mit meiner Kollegin Lhptm-Stv.in Astrid Eisenkopf für die beste Bioregion, nämlich das Burgenland. Österreich hat da insgesamt sehr viel zu bieten.
Dabei wurde auch ein Wiener Gasthaus ausgezeichnet, nämlich die Luftburg als bester Biogastronomiebetrieb Europas. - Wie man sieht, tragen unsere wirklich umfassenden Programme auch Früchte. Herr Kolarik hat bei der Preisverleihung auch gesagt, dass ihn die Stadt bei seinen Vorhaben - er ist da der absolute Pionier - unterstützt hat, und er ist daher das beste Testimonial für unser „Natürlich gut essen“-Programm.
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg. Otero Garcia. Ich erteile das Wort.
Abg. Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Landesrat!
Danke für Ihre Ausführungen zu dem, was die Stadt Wien schon seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten im Bereich der Biolandwirtschaft tut, und auch für die Schilderung der aktuellen Entwicklungen. All das ist durchaus sehr positiv.
Sie haben selbst gesagt, dass biologische Landwirtschaft nicht nur für die Biodiversität und für die Gesundheit der Menschen gut ist, sondern dass es dabei auch um eine Klimaschutzfrage geht. Eine weitere klimarelevante Frage im Bereich der Landwirtschaft ist auch, mit welchen Energieträgern unsere Glashäuser beheizt werden. Sie wissen ja, dass der Wiener Gartenbau hauptsächlich mit Gas arbeitet. Im letzten Landwirtschaftsbericht stand die Energiekrise ebenfalls im Vordergrund. Auch dort wurde das als Problem erwähnt.
Wir haben vor einem Jahr hier einen Antrag gestellt, dass Sie ein Konzept für klimaneutralen Gartenbau in der Stadt vorlegen sollen. Dieser Antrag wurde hier mit der Begründung abgelehnt, dass Sie diesbezüglich eh so viel tun. Deswegen möchte ich nachfragen, was sich seit einem Jahr in diesem Bereich getan hat, um den Gartenbau in Wien klimaneutral zu gestalten.
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage.
Zuerst möchte ich Ihnen einmal absolut recht geben, dass die Energieausstattung, aber insbesondere natürlich die Energiepreise für die StadtgärtnerInnen - ich meine jetzt nicht die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MA 42, sondern die Gärtner und Gärtnerinnen, die das Gemüse anbauen - eine riesengroße Herausforderung darstellen. Dabei geht es vor allem um das Beheizen der Glashäuser
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